• Schön zu sehen, dass auch sowas wie die Treppe (auch wenn die wohl "nur" 19. Jahrhundert ist) mittlerweile erhalten wird, gerade sowas wurde parallel mit Haustüren noch vor 15 Jahren nahezu mit Garantie herausgerissen und durch Baumarkt-Schrott ersetzt.

    Danke für die Bildupdates, und nicht aufgeben - wie es um die Rezeption von Fachwerk hier im Forum z. B. gegenüber der Gründerzeit völlig zu unrecht bestellt ist, habe ich ja schon öfter anklingen lassen. Ist aber wohl nur repräsentativ, genießt Fachwerk doch in der breiten Bevölkerung immer noch das Ansehen des kleinbürgerlichen und rückständigen, obwohl sie die Grundpfeiler der Geschichte bürgerlicher Architektur sind.

  • Als ich beim letzten mal einen der Maurer sprach, fragte er, ob ich auch vorhätte ein Fachwerkhaus zu bauen und sagte gleich hinterher: "Machs bloß nicht!" Vielleicht meinte er damit Kosten und Mühe :keine ahnung:

  • Zitat von "Kindvon2dresdnern"

    Als ich beim letzten mal einen der Maurer sprach, fragte er, ob ich auch vorhätte ein Fachwerkhaus zu bauen und sagte gleich hinterher: "Machs bloß nicht!" Vielleicht meinte er damit Kosten und Mühe :keine ahnung:

    Dieses Zitat des Maurers ist natürlich typisch für den reinen "Bautechniker". Du sieht es ja selbst: Es geht alles, aber es ist schon ein unglaubliche Pflickschusterei. Vor allem, wenn, wie in diesem Fall, die vorgefundene Substanz eher schlecht ist.
    In den 90er Jahren wurde bei mir zu Hause im Raum Bielefeld/Herford häufiger in ähnlicher Form Fachwerkhäuser saniert. Es handelte sich dabei meist um etwas ältere, hochwertiger abgezimmerte Häuser (Zeitraum 1700-1830), die relativ dicke Eichenbalken hatten. Auch nach dem Entfernen aller Gefache hielten die Zapfenverbindungen in der Regel noch sehr gut zusammen. Es gab Beispiele, bei denen das ganze Gerippe im Original bleiben konnte, nur Schwelle, Ständerfüße und notwendige Änderungen wurden dann erneuert, meist mit Eisenwinkeln (weil kleine Änderungen im stehenden Gefüge oft schwer möglich sind (Ja... es gibt da auch Tricks mit sog. "Jagdzapfen" usw.) Bei so gut erhaltenen und von vorn herein hochwertig abgezimmerten Gefügen lohnt sich der Aufwand der vorsichtigen Sanierung auf jeden Fall.

  • Es gibt wieder eine Aktualisierung des kleinen Fachwerkhauses. Schade die Treppe wurde anscheinend doch ausgebaut (vielleicht wird sie ja überholt und wieder eingebaut...

  • Sehe ich richtig, dass der Betonsockel an der Ecke aus der Wandflucht vorkragt? Wenn ja, befürchte ich, dass vor das echte Fachwerk noch Bretter aufgenagelt werden und die Zwischenräume mit Dämmwolle "ausgefacht" werden, wie ich in letzter Zeit öfters gesehen habe.

  • ....und dann wurde es mehr eine Rekonstruktion als eine Sanierung... die alte Substanz war halt schon ziemlich marode.... trotzdem schön.

    Zitat von "Alexander"

    Sehe ich richtig, dass der Betonsockel an der Ecke aus der Wandflucht vorkragt? Wenn ja, befürchte ich, dass vor das echte Fachwerk noch Bretter aufgenagelt werden und die Zwischenräume mit Dämmwolle "ausgefacht" werden, wie ich in letzter Zeit öfters gesehen habe.

    Denke schon, dass es sichtbares Fachwerk bleibt. Die Balken sind sauber verzimmert, die Lehmsteine sind etwas zurückgesetzt vermauert, so dass zwischen der Vorderkante Balken und Steinen noch Platz für 2cm Putz bleibt. Außerdem wurden die Holznägel schön gleichmäßig auf Länge geschnitten. Die Sockel kragen (in dieser Region) eigentlich immer etwas aus.

  • Ich sehe das auch wie Leipziger. Umsonst wären die Holznägel nicht. Zu der Ausfachung: das scheint ja bei solchen Projekten üblich zu sein Lehmziegel mit Strohanteil zu verbauen. Bei einem anderen Haus in Essen-Stadtwald wurde die Wand sogar so belassen und nicht mehr verputzt. Macht man denn das gar nicht mehr auf die alte Art mit dem Weidentgeflecht?

  • Ok, ok, die Holznägel haben mich überzeugt, dass da keine Bretter mehr drüberkommen.
    Es ist auf deinem Bild leider schlecht zu erkennen, aber bist du dir sicher, dass das Lehmziegel sind? Sieht eher nach rauhen Standardklinkern auf. Das Gegenteil würde mich jedoch erfreuen.

  • Ich denke schon, das das Lehmziegel sind. In Herdecke wird auch gerade ein Fachwerkhaus restauriert und die verwenden die gleichen Ziegel, und der "Mörtel" hat ja auch eher eine lehmigere Farbe.
    Schön das auch solch kleinen Häuser fachgerecht saniert werden. Gerade diese z.T. nichtmal unter Denkmalschutz stehenden Häuser in ländlicher Gegend sind so wichtig für ihre Region.
    Wenn man sich nur vorstellt wieviele "Häuslebauer" und " Baumarktrenovierer" an solchen Häusern rumpfuschen........ :(

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • @ Aedificium
    Ich nehme an, du meinst dieses Fachwerkhaus in Herdecke. Das Foto ist von November letzten Jahres, wie weit sind die Bauarbeiten heute fortgeschritten?

  • Von aussen ist kein Fortschritt zu bemerken, vermute allerdings dass die Innenarbeiten jetzt dran sind. Versuche mal ein Blick rein zu werfen.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • So ich habe heute die Gunst der Stunde genutzt und die verlassene Baustelle betreten. Der Besitzer möge es mir verzeihen.

    innen


    Desweiteren habe ich das besagte Haus in Essen-Stadtwald aufgesucht. Es zeigt sich nach den Sanierungsarbeiten so:

    Ob das noch verputzt wird weiß ich nicht. Sieht jedenfalls ziemlich abgeschlossen aus. Vielleicht warten die aber auch nur auf besseres Wetter.

    Das Nachbarhaus zeigt sich jedenfalls im typischen Gewand

    Sockel

  • @ Kindvon2dresdnern: Vielen Dank für die wagemutigen Bilder!!

    Dies scheint wohl das Tal der fachgerechten und liebevollen Restaurierungen zu sein. :zwinkern:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Zitat von "erbsenzaehler"

    Dein Wauwau? :zwinkern:


    Ja, hat sich doch der Balou ins Bild geschlichen...

    Zitat von "Aedificium"

    Dies scheint wohl das Tal der fachgerechten und liebevollen Restaurierungen zu sein. :zwinkern:


    Naja, bei Gründerzeitlern würd ich das nicht mehr sagen, da ist es z.T. verheerend, wie dort kaputtsaniert wird.

  • Zitat von "Kindvon2dresdnern"

    So ich habe heute die Gunst der Stunde genutzt und die verlassene Baustelle betreten. Der Besitzer möge es mir verzeihen.


    Du ahnst nicht, wie oft ich bei solchen Aktionen im "ländlichen Bereich" schon einen Rüffel bekommen habe 8) Da steht dann schneller als man denkt der Besitzer oder ein Nachbar usw. neben einem. Dann schnell den Fotoapparat verstecken, sonst gibts meist noch einen härteren Spruch dazu.

    Die Lehmsteine müssen übrigens zwingend verputzt werden, denn sie sind nicht "wasserfest" - jahrelanger Regen würde die ganze Gefachfüllung wegwaschen. Bei verfallenen Gebäuden kann man manchmal sehen, wie das aussieht. - Bei dem "Referenzobjekt" sieht man auf dem Detailbild (2. Bild über dem Bild mit dem Wauwau), dass auch hier Putz geplant ist, dann sonst würden die Steine nicht gegenüber dem Holzwerk zurückspringen.
    Die Lehmsteine als Ausfachung für Holzfachwerk sind übrigens bautechnisch eine gute Wahl, da Lehm ähnliche Eigenschaften hat wie Holz.

    Mit dem angesprochenen Wellerwerk (Weidengepflecht mit Lehmbewurf) ist das so eine Sache. Bei wenig beschädigten Gefachen bevorzugt im oberen Wandbereich ist ein Aufarbeiten durchaus möglich. In diesem Bereichen ist dann allerdings eine Schädlingsbekämpfung kaum möglich. Der alte Lehm muss dann (laienhaft gesagt) wieder angefeuchtet werden und neuer Lehm angearbeitet werden.
    Neu würde man kein Wellerwerk herstellen, da es viel kleinteilige Handarbeit ist und diese ist (bei Ausführung durch Firmen) teuer.