Frankfurt a. M. - das Bahnhofsviertel

  • Ist teilweise schon lächerlich, wenn der selbst der Opel "Adam" schon englisch ausgesprochen wir, weil's halt sonst nicht "cool" ist....wer Adam von Opel war weiß ja eh keiner mehr....

    Aber zurück zum Thema: Das Bahnhofsviertel hat unglaublich viel Potenzial, da Kaum kriegszerstört-die meisten Verluste entstanden bedauerlicherweise erst nach dem Krieg: Schumann-Theater, Carlton-Hotel etc.

    Die Baumaßnahmen der letzten Jahre brachten ja auch mal mehr (Kaiserstraße 48), mal weniger (Kaiserstraße 58), aber immerhin doch Verbesserungen. Auch das "Twenty7even" wirkt klassisch/hochwertig.

  • Vielleicht könnte jemand aktuelle Eindrücke vom Hotelprojekt Niddastraße 60-62 ("Novum Style") darbringen?
    Habe leider keinen Entwurf für Frankfurt gefunden, jener für Regensburg wirkt aber sehr solide und klassisch-frühmodern, das könnte was werden.

    "erbse", ich bin heute Abend die Karlstraße entlang gefahren und habe im Vorbeifahren in die Niddastraße gelugt. Dort ist zwar ein Bauzaun, aber ich habe noch keine erkennbare größere Bautätigkeit erkennen können. Es war allerdings schon dunkel. Insofern wird dieses Projekt wohl noch ein bisschen dauern. Das als Information.

  • Diese Woche war ich von Dienstag bis Freitag in Frankfurt umhergeschweift, ausgerechnet während den Hitzetagen bei durchschnittlich 30°. Somit werde ich in nächster Zeit einige Eindrücke aus der Stadt und Kommentare hinterlassen.

    Zuerst mal vier Schnappschüsse in der ersten Minute meines Aufenthalts, als ich das Bahnhofgebäude in Richtung Kaiserstrasse verliess.


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    (Ich reiste zwar mit dem Schnellbus und hatte dafür am Schluss der Rückreise eine hollywoodreife Filmszene erlebt: am Autobahnende vor Konstanz wurde unser Bus von der Polizei angehalten. Zuerst dachte ich, vielleicht eine Busfahrerkontrolle betreffend Ruhezeiteinhaltung etc.. Doch nein, zwei Polizisten nahmen uns Fahrgäste unter die Lupe. Mein Sitznachbar (Latino) sagte zu mir „Och nein, die kontrollieren sicher wieder wie immer ausgerechnet mich. Und prompt - er war einer der vier, deren Pässe eingefordert wurden. Zwei Personen mussten zur näheren Kontrolle sogar aussteigen. Weit von hinten hörte ich dann einen Hubschrauber fliegen, und ich sagte spasseshalber zu meinem Nachbar „Siehst du, da kommt schon der Hubschrauber hergeflogen, um dich mitzunehmen“. Just dann drehte der Hubschrauber eine grosse Schleife, um mit grossem Staubaufwirbeln wenige Meter vor unserem Bus auf der Autobahn zu landen. Plötzlich kamen von hinten vier weitere Polizisten in Kampfmontur Richtung Helikopter hergerannt, um auf diesen aufzuspringen, wonach der Helikopter wieder wegflog. Nach 10 Minuten dann wurden die vier Pässe zurückgegeben und uns eine gute Weiterfahrt gewünscht. Somit war das traute Bild im Grünen mit Bodensee, Insel Reichenau und meinem Heimatland im Hintergrund wieder in Ordnung. Die Szene wird mir aber im Zusammenhang mit meinem Frankfurt-Ausflug in Erinnerung bleiben… :) ).


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    Es sind zwar bekannte Bilder, aber die leidige Situation mit den fehlenden Dächern und Eckkuppeln muss einfach immer wieder in Erinnerung gerufen werden! Die Neugestaltung des Bahnhofplatzes selbst ist offenbar noch nicht vorangekommen; jedenfalls sieht er immer noch so aus, als im zugehörigen Strang vor sechs Jahren der letzte Beitrag geschrieben wurde.


    Ecke Bahnhofplatz-Taunusstrasse. Der unbefriedigende Zustand der Dachzonen dauert nun schon zwei Jahrzehnte länger als der originale Zustand (gut 50 Jahre mit originalen Dächern, gut 70 Jahre mit Dachprovisorien).


    Ecke Bahnhofplatz-Kaiserstrasse Nordseite.


    Bahnhofplatz mit der Einmündung der Kaiserstrasse.


    Gleiche Ansicht vor rund 100 Jahren… (1912 gelaufene Ansichtskarte, ohne Verlagsangabe).


    Ecke Bahnhofplatz-Kaiserstrasse Südseite. Die Besitzer der Gebäude - egal ob privat oder reichste Gesellschaft - kann niemand zwingen, die originale Dachgestaltung wieder her zu stellen. Was ich aber bedenklich finde, dass in der Bauordnung der Stadt offenbar in keinem Artikel verlangt wird, dass bei Renovationen und Umbauten störende Elemente zu entfernen sind. Ich ziele hiermit vor allem auf die überdimensionierten Leuchtreklamen oberhalb der Traufen ab. Wenn es aber nicht mal die Stadt selber schafft, angemessene Dachgestaltungen beim eigenen Rathaus zu vollbringen, dann ist der in der Stadt herrschende Tenor klar.


    Bahnhofplatz mit Kaiserstrasse und Kronprinzenstrasse, heute Münchener Strasse (1905 gelaufene Panoramaansichtskarte, ohne Verlagsangabe).

  • Erstaunlich, welchen schlechten Geschmack ein Immobilien-Unternehmen wie Dr. Lübke hat.
    Sich in einer 1A-Lage heute noch in einem solchen Schrott zu präsentieren - wie einer vergewaltigten Immobilie ohne Schönheit und Schmuckelemente - ist einfach nur peinlich. Konsequent wäre hier eine klare Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes.

  • Nachdem ich einige mit Köln ja quälen musste, gibt es heute nur die schönen Seiten von Frankfurt, dazu geht es natürlich auch ins Bahnhofsviertel

    Ich mag diesen Bau einfach!!!

    Eckbau - eigentlich nicht so schlecht gelöst

    APH - am Puls der Zeit

  • Es geht in dies Kaiserstraße und das bei Kaiserwetter:)


    Zur Erinnerung, dies ist eine Rekonstruktion der letzen 5 Jahre

    Weniger gelungen!

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich musste wieder einmal feststellen, ich liebe die Gründerzeit!!!


    In der Kaiserstraße ist fast alles saniert und das Publikum wandelt sich, mit der Bahnhofsstraße von vor 10 Jahren nicht mehr zu vergleichen!

    APH - am Puls der Zeit

  • In der Münchener Straße weht noch ein Hauch des alten Bahnhofsviertels, aber auch hier gehen die Sanierungen los.

    APH - am Puls der Zeit

  • Lieber Wissen.de, vielen Dank für die schönen Fotos. Frankfurt hat großartige Gründerzeit-Architektur, leider fehlt es noch am Gespür, diese ins rechte Licht zu rücken.

    Jedoch dieser Satz "In der Kaiserstraße ist fast alles saniert und das Publikum wandelt sich, mit der Bahnhofsstraße von vor 10 Jahren nicht mehr zu vergleichen!" stimmt mich freudig und hoffnungsvoll.

    In dubio pro reko

  • Ich bin da pessimisticher, der Bahnhofsviertel ist nach wie vor ein zentraler Drehpunkt für Drogenkonsum und Verkauf. Abends spritzen sich vielen den Scheiss im Arm auf der offene Strasse.

  • Ich muss uhgreg leider recht geben. Selbst in der touristischen "Bahnhofsviertelnacht" fühlt man sich in diesem Quartier höchst unsicher. Zwar wird einiges (Luxus-)saniert und aufgewertet und es wird zum neuen Szeneviertel hochgejubelt, aber in der Realität bietet das Bahnhofsareal immer noch mit seinen vielen Junkies und Bettlern einen traurigen Anblick...

    ...

  • Ich finde, man muss die Lage hier sehr differenziert betrachten. Ja, es stimmt, das Bahnhofsviertel ist nicht München Grünwald, aber es gibt doch wesentliche Verbesserungen, die man wahrnehmen muss.

    1. Von der Kaiserstraße ausgehend hat eine Sanierungswelle eingesetzt. Was aus APH Sicht sehr positiv sein sollte, denn dies ist die auffälligste Veränderung. Viele wirklich heruntergekommene Bauten sind saniert worden oder werden saniert, die Kaiserstraße ist fast fertig, es geht nun auch in der Münchener Straße an vielen Ecken los.

    2. Die Läden haben sich substanziell gewandelt. Außer Dr. Müller, deren Reklame ich gestern noch sah, ist die Erotikbranche zumindest im Stadtbild nicht mehr sichtbar. Die Läden in der Kaiserstraße bestehen nun aus Restaurants, Supermärkten, Bäckern, DM, etc. also alles wohltuend "normal".

    3. Zumindest auf der Kaiserstraße fühlte ich mich tagsüber nicht unwohl, die Leute sind auch ganz normal, eben eine normale innerstädtische Betriebsamkeit.

    4. Aber auch meine Vorredner haben Recht, es gibt nach wie vor Missstände. Hier wäre das Bettlerproblem. In dem Ausmaß habe ich das noch nirgends in Deutschland erlebt, wobei das hier schon familien- bzw. bandenmäßig organisiert vonstatten geht. Ich möchte keine Volksgruppe diskreditieren, aber aufgrund der optischen Zuordnung muss man schon von südosteuropäischen Familien ausgehen, die sich in einer Penetranz hier breit machen, dass man sich Fragen muss, warum die Polizei dies nicht konsequent unterbindet. Immerhin ist es gelungen, diese Gruppen weitgend aus der Kaiserstraße Richtung Bahnhof zu verschieben. Aber klar, gelöst ist das Problem damit nicht und wo der soziale Standard steigt, sind so Leute eben auch nicht weit

    5. Deutlich bedrückender war die Lage in der Münchener Straße, es ist die Querstraße zur Kaiserstraße, keine 50 m entfernt und hier ist das Klientel noch leider ein völlig anderes, das muss man zugeben. Aber auch hier geht es jetzt langsam los. Ich habe allein 5 oder 6 Sanierungen in der doch relativ kurzen Straße zählen können.

    Fazit: Im Viertel hat sich einiges zum Besseren gewendet, aber klar ist auch, dass man vielleicht gerade Bergfest feiert, eine genau so große Strecke liegt aber noch vor uns. Nur muss man auch sehen, das ein solch riesiger sozialer Wandel eben seine Zeit dauert. Man kann das gesamte Viertel ja nicht von heute auf morgen zwangsentmieten oder enteignen. Für die kurze Zeit wurde aber meiner Meinung nach viel geschafft. Man bräuchte eben eine noch stärkere Präsenz der Polizei, mehr Engagement der Stadt, die sich endlich mal um Straßen, Möblierung, den Bahnhofspaltz und alles weitere kümmern müsste, was in ihrem Zuständigkeitsbereich leigt.

    Und man muss auch ehrlich sagen, dass man die Probleme vermutlich nicht lösen wird, sondern Kriminalität, Bettlerei, Banden etc, einfach in ein anderes Viertel treibt, so blauäugig sollte man nicht sein. Und man muss auch sagen, dass man natürlich die Nase über einige Mieter rümpfen kann, die für einige hier vielleicht nicht die idealen Bewohner sind, wie sich das APH das vielleicht vorstellt. Aber es sind Menschen, es ist ihre Heimat, viele wohnen seit Jahrzehnten hier, sie einfach aus dem Viertel zu werfen nur weil dann die Fassade endlich glänzt, ich weiß nicht, man stelle sich vor, man wäre selber betroffen.
    Daher ist mir der sanfte Übergang lieber als mit dem Brecheisen in 5 Jahren das ganze Viertel auszutauschen und damit die Wurzel für neuen Unfrieden in der Stadt zu legen. Das ist meine Meinung dazu.

    APH - am Puls der Zeit

  • Die Ladenzonen der Gründerzeithäuser sind noch ein großer Problemfall. Der Gesamteindruck leidet stark darunter. Im Idealfall sollte es überall so aussehen wie im ersten Bild von Beitrag 207.

    In dubio pro reko

  • Eine tolle Visitenkarte für die Stadt Frankfurt. Nein, von einer Verwahrlosung des öffentlichen Raums in Deutschland kann keine Rede sein. Das ist bunte Vielfalt.

    Zugang zur Unterführung Hauptbahnhof, 2017

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (26. November 2017 um 10:17)

  • Ich finde diesen Beitrag von Königsbau (mit einem Foto, das ich von tichyseinblick kenne, ebenfalls mit dem Thema Verwahrlosung des öffentlichen Raums) geradezu symptomatisch. Unter einer herrlichen Galerie, die eine noch vor 10 oder 15 Jahren kaum für möglich gehaltene Renaissance des Bahnhofsviertels dokumentiert, also eine breit aufgestellte Aufwertung eines ganzen Stadtbezirks, kommt ein hingerotztes Foto eines natürlich in der Tat maximal runtergerockten U-Bahneingangs, wie es ihn aber in jeder Stadt gibt. Das macht es nicht schöner, aber auch hier ist eine deutliche Verbesserung in den letzten 10, 15 Jahren spürbar, nur kann man die jahrzehntelange "Verwahrlosung des öffentlichen Raums" nicht in drei Jahren beseitigen, so ist das nunmal. Der Subtext ist aber hierbei: Das ganze vorher ist nur Illusion und irrelevant, weil es in Frankfurt eben auch noch eklige U-Bahnstationen gibt.

    Was für ein trauriger Blödsinn! Auch Frankfurt profitiert in einem hier vor 15 Jahren doch kaum vorstellbaren Ausmaß von der Renaissance der Städte, das Altstadtprojekt, das Bahnhofsviertel, es läuft einfach in der Stadt - aber der Fokus liegt hier immer auf dem Negativen. Soll man die Probleme mit Dealern und Kriminalität im Bahnhofsviertel deshalb totschweigen? Nein, natürlich nicht. Soll man deshalb nicht darauf hinweisen können, dass v.a. die 70er Jahre-U-Bahnsysteme in unseren Städten massenhaft Unorte geschaffen haben wie diesen Eingang? Nein, selbstverständlich nicht.

    Aber freuen darüber, dass wir gegenüber dem Zustand vor 15 Jahren in puncto qualitativ ansprechende Architektur und gute Altbausanierung einen großen Schritt weiter sind, auch im Westen, dürfen wir uns trotzdem.