Berlin - Wiederaufbau der Bauakademie

  • Also um zumindest dem Inneren auch eine schinkelsche Seele zu geben, müsste man bitte unbedingt auch das Treppenhaus wiederaufbauen! Wir wissen zu 100%, dass keiner der heutigen Architekten etwas besseres und stimmigeres zustande bekäme.

  • Zitat von Die Welt


    Wenn es wirklich um den Wiederaufbau von Schinkels Bauakademie gehen soll, müsste die Vorgehensweise genau umgekehrt sein. Sie müsste vom Gebäude und seiner vorbildlosen Konstruktion ausgehen, die für sich allein eine einzigartige „Lehranstalt“ für Ethos und Anspruch modernen Bauens darstellt.
    Zu solcher Demut vor Schinkels Baus ist der schwerfällig voran- (und immer wieder zurück-)trottende Tross der Baufunktionäre von heute nicht mehr in der Lage. Er will seine eignen selbstherrlichen „kreativen“ Akzente setzen und vergibt damit die Chance, dass uns – wie es einmal Goethe eingefordert hat – „die große und riesenhafte Gesinnung unserer Vorfahren zur Anschauung gelange und wir uns einen Begriff machen können von dem, was sie wollen durften“.

    https://www.welt.de/kultur/kunst-u…ehr-faehig.html

  • Ein wirklich guter Artikel! Ein kleiner Rechenfehler hat sich aber eingeschlichen, der das Revolutionäre bei Schinkel dann doch übertreibt:

    Zitat von Die Welt

    183 Jahre vor dem Bauhaus zeigte der preußische Architekt im Alleingang, wie sich zweckrationale und ästhetische Ansprüche in einem neuen Bautyp vereinen lassen.

    Vielleicht kann man den Satz aber in zwei Jahren variieren: Zu seinem hundertjährigen Jubiläum und 183 Jahre nach Schinkel zeigt das Bauhaus (beziehungsweise das, was davon übrig ist), wie sich zweckrationale Ansprüche durchsetzen lassen, ohne auf ästhetische Belange zu achten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Citoyen (20. Februar 2017 um 08:27)

  • So richtig verstehe ich es auch nicht.

    Die immer wieder zitierte Aussage von Frau Hendricks "Schinkels rekonstruierte Akademie darf keine bloße Kopie des Originals werden, sondern muss eine Denk- und Kreativfabrik sein, die Wissenschaft und Kunst, Forschung und Lehre, Theorie und Praxis unter einem Dach zusammenführt", scheint sich ja auf die Institution Bauakademie zu beziehen, nicht auf das Gebäude.

    Wenn man die Ausführungen: "Die Schinkelsche Bauakademie stand in Berlin wie kaum ein anderes Gebäude seiner Zeit für die architektonische Moderne. Das Bauwerk galt in seiner Konstruktionsweise als revolutionär für das 19. Jahrhundert." auf der Seite der Bundesregierung ernst nimmt, ist auch alleine eine Rekonstruktion des gesamten Baues sinnvoll. Das "revolutionäre" der Bauakademie, lag ja nicht (ausschließlich) in dessen Fassadengestaltung, sondern in erster Linie in der Konstruktion des Gebäudes. Wenn man hierauf abstellt muss dann auch das gesamte Gebäude möglichst nah am Original rekonstruiert werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (21. Februar 2017 um 15:26)

  • Nachdem es immer wieder diese Unklarheiten über die Art und Nutzung des Wiederaufbaus gibt, habe ich mal die Einleitung des Wikipedia-Artikels um die Essenz des bisher Bekannten ergänzt - sowie um die Bedeutung des Bauwerks in seiner Gesamtheit. Bisher stand dort nur etwas zur Institution.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Bauakademie

    "Das 1832 bis 1836 errichtete Akademiegebäude wurde auf dem Alten Packhof zwischen Kupfergraben und Friedrichswerderscher Kirche nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel errichtet. Seine Konstruktionsweise sowie die Fassaden- und Innengestaltung galten als revolutionär und wegweisend für modernes Bauen. Der Bau wurde im Verlauf auch für öffentliche Ausstellungen, Veranstaltungen und diverse Institutionen wie die erste deutschsprachige Bildstelle genutzt. Im Jahr 1837 gestaltete der Gartenbaumeister Peter Joseph Lenné den davorliegenden Freiraum, der später zu Ehren Schinkels Denkmalbauten erhielt und Schinkelplatz genannt wurde.

    Nach einem Bombenangriff brannte das Gebäude der Bauakademie 1945 aus. Der Wiederaufbau hatte bereits begonnen, wurde jedoch 1956 eingestellt. Die DDR-Regierung ließ den Rohbau 1962 für den Neubau des Außenministeriums abreißen, welcher wiederum 1996 entfernt wurde. Im Jahr 2004 wurde durch einen Förderverein die einstige Fassade als Riesenposter auf Gerüstplanen gedruckt und eine Gebäudeecke aus Ziegeln errichtet. Ab 2008 wurde der Schinkelplatz in alter Gestalt wiedererrichtet. Für den baldigen Wiederaufbau des Akademiegebäudes beschloss der deutsche Bundestag 2016 die Mittelfreigabe. Es soll voraussichtlich als ein Forum für nachhaltiges Bauen, Städtebau und digital unterstütztes „Bauen 4.0“ dienen.[1]

  • Es ist wie vorhergesagt. Zunächst nur Andeutungen, dann Infiltration, dann offene Forderungen, dann geht's zur Übernahme der Entscheidungsgewalt.
    Das taktische Vorgehen der unheilvollen Netzwerkler ist von der gleichen Strategie getragen wie das der DITIB.

    Wie viel Schinkel muss sein? Debatte um die Bauakademie - Berliner Morgenpost

    Schinkels Bauakademie könnte eine neue Fassade bekommen - Tagesspiegel


    Sie wollen nicht nur 2/3 des Schinkelplatzes versauen, sondern gleich den ganzen! :boese:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Spätestens dann wird jedem klar, dass das Original der beste Entwurf ist.


    Das Problem ist nur, dass eben nicht "Jedermann" entscheidet, sondern eine meist "modernaffine" Jury.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Ein Wettbewerb zur architektonischen Gestaltung und zur Nutzung des als Vorläufer der Moderne geltenden Gebäudes vis-à-vis des Schlosses soll „noch in dieser Legislaturperiode“ stattfinden, sagte der Staatssekretär im Bundesbauministerium, Florian Pronold. Wie bitte, auch zur Architektur? Ja, sagt Pronold, obwohl er „keinen Diskurs“ zur Gestaltung der Fassade erwartet – anders als es etwa beim Schloss, dessen Fassadenrekonstruktion nach historischem Vorbild umstritten war. Teilnehmer am Wettbewerb werden trotzdem versuchen dürfen, mit ihrer eigenen Gestaltungskünsten Berlins Großbaumeister Schinkel auszustechen. Der Bund will das jedenfalls nicht verbieten, allein schon um eine allenfalls denkbare Auseinandersetzung darüber im Keim zu ersticken.

    Logisch, denn dieser Schinkel wird doch maßlos überschätzt. Den genialen und kreativen Baumeistern der Gegenwart kann Schinkel doch nicht mal im Ansatz das Wasser reichen. Zudem wimmelt es in unseren Städten doch geradezu überall von diesen furchtbaren Rekonstruktionen, da müssen die Genies der Gegenwart doch auch endlich mal dazu beitragen dürfen, mit ihren "Gestaltungskünsten" (!) unsere Städte zu verschönern.
    Und wenn man sich die Architektur der Gegenwart so mal ringsrum anguckt, dann liegt doch die Vermutung nahe, was statt Schinkel kommen dürfte: Eine wunderschön-kreative Raster- oder Kästchenfassade ohne spießige Fassadengliederung und "auftrumpfenden Gestus", wie Regula sagen würde, wie z.B. diese:


    Von Rüdiger - photo taken by Rüdiger Wölk, Münster, Germany, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=766530

    oder diese:
    Von Foto: Wienwiki / Johann Werfring, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32326968


    Das herausragendste Beispiel für Moderne Architektur war freilich das DDR-Außenministerium, auch 100-mal schöner und interessanter als Schinkel, das könnte man doch eigentlich wieder aufbauen...


    .
    :gehtsnoch::gehtsnoch::gehtsnoch:

  • Als Pressesprecher des Vereins würde ich gerne mit Berliner Vereinsmitgliedern eine Pressemitteilung oder einen offenen Brief an die Stadträte formulieren, in dem wir eine gemeinsame Position zur Bauakademie fordern, die natürlich in eine weitgehende Rekonstruktionsforderung einmündet. Wer von euch sieht sich als Experte der Bauakademie, der mir dabei (als Nicht Berliner) helfen könnte? D.H. welche Teile des Gebäudes sind eurer Meinung nach unbedingt zu rekonstruieren? Was würdet ihr fordern, was wäre mach-und nutzbar?

    Ich bitte euch alle um Mithilfe!

  • Unbedingt die Fassade und natürlich das geniale Schinkel´sche Treppenhaus! Dass die beiden Portale auch wieder in situ eingebaut gehören, sollte selbstverständlich sein! Dass das eine Portal in einem Depot vergammelt ist eigentlich eine Frechheit für die gesamte deutsche Kulturnation!

    Schinkel war nicht nur ein genialer Architekt, sondern der erste "Designer" der Neuzeit überhaupt! Die Schinkel Bauakademie könnte die deutsche Visitenkarte sein, worauf man wirklich einmal richtig stolz sein darf! Ehrt Eure deutschen Meister...(steht in großen Lettern am Wiener Konzerthaus)!

  • Mir schwant nicht Gutes... Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man ähnlich wie beim Stadtschloss durchboxt, nicht alle Fassaden zu rekonstruieren. Womöglich nur die eine zum Schinkelplatz...oder sogar nur die Ecke die im Moment steht und der Rest wird modern. :/

  • Immer dieses nervtötende und zermürbende Totquatschen von eigentlich selbstverständlichen Dingen - Ich habe noch die tödlichen sich immer im Kreis drehenden Diskussionen Pro und Contra Schloßfassaden, die sich von ca. 1990 bis 2014 in einschläfernder Weise hinzogen in den Knochen. Ich bin darüber regelrecht vergreist und fing an seelisch zu vertrocknen.
    Die Diskussionen bringen auch nichts. Man wird niemals ideologisch verkalkte Menschen umstimmen können. Das hat die Schloßdebatte, die ca. ein viertel Jahrhundert dauerte, deutlich gezeigt.
    Und jetzt soll das wieder mit der Bauakademie von vorne los gehen? Wenn das wirklich darauf hinausläuft, sollen die Modernisten doch die letzten Plätze mit ihren seelenlosen Kisten zuknallen. Diesem Land ist dann wirklich nicht mehr zu helfen.