Frankfurt a. M. - Salzhaus und Haus Frauenstein

  • Vielleicht erhebt gegen diesen absurden Plan ausnahmsweise auch die Denkmalpflege Einspruch. Ein doppeltes Salzhaus auf beiden Seiten des Römerbergs, das eine mit originalem Erdgeschoss und einigen der Relieftafeln, das andere als Fassadenzitat mit den restlichen wertvollen Reliefs ein paar Schritte gegenüber, könnte man nur als Schildbürgerstreich ansehen.

  • Könnte man die historische Fassade irgendwie vorblenden? Obwohl der Neubau nicht die Proportionen des Altbaus hat, wäre es vielleicht möglich? Ähnliches wurde schon beim Wedekindhaus in Hildesheim gemacht. Das scheint momentan die einzige Lösung zu sein.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Das neue Salzhaus ist für die Stadt Frankfurt und die versammelte Architektenschaft ein Heiligtum des Wiederaufbaues, so dass ein Abriss oder Umbau auf absehbare Zeit nicht in Frage kommt... Die einzige Option die mir dazu überhaupt in den Sinn käme wäre, die beiden Fassaden zum Paulsplatz und [lexicon='Römerberg'][/lexicon] abzutragen und andernorts in der Altstadt neu aufzustellen. Ich bestreite nicht dass das neue Salzhaus für seine Zeit eine bemerkenswert stilvolle Leistung darstellt, und wäre es an anderer Stelle auf irgendeinem anderen weniger prominenten Fachwerkhausfundament entstanden, so hätte ich auch nichts gegen die dauerhafte Erhaltung. Aber da es sich beim Vorgänger nun mal um das wohl bedeutendste Fachwerkhaus Frankfurts, wenn nicht der ganzen Region handelt, steht es eigentlich nicht zur Debatte, was an dieser Stelle langfristig anzustreben ist.

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Zitat

    Ich bestreite nicht dass das neue Salzhaus für seine Zeit eine bemerkenswert stilvolle Leistung darstellt, und wäre es an anderer Stelle auf irgendeinem anderen weniger prominenten Fachwerkhausfundament entstanden, so hätte ich auch nichts gegen die dauerhafte Erhaltung. Aber da es sich beim Vorgänger nun mal um das wohl bedeutendste Fachwerkhaus Frankfurts, wenn nicht der ganzen Region handelt, steht es eigentlich nicht zur Debatte, was an dieser Stelle langfristig anzustreben ist.

    Das ist genau der Punkt, worum es in solchen Fällen geht- z.B. auch beim Pellerhaus in Nürnberg. Vielen aber will das nicht einleuchten.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • um diese abgebrochene Diskussion wieder ins rollen zu bringen, da das TR welches ja auch ein frankfurter Heiligtum war das Zeitliche gesegnet hat, könnte man sich ja vorstellen, dass der ach so tolle Salzhausneubau auch seine seltsame fassade fallen lässt?!

    Krieg den Hütten, Friede den Palästen!

  • Vorstellen kann man sich viel. Indes, es ist gegenwärtig völlig unrealistisch. Die Frankfurter sind gerade mit ganz anderen Projekten beschäftigt, außerdem dürfte die Fassade womöglich schon unter Denkmalschutz stehen, als ganz eigenes Zeugnis der Nachkriegszeit. Es wird sich auch momentan keine Mehrheit für eine Änderung finden. Man sollte sich in dem Bereich also lieber dem Langen Franz und dem Kämmerei-Dach zuwenden. Das ist realistisch.

  • Das Salzhaus ist neben dem Haus Kammerzell in Straßburg und dem Knochenhaueramtshaus in Hildesheim das bedeutendste Fachwerkhaus der deutschen Renaissance. 60% der Fassade sind erhalten, die aufwendigen Schnitztafeln bis auf wenige Ausnahmen noch vorhanden, die Erdgeschosszone erhalten bzw. wiederaufgebaut - selbst der Denkmalschutz in seiner überholten klassisch-dogmatischen Form wird kaum schwerwiegende Argumente gegen eine größere "Teilrekonstruktion" vorbringen können. Unglaubliche Kulturbanausen haben den Wiederaufbau Frankfurts nach dem Krieg vorangetrieben und dabei selbst das bedeutendste Bürgerhaus der Stadt nicht wiederauferstehen lassen. Ich bin zuversichtlich, dass spätestens die nächste Generation und ihre politischen Vertreter diesen unverzeihlichen Fehler korrigieren werden. Die heutige Situation wird nicht auf ewig zementiert bleiben. Natürlich wird das Salzhaus (notwendigerweise zusammen mit dem benachbarten Haus Frauenstein, dessen Nachfolgebau durch eine gemeinsame Stahlbetonkonstruktion mit dem Nachkriegssalzhaus verbunden ist) wieder aufgebaut werden. Die Nachkriegsbauten mögen zwar zu den besseren Zeugnissen der Zeit gehören, sind aber kein Vergleich zum alten Salzhaus. Die einzige Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellen wird, ist, ob und wohin diese Häuser transloziert werden können.



    Quelle: http://www.wikipedia.de
    Rot markiert die erhaltenen und in städtischen Magazinen eingelagerten Teile der Schnitzfassade des Salzhauses

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Eine Translozierung dieser Durchschnittsbauten ist mE insofern sinnlos, als dass sie nur von der Erdgeschoßzone bzw von eingefügten Spolien leben. Nimm diese weg und du stehst vor dem künstlerischen Nichts. Eventuell könnte man das comische Phönix-Mosaik woanders anbringen, aber ich denke doch, dass etwaige nachfolgende Generationen* den Nachkriegsmüll, gegen den ja selbst der sozialistische Realismus ein Offenbarung an kraftvoller Kreativität erscheint, gründlich satt haben werden.
    *ich kenne die Situation FFs nicht und weiß nicht, inwieweit die Stadt nicht auf lange Sicht zu halten sein wird.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ein notwendiges Rekoprojekt ist für mich auch dei Rekonstruktion des Salzhauses! Hier gibt es bekanntlich auch noch zahlreiche Spolien, die man wiedereinbauen kann. Dem Römer fehlt dieses Gebäude einfach zu stark. Für mich ist das Slazhaus in einer Liga, wie die Goldene Waage. Der olle 50er Jahre-Bau ist zwar für sich genommen nicht übel, aber das Salzhaus ist städtebaulich und kulturhistorisch wesentlich wertvoller und vor allem ensemblevervollständigend!

    Größter Feind ist hiér vermutlich der verpeilte Denkmalschutz, der ja bei jedem Nachkriegshäuschen gleich reflexartig einen Steifen bekommt. Hier müssen wir vermutlich noch abwarten, bis die durch und durch dogmatisch indoktrinierten "Denkmal"-Pfleger durch weit- und vor allem umsichtigere Nachkommen ersetzt werden. Man sollte dann auch Rekonstruktionen durch die Denkmalpfleger begleiten lassen...seine eigenen Kinder bringt man bekanntlich nicht so gerne um.

    Wir warten auf Dich! => https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_Photochrom.jpg

  • @Exilwiener

    Was die Rekonstruktion des Salzhauses betrifft, so vertrete ich dieselbe Auffassung wie Du. Zusätzlich sollte das ehedem links vom Salzhaus stehende Gebäude zusammen mit dem Salzhaus wieder errichtet werden. Dann wäre die ganze Zeile des Römerbergs komplett.

    Vom Salzhaus sollen, wenn ich mich recht erinnere, 70 % oder gar 80 % der Renaissancefassade erhalten sein, also wäre diese Fassade nach der Rekonstruktion zum größten Teil sogar original. Dass der 50 er-Jahre- Bau unter Denkmalschutz gestellt wurde, ist sehr ärgerlich.

    Aber ich sehe ich eine Lösungsmöglichkeit dieses Konflikts: Man sollte die Fassade des Nachkriegsbaus woanders hin versetzen, damit wäre doch m. E. der Denkmalschutz gewahrt, zumal diese Fassade dann nicht zerstört würde. Das könnte die Möglichkeit eröffnen, das "echte" Salzhaus mit viel originalen Bestandteilen an seinem alten Standort wieder aufzubauen. Das Gebäude war zurecht berühmt und ist sehr gut dokumentiert. Freilich würden bei diesem Versuch die "Denkmalschützer" dagegen Sturm laufen. Man sollte die rechtlichen Chancen ausloten und es ggf. auf ein Gerichtsverfahren ankommen lassen. Bei der derzeitig klar positiven Stimmung zugunsten der zurzeit im Bau befindlichen Frankfurter Altstadt vermute ich gute Chancen dafür, dass die Richter für die Rekonstruktion des alten Salzhauses entscheiden würden.

    Einmal editiert, zuletzt von Villa1895 (3. März 2016 um 22:27)

  • Ich habe schon mal gepostet, dass das mit dem Salzhaus schwierig wird, weil dem der Denkmalschutz und auch sicherlich viele Widerstände von seiten der Politik und Architektenschaft (Zeitzeugnis) entgegenstehen. Vielleicht wird man einmal einen Kompromiss finden, z.B. Rekonstruktion der [lexicon='Römerberg'][/lexicon]-Seite, Beibehaltung der Brauchbachstraßen-Seite. Aber dafür wird noch viel Wasser den Main herunterfließen.

    Möglich wäre derzeit natürlich die Rekonstruktion der kleinen Garküchenhäuser südlich des Doms. Hierzu würden vermutlich ein paar Parkplätze wegfallen, für die man Ersatz finden könnte. Ansonsten ist die Fläche frei. Es stellte sich nur die Frage, welche Nutzung den kleinen Häusern zukäme. (Gastronomie, Museum, Tourismus-Zentrale?...) Diese müsste schon stichhaltig sein, damit eine Rekonstruktion als Mehrwert erscheint.
    Dann steht natürlich die Rekonstruktion des Rathausturms [lexicon='Langer Franz'][/lexicon] an, bei der es keine Widerstände geben dürfte. Der Wunsch danach ist eigentlich Konsens.
    Möglich wäre auch die Rekonstruktion der Alten Börse auf dem Paulsplatz. Die Fläche wäre zwar frei, aber auch hier sähe ich größere Widerstände. Der Platz ist beliebt, eine Verkleinerung würde bei Cafébetreibern und Gästen womöglich mit Argwohn betrachtet. Außerdem müssten einige Bäume gefällt werden, was auch keine Sympathiepunkte bringt.
    Ansonsten gehen Rekonstruktionen nur, wenn sich auch Abrisse ergeben. Doch, wie gesagt (siehe mein Post oben), bislang hat man sich dann stets für eine moderne Fassung entschieden, auch wenn die Chance zur Rekonstruktion bestanden hätte. Übrigens aktuell auch beim Nachbarn des Goethehauses. Und so viele Abrisse stehen dann in der nächsten Zeit nicht mehr an.

  • Vielleicht wird man einmal einen Kompromiss finden, z.B. Rekonstruktion der [lexicon='Römerberg'][/lexicon]-Seite, Beibehaltung der Brauchbachstraßen-Seite.

    Klingt erst einmal gut, aber genau das wird nicht möglich sein. Wenn Du die beiden Ansichten vergleichst, stellst Du fest, dass das von der Geschossaufteilung und der Dachgröße her überhaupt nicht passt.


    Foto: Roland Meinecke

    Der Architekt hat schön die Proportionen des Vorgängers über den Haufen geworfen - vermutlich um die Nutzung an das benachbarte ebenfalls neu gebaute Haus Frauenstein anzupassen; im Innern sind die beiden Häuser mit Sicherheit eine Einheit. Beim Haus Frauenstein könnte man die historische Fassade m.E. relativ einfach vorblenden, ohne die Stockwerks- und Raumaufteilung zu tangieren - aber wie würde das aussehen, wenn links eine historische Fassade ist und rechts daneben der 50er-Jahre Bau. Entweder beide oder keins.

  • Meines Erachtens wäre es da beste, die beiden 50er-Jahre-Bauten des Salzhauses oberhalb des Erdgeschosses zu versetzen, sobald ein weiterer Teil der Frankfurter Altstadt neu kleinteilig bebaut wird. Das Salzhaus ist schon ein großartiges 50er-Jahre-Gebäude und hat starken Bezug zur Frankfurter Altstadt - allerdings darf es ruhig etwas versetzt werden. Das Erdgeschoss und die 6 Holzfelder dürfen dann gerne modern ergänzt werden nach Denkmaldoktrin :)

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ein Problem unter den vielen anderen ist, daß die Meinungsbildung seit etwa 65 Jahren in eine Richtung gelenkt wird, die man hinterfragen sollte. Auch bei den Denkmalpflegern hat man den Eindruck, daß das erlernte zu pauschal angewendet wird. Was für die Hamburger Elbchausse gut ist, ist deswegen noch lange nicht automatisch auch für die Münchner Kaufingerstraße gut. Insbesondere gilt das auch für das Frankfurter Salzhaus, bei dem das Problem eines Gebäudes am falschen Ort besonders offenkundig wird. Auch wenn es ein besseres Beispiel für die Gebäude seiner Zeit ist, ist doch der Standort so falsch, wie er nur irgend falsch sein kann. Das originale Salzhaus ist so sehr untrennbar mit Frankfurt verbunden, daß ein Gebäude wie das jetzige immer nur ein Fremdkörper bleiben wird. Die beachtliche Anzahl erhaltener Substanz würde eine Reko nur noch umso mehr legitimieren. Eine Sicherung der jetzigen Fassadenteile zu einem Wiederaufbau an einem anderen Ort ist zu bewerkstelligen.

  • Es gab in den 80ern Bestrebungen das Salzhaus zu rekonstruieren. Meines Wissens hat sich der damalige OB Wallmann im Zusammenhang mit der Reko der Ostzeile dafür eingesetzt.

  • Die beiden erhaltenen Erdgeschosse schreien förmlich danach, dass ihr fehlender Oberkörper wieder zurückkehrt! Da hier noch Original-Spolien erhalten sind, ist es meiner Meinung nach nur eine Frage der Zeit, bis (wieder) einmal ein Umdenken bei den Dogmatikern stattfindet. Wer weiß, vielleicht sind das dann sogar Dogmatiker wie wir sie uns wünschen und die wollen dann noch mehr als wir uns heute erträumen würden ;)

    Die jetzigen Platzhalter sind per se OK, aber kein adäquater Ersatz für die genialen Vorgänger!