Berlin - Wiederaufbau der Bauakademie

  • Etwas Off-Topic: In einem Buch über Chicago bin ich auf dieses interessante Bild gestoßen, offenbar wurde dort 1892 eine Art Bauakademie-Doppelgänger gebaut, die Ähnlichkeit ist schon deutlich.

    SAIC Digital Libraries : Item Viewer

    Nachdem ich über das weitere Schicksal des Gebäudes dann aber nichts mehr finden konnte, wurde ich in google maps schlauer. Wenn ich die Adresse „1001 West Randolph Street, Chicago, IL, United States“ eingebe, schaue ich genau auf das rote Gebäude rechts in Bild, das vermutlich im Lauf der Zeit deutlich verändert und wohl vor allem neu verklinkert wurde. Die fußartigen Gebilde unten am Gebäude scheinen noch original zu sein.

  • Der Förderverein zum Wiederaufbau der Schinkelschen Bauakademie hat ein sehr interessantes Video über den Schinkelbau herausgebracht (ca. 15 Min.), das hier eingesehen werden kann:
    http://www.schinkelsche-bauakademie.de/video.html

    Es bleibt zu hoffen, dass die Zeit des Stillstands, der Plastikplanen und der Dampfplauderei bald zu einem Ende kommt. Die Hoffnung auf einen mittelfristigen Wiederaufbau ist insofern - wie ich meine - nicht ganz unberechtigt, weil ein wiederaufgebautes Stadtschloss mit einer Plastikplanen-Bauakademie als Gegenüber an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten wäre. eek:)

  • Keinesfalls nur nach dem Flughafen-Debakel traue ich Berlin aber jede Peinlichkeit zu. Schon die Pläne für den Petriplatz sind peinlich für eine Hauptstadt und deren historische Mitte. Also, ich traue denen durchaus ein Schloss ohne Kuppel und eine Bauakademie aus Planen zu. Daneben eine Halfpipe für Skater oder ein provisorischer Café-Kubus, und man fühlt sich dabei noch total sexy.

  • Zitat

    [...]
    Dazu kam, dass der IBA das Geld ausging: Nach neuen Regularien Berlins durfte der Verein seine Planen nicht mehr für großflächige Werbung nutzen. Resultat: Verfall. Gerhard Hoya, Vorsitzender der Gesellschaft Historisches Berlin, in bitterer Ironie: „Eine Visitenkarte erster Klasse für Deutschland.“

    Hinter den Kulissen versuchten die beiden nicht gerade befreundeten Vereine, das Projekt flott zu machen. Der FB mit dem Vorsitzenden Wolfgang Schoele gründete eine Errichtungsstiftung, die IBA-Leute suchten Mäzene. Paul Kahlfeldt, Architekt und IBA-Vorstandsmitglied: „Wir haben einen Interessenten.“ Das sei sehr konkret, auch wenn das Verhältnis von kommerzieller und Akademie-Nutzung des Neubaus noch „austariert“ werden müsse.

    Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ist davon angetan und kündigte an, entsprechende Gespräche zu führen.


    http://www.berliner-kurier.de/kiez-stadt/bau…8,21446838.html
    12.01.2013

  • Keinesfalls nur nach dem Flughafen-Debakel traue ich Berlin aber jede Peinlichkeit zu. Schon die Pläne für den Petriplatz sind peinlich für eine Hauptstadt und deren historische Mitte. Also, ich traue denen durchaus ein Schloss ohne Kuppel und eine Bauakademie aus Planen zu. Daneben eine Halfpipe für Skater oder ein provisorischer Café-Kubus, und man fühlt sich dabei noch total sexy.

    Ich traue Berlin ebenfalls alles zu! Und so 'ne Halfpipe für Skater ist doch wesentlich toller und hipper als so´n doofer Schinkel-Bau. So etwas passt ja auch gar nicht zu einer Party-Hauptstadt. Und so´n Kubus kommt ja auch immer prima an...


    Moderationshinweis (Palantir):
    Die Fortsetzung der Partystadt/Image/Touristenströme-Diskussion findet sich hier:

    Allgemeine Fragen und Anmerkungen zu Berlin

    Für weniger Ideologie!

  • Und nun auch angebracht - die Atrappe ist wieder ungebleicht und vollständig sowie bereit, ein paar weitere Jahre zu hängen.


    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Steht das Schloß, kommt auch die Bauakademie. Jedenfalls hoffe ich auf einen positiven Dominoeffekt.

    Plus Outre

  • Das teure ist nur die Stehzeit des Gerüstes, sofern es einem nicht selbst gehört. Das Sujet wird auf eine Plane daraufgedruckt und kostet pro Seite zwischen 6.000 € und 10.000 €. Als ca. kleinergleich 40.000 € ohne Gerüst, das hofffentlich dem Betreiber gehört. Wenn man ab und zu einen Teil der Planen als Werbeflächen vermiete, dann kann man sich das sogar komplett refinanzieren und darüber hinaus einen Überschuss anhäuffen. Ich denke, das ist eine gute Idee mit dem Modell, damit sich die Bauakedemie wieder ins Herz der Berliner brennt! Dass die Bauakademie früher oder etwas später wiederkommt, ist vermutlich auch dieser Konstruktion geschuldet und dem unbändigen Willen Herrn Kollhoffs. Das hat auch schon bei der Stadtschloßfassade gut funktioniert.

    Wer ist dabei, bei so einer Art Konstruktion für den Pirnaischen Platz in Dresden ;)

  • Neben dem wunderbaren visuellen Eindruck, den die Schinkelsche Bauakademie hinterlässt, stechen mir allerdings auch gleich die farbig herausgehobenen Rohre ins Auge. Es gehört m. E. zu einer regelrechten Unsitte Berlins, jedes hundsnormale Entwässerungsrohr, das mitnichten nach irgendwelchen ästhetischen Gesichtspunkten gestaltet ist, ob der auftragenen poppigen Farbe gleich zum Kunstwerk zu erklären.

  • Bin kein Experte aber ich glaube die unterschiedlichen Farben dienen der Orientierung was wohin führt und hingehört. Während des City-Tunnel Baus in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] sah man dort die gleichen Rohre durch die Stadt laufen. Insofern ist das kein Berliner Spezifikum.

  • Ist zwar ärgerlich für die Touris, die gerne Fotos machen, aber sonst sollte das kleinste Problem sein. Und ob Grau oder "Naturrost" besser aussieht...? Da hat man aus der Not quasi eine Tugend gemacht.

  • Auch wenn ich hier darüber keine - sachfremde - Diskussion anzetteln will, so doch drei Bemerkungen nochmal zur Farbigkeit der Entwässerungsrohre:

    1. Orientierung war auch früher zweifellos da, wo die Rohre rostig braun, hellgrau oder sonstwas waren und kaum auffielen, und ich glaube, da haben Baustellen tendenziell noch übersichtlicher und gewissenhafter funktioniert, wenngleich auch weniger als Zurschaustellung.

    2. Ich kann selbstverständlich nicht den Überblick darüber haben, wo das angefangen hat, auf jeden Fall weiß ich, dass Berlin damit schon recht früh anfing, sich als Stadt der Baustellen regelrecht zu verkaufen. Dazu gehören dann poppig farbig aussehende Kräne und Entwässerungsrohre in manchmal schreiende Farben, dass sie ganz bewust schon auf weite Entfernung gesehen werden und alles andere überdecken, schon dazu. Andere Städte, wie [lexicon='Leipzig'][/lexicon], so vermute ich mal, wollten da bei diesem PR-Konzept einfach nicht zurückstehen.

    3. Etwas bewusst provokativ geschrieben: Liegt der Unterschied zwischen der 1960er-Jahre-, der 1970er-Jahre-Maxime, Neubau vor Restaurierung, die Jörg Müller in seinem Band "Hier fällt ein Haus, dort steht ein Kran ..." so trefflich charakterisiert hat, nicht vor allem darin, dass dieses heute teilweise wieder fröhliche Urständ feiernde Motto auch im besseren Verkauf und in einer besseren Vermarktung begründet ist?

    Noch provokativer gefragt: Hätte das Schreckensszenario, dass Jörg Möller in seinen beiden Bildbänden so treffend ins Bild brachte, mit gleicher Wirkung gezeichnet werden können bei durchgestylten Baggern, bei farblich durchdesignten Kränen, bei peppigen Rohren, kurz: bei einer "farbenfrohen Abriss- und Neubauparty?

    Es muss gewiss nicht alles nach graue Maus aussehen, aber besteht Grund, Entwicklungen in dieser Hinsicht nachzuzeichnen, als gegenseitig sich bestärkende Gemengelage, wobei auch zweifellos "mildernd" geschrieben werden muss, dass auch Rekonstruktionsbauten wie [lexicon='das Berliner Schloss'][/lexicon] und das [lexicon='Potsdamer Stadtschloss'][/lexicon] mit farbiger Krangestaltung daherkommen.