Frankfurt a. M. - Salzhaus und Haus Frauenstein

  • Genau andersherum sollte man es machen. Das kunsthistorisch extrem wertvolle und ja durchaus noch teilweise erhaltene alte Salzhaus komplett am Originalstandort rekonstruieren, und die paar erhaltenswerten Mosaike, hier wohl vor Allem das Phoenix-Bild, (der Rest der Nachkriegsversion ist nun wirklich nicht erhaltenswert, schon gar nicht direkt neben dem Rathaus) in einen Neubau in der Nähe - beispielsweise im vorgeschlagenen Wiederaufbauquartier anstelle des Personalamts (das Areal direkt südlich des Römers) integrieren.
    Die von Maßwerk vorgeschlagene Variante funktioniert eh nicht wirklich, da der Nachkriegsbau dann ja das Erdgeschoss und die Holztafeln ohnehin an die Rekonstruktion abgeben muss, und damit so einige Lücken entstehen die nicht sinnvoll wieder zu füllen sind.

  • Das Nikolaiviertel funktioniert tatsächlich nicht gut, was aber vor allem daran liegt, dass es eine abgeschlossene Insel ohne Anbindung an den Rest der Stadt ist. Dagegen ist zB die Kramerstraße in Hannover völlig ok so - die besteht ja auch weitgehend aus translozierten Häusern.

    Ich will mich jetzt aber auch nicht auf den Vorschlag versteifen, ich finde nur, dass es mal ein pragmatischer Ansatz wäre (mit dem ich zB gut leben könnte). Die Holztafeln müsste man dann natürlich duplizieren, so wie beim Berliner Stadtschloss / Staatsratsgebäude bzw. ggf. Bauakademie / Schinkelklause.

  • Dagegen ist zB die Kramerstraße in Hannover völlig ok so - die besteht ja auch weitgehend aus translozierten Häusern.

    Da widerspreche ich: in der Kramerstraße stehen sämtliche Fachwerkbauten an ihrer ursprünglichen Stelle. Es wurden Mitte der 1950er Jahre insgesamt lediglich die vier heute gegenüber des Historischen Museums an der Burgstraße gelegenen Häuserfassaden transloziert - drei aus der Knochenhauerstraße und eines aus dem weiteren Verlauf der Burgstraße (dieses musste einem Schulneubau weichen, dort ist heute die Volkshochschule untergebracht). Das Eckhaus zur Kramerstraße steht am ursprünglichen Ort, das "Spittahaus" an der Ecke zum Ballhofplatz wurde bereits 1938 im Rahmen der Sanierung des Ballhofviertels dorthin um einige Meter versetzt und um 90° gedreht.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • sad:)

    Und auf dem Bild sieht man auch ganz gut, wie viel vom gegenüber liegenden Haus zum Kranich noch stand - von dem nur (bzw. immerhin) das Erdgeschoss verschont wurde.

  • Ich war am Wochenende in Straßburg und habe dort unter anderem das knapp 600 Jahre alte Haus Kammerzell bewundert. Irgendwie hat es mich vom Aussehen immer an das Salzhaus in Frankfurt erinnert (welches ich natürlich nur von Fotos kenne). Ich fand das Haus jedenfalls absolut faszinierend und wünsche mir, das Frankfurt irgendwann sein Salzhaus und den linken anschließenden Nachbarn zurückbekommt. Eigentlich gibt es dazu überhaupt keine Alternative...

  • Das Salzhaus "...bis zu seiner Zerstörung im Jahr 1944 galt es als das kunsthistorisch bedeutendste Fachwerkhaus der Renaissance in Mitteleuropa. Vergleichbare Fachwerkbauten waren nur das Haus Kammerzell in Straßburg und das Knochenhauer Amtshaus in Hildesheim, ohne dass ihr Dekor die gleiche künstlerische Qualität wie die Fassade des Salzhauses erreichte." mehr dazu siehe hier http://www.freunde-frankfurts.de/projekte/salzhaus.html

    ...

  • Sehr interessant, was da konkret zum Salzhaus in Wikipedia steht:

    "Der originale historische Bau ist dennoch bis heute nicht aus dem kollektiven Gedächtnis der Stadt verschwunden. So gab es noch in den 1980er Jahren in der Bürgerschaft Bestrebungen, auch das Salzhaus im Zuge der Rekonstruktion der Ostzeile des Römerbergs originalgetreu wieder zu errichten, was einzig am Geldmangel scheiterte.
    Eine Ausstellung der Fragmente im Historischen Museum Frankfurt im Dezember 2004 belegte zudem, dass im Zweiten Weltkrieg längst nicht soviel Bausubstanz verlorenging, wie allgemein angenommen – noch rund 60 % der Fassade sind unversehrt in städtischen Magazinen eingelagert.[11] 2008 wurde anlässlich der geplanten Rekonstruktion einiger bedeutender Frankfurter Bürgerhäuser auf dem Areal des ab 2009 abzureißenden Technischen Rathauses die Dokumentation Spolien der Frankfurter Altstadt veröffentlicht. Sie zeigt auch erstmals einen Bestandsplan der erhaltenen Fassadenteile des Salzhauses, die laut der Studie „als herausragende Spolien in den Neubau des Historischen Museums eingearbeitet werden sollen“.[22]
    Anfang Juli 2008 rief Stadtrat Edwin Schwarz über die Presse die Bevölkerung in und um Frankfurt dazu, mögliche in Privatbesitz befindliche Altstadtspolien zu melden. In diesem Zusammenhang wurde im Mai 2009 die Existenz eines weiteren erhaltenen Originalteils des Salzhauses bekannt. Es handelt sich um eine geschnitzte Eichenholzzierleiste mit Eierstabprofil, die ursprünglich unter den Fenstern des ersten Obergeschosses saß.[23] "


    Das Salzhaus schreit förmlich nach Rückkehr! Der liebe Gott hat nicht ohne Grund dafür gesorgt, dass noch so viel vom Salzhaus für einen späteren Wiederaufbau überlebt hat ;-)! Ich bin zuversichtlich, dass hier dereinst einmal eine Stadtbildreparatur stattfinden wird. Schade, dass nicht schon in den 1980er Jahren jemand hierfür gespendet hat, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

  • Sehr interessant, was da konkret zum Salzhaus in Wikipedia steht:

    "Der originale historische Bau ist dennoch bis heute nicht aus dem kollektiven Gedächtnis der Stadt verschwunden. So gab es noch in den 1980er Jahren in der Bürgerschaft Bestrebungen, auch das Salzhaus im Zuge der Rekonstruktion der Ostzeile des Römerbergs originalgetreu wieder zu errichten, was einzig am Geldmangel scheiterte.
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    Das Salzhaus schreit förmlich nach Rückkehr! Der liebe Gott hat nicht ohne Grund dafür gesorgt, dass noch so viel vom Salzhaus für einen späteren Wiederaufbau überlebt hat ;-)! Ich bin zuversichtlich, dass hier dereinst einmal eine Stadtbildreparatur stattfinden wird. Schade, dass nicht schon in den 1980er Jahren jemand hierfür gespendet hat, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

    Ich hatte schon das eine oder andere mal darauf hingewiesen:

    Das große Problem ist, dass das Nachkriegs-Salzhaus eine völlig andere Stockwerkaufteilung und andere Proportionen hat als das historische Salzhaus. Beim Haus Frauenstein, bei dem die Proportionen m.E. weitgehend übereinstimmen, könnte man dem heutigen Betonbau eine rekonstruierte historische Fassade vorblenden. Das wäre ein vergleichsweise überschaubarer Aufwand. Beim Salzhaus hingegen müsste man mit Ausnahme des (m.E. bereits mit leicht zurechtgestauchten Proportionen) rekonstruierten Erdgeschosses alles abreißen und neu bauen, und dazu noch mit zwei historischen Fassaden. Das kostet natürlich ein vielfaches. Aber es hat natürlich keinen Sinn, das eine zu rekonstruieren und das andere nicht.

    Ich wünschte, man würde bei den beiden Häusern eine Belastung mit Asbest, Naphthalin oder sonstigem Dreck oder irreparable statische Probleme feststellen, so dass sie so oder so abgerissen und neu gebaut werden müssen. Dann würde sich bestimmt eine Mehrheit finden, dann würde sich kaum jemand die 50er-Jahre-Platzhalter zurückwünschen.

  • In jedem anderen Land hätte man das Salzhaus schon aus Gründen der Selbstachtung wiederaufgebaut. Ein Witz, dass ausgerechnet so eine gebaute Naivität der Rekonstruktion eines der wertvollsten Gebäude in Deutschland im Weg steht, weil irgendwelche Bestandswahrer des Nachkriegs-Chics darauf bestehen. Dieselbe Posse wie beim Nürnberger Pellerhaus. Only in Germany...

    In dubio pro reko

  • In jedem anderen Land hätte man das Salzhaus schon aus Gründen der Selbstachtung wiederaufgebaut. Ein Witz, dass ausgerechnet so eine gebaute Naivität der Rekonstruktion eines der wertvollsten Gebäude in Deutschland im Weg steht, weil irgendwelche Bestandswahrer des Nachkriegs-Chics darauf bestehen.

    Wie ich bereits dargelegt hatte, sind allein die immensen Kosten für Abriss und Neubau ein Problem, das man nicht einfach wegwischen kann. Erkläre mal einem Steuerzahler (der nicht im APH-Forum angemeldet und nicht bei Stadtbild Deutschland Mitglied ist), dass die Stadtverwaltung ein intaktes, funktionierendes Gebäude abreißt und stattdessen ein altes Bauwerk rekonstruiert. Wie gesagt, wenn die Bestandsbauten aus irgendeinem Grund sowieso wegmüssten, wäre das etwas einfacher. Was meinst Du, warum Berlin eine Art Stadtschloss zurückbekommt? Weil die Dahlemer Museen marode sind und über kurz oder lang ohnehin teure Neubauten errichtet worden wären - nun macht man's eben etwas größer, teurer und schöner, aber abgerissen und neu gebaut worden wäre ohnehin.

    Eine andere - zumindest denkbare - Variante wäre, Abriss und Neubau (bzw. Fassaden-Umbau bei Frauenstein) durch einen privaten Investor durchführen zu lassen, von dem die Stadt die rekonstruierten Gebäude dann für 30 Jahre anmietet. Oder, falls die Flächen in den beiden Häusern ohnehin entbehrlich sein sollten, man trennt sich ganz davon, und der Investor kauft die Häuser mit der entsprechenden Bauverpflichtung und nutzt sie anderweitig. Oder die Stadt baut wie beim Dom-Römer-Projekt selbst und veräußert die fertiggestellten Rekos bzw. Erbbaurechte daran, und dann wohnt eben jemand da oder richtet seine privaten Büros o.ä. darin ein. Dazu müssten die beiden Häuser irgendwie ausparzelliert werden. Das alles setzt natürlich einen entsprechenden politischen Willen voraus.

    Der große Fehler ist aber schon damals gemacht worden, als man die beiden Häuser nicht originalgetreu (wie den Römer, das Steinerne Haus oder das Goethehaus) und auch nicht leicht vereinfacht (wie andere Teile des Rathauskomplexes), sondern als grobe Neuinterpretation wiederaufgebaut hat.

  • Es bleibt ja auch nicht bei den immensen Kosten für das Salzhaus, bzw. Frauenstein. Das Haus Wannebach müsste ja ebenfalls mit aufgebaut werden. Die drei derzeitigen Ersatzbauten sind ja baulich eng miteinander verknüpft, da kann man nicht mal eben nur so das neue Salzhaus abreisen....leider....

  • Das Haus Wanebach müsste ja ebenfalls mit aufgebaut werden. Die drei derzeitigen Ersatzbauten sind ja baulich eng miteinander verknüpft, da kann man nicht mal eben nur so das neue Salzhaus abreisen....leider....

    Also das zweite von links. Hier links angeschnitten sieht man den heutigen Bau. Hmm, vielleicht sollte man kleiner anfangen und dem Goldenen Schwan, auf beiden Bildern zu sehen, sein Originaldach zurückgeben. Das wäre im direkten Vergleich ein Klacks... smile:)

  • Indes, die Sache mit dem Dach scheitert ja bereits bei der gegenüber liegenden Kämmerei. Die Stadt Frankfurt ist finanziell derzeit in einer desolaten Lage. Und diese wird sich in Zukunft nicht verbessern.
    Wir können von Glück reden, dass in einem auch finanziell günstigen Zeitfenster die Chance bestand, das Dom-Römer-Areal zu entwickeln. Das wäre heute wohl nicht mehr möglich. Jetzt muss es um die Entwicklung machbarer Projekte gehen. Der "Lange Franz" ist derzeit machbar, sofern Spenden fließen.

  • Ich bin auch gesagt erschrocken, wie schwer es ist das "das bisschen Geld" für die Türme aufzutreiben. Diese Summen sollten doch für so manches Frankfurter Unternehmen locker zu stemmen sein?! :sad: Ich hatte damit gerechnet wenn Mäckler/Roth etc. ein bisschen mit der Spendendose wedeln wäre die Sache schnell in trockenen Tüchern....war vielleicht etwas naiv gedacht....

  • Um Spenden einsammeln zu können, müsste man halt auch mal der Öffentlichkeit irgendeine Bankverbindung mitteilen oder sonstwie aktiv werden. Bis dato ist aber noch nichts der gleichen geschehen.
    Reko von Salzhaus und Nachbarhäusern wäre sehr sinnvoll und nötig, scheitert momentan aber vor Allem an den politischen Verhältnissen. Finanzlage der Stadt ist ja eigentlich nicht schlecht. Einnahmen auf Rekordniveau von dem die allermeisten anderen Kommunen nicht mal zu träumen wagten, nur hat man halt die Ausgaben noch rasanter erhöht. Verwaltungswasserkopf, freiwillige Leistungen und die sehr hohen aber in der praktizierten Form sehr ineffektiven Kulturausgaben müsste man da mal unter die Lupe nehmen. Und man müsste es auch nicht widerspruchslos hinnehmen, dass man trotz des bereits viel zu hohen Ausländeranteils vom Bund noch weitere tausende illegale Einwanderer zugewiesen bekommt für die man auf dem völlig überhitzten Wohnungsmarkt eine Bleibe finden muss, und dafür noch nicht mal eine 100%ige Kostenerstattung erhält. Mit Grünen und mittlerweile auch wieder den Sozis in der Stadtregierung ist es nicht einfach derartige Themen und Rekowünsche überhaupt anzusprechen, aber das ändert sich hoffentlich auch bald wieder. Im Vergleich zu den meisten anderen richtig großen Großstädten ist die Frankfurter Wählerschaft ja recht stark dem bürgerlichen Lager zugewandt, das Potential zu anständigen Mehrheitsverhältnissen bestünde also.