Frankfurt a. M. - altes Polizeipräsidium und Matthäuskirche

  • Auch wenn die Matthäuskirche nun nicht unbedingt eine Supernova am Sternenhimmel der Architektur ist, so ist doch, wie ich das schon einmal erwähnt hatte, der Abriss von Kirchen das Allerletzte. Soweit ich gehört habe, soll auch das daneben befindliche alte Polizeipräsidium vom Abriss bedroht sein. Gerade dieses Gebäude ist aber wegen seiner reich gestalteten Fassade erhaltenswert. Weiss jemand näheres zu dem Thema?

    "... es allen Recht zu machen, ist eine Kunst, die niemand kann..." (Goethe)

  • Interessantes Thema - wollte ich eigentlich auch schon mal ansprechen.

    Soweit ich weiß, steht nur die Fassade unter Denkmalschutz und müßte bei einem Abriß stehenbleiben. Auf das Grundstück soll ein oder mehrere Hochhäuser - also wäre das wohl wieder ein "Fassadismus" (= Hochhaus vorgeblendeter Gründerzeitfassade) wie bei der Helaba. Aber bis ein Investor gefunden ist, wird das ehemalige Präsidium als Disco (oder wie man heute sagt "Club") genutzt, der Laden heißt "Präsidium 19/11"

    Zitat von "Mephistino"

    Gerade dieses Gebäude ist aber wegen seiner reich gestalteten Fassade erhaltenswert


    Die Fassade sieht ganz gut aus, aber die Innenräume scheinen das sogar noch zu überbieten.

    Ich selbst war noch nicht drin, aber wenn ich mir anschaue, wie prunkvoll es innen aussieht, dann wäre es wirklich eine Schande, wenn das alles abgerissen würde! :schockiert:

    Das ist das Treppenhaus !

    Noch mehr (und noch prächtigere) Bilder gibt es unter http://www.praesidium-1911.de">http://www.praesidium-1911.de (unter Webpage/Club/Galerie)...

  • Was das Präsidium betrifft, so gab es vor ein paar Wochen einen Tatort-Spielfilm im Fernsehen, in dem ein Mann, der den Tod seines Kindes rächen wollte, den ganzen Film über die Protagonisten im Gebäude gefangen hielt. Da gab es viel vom alten Präsidium zu sehen, auch von der Disco. Ein schönes Gebäude, im Gegensatz zu dem neuen Betonmonster an der Miquelallee, das seit 2004 das neue Polizeipräsidium beherbergt.

    Zur Matthäuskirche kann ich auch nur soviel sagen, dass der Abriss vor ein paar Jahren sehr aktuell war, und ein Sturm der Entrüstung darüber niederging. Die Abrisspläne scheinen entweder aufgeschoben oder ganz vom Tisch zu sein.

  • Das Polizeipräsidium ist wunderbar... und wenn man das abreißt verstehe ich die Welt nicht mehr.... gerade bei solchen Innenräumen ist Fassadismus doch ein totaler Frevel! Und Hochhäuser :augenrollen:
    Hab aber irgendwo auch mal gehört, dass vom Polizeipr. nur ein häßlicher Nachkriegsanbau abgerissen werden soll...

    Von der Matthäuskirche habe ich noch nie etwas gehört.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Das Präsidium steht unter Denkmalschutz und wird nicht abgerissen. Wie kommt ihr denn darauf? Dass sich der Denkmalschutz nur auf die Fassade beziehen soll, höre ich das erste Mal. Kann ich mir nicht vorstellen, wer sagt das denn? Auch an Fassadismus glaube ich nicht, denn das Gelände ist nicht in der unmittelbaren Innenstadt, es ist - auch anders als beim Maintower - sehr weitläufig und reicht bis zur Ludwigstraße. Das Präsidium kann stehen bleiben, gleichwohl sind dahinter ohne weiteres ein oder sogar mehrere Hochhäuser möglich (geplant ist nur eines und die Realisierung ist derzeit sehr unwahrscheinlich). Auf allen Vorplanungen, die ich gesehen habe, war das Hochhaus weit von der Ebert-Anlage und um einiges vom Präsidium zurückgesetzt.

    Die jetzige Nutzung als Club finde ich übrigens durchaus positiv, denn so wird der Wert des Gebäudes einem größeren Personenkreis bewusst, außerdem ist eine Nutzung immer gut für den Erhalt der Bausubstanz.

    Das gesamte Areal gehört dem Land, demnach könnte die Entwicklung durchaus noch gesteuert werden, indem zum Beispiel das Grundstück geteilt und Teile mit Auflagen hinsichtlich der Bebauung verkauft werden. Cowboy, um die Kirche ist es nur deshalb ruhig geworden, weil die evangelische Kirche zwar Dollarzeichen in den Augen aber keinen Interessenten hat. So einfach ist das.

    An der südwestlichen Ecke des Geländes steht ein extrem hässlicher, später dazu gebauter Teil, angrenzend an Mainzer Landstraße und Ludwigstraße. Schätzungsweise 1960er. Dann der sehr weitläufige Komplex aus der Gründerzeit mit zwei oder drei Höfen. Freistehend auf dem Areal außerdem ein älteres Gebäude, vermutlich ein ehemaliges Untersuchungsgefängnis und ein neueres, mit hellem Blech verkleidet.

    Ein paar schon ältere Bilder, zuerst die Ludwigstraße mit Blick zur Hohenstaufenstraße hin, rechts der 60er-Jahre-Bau:

    Hofseite des 60er-Jahre-Baus:

    Hofseite des Gebäudes zwischen Kirche und dem Präsidiums-Hauptbau, z. Z. als Künstlerhaus genutzt:

    Eines der erwähnten freistehenden Nebengebäude. Das dahinter ist eine Schule, ein sehr schönes Gebäude:

    Einer der Höfe:

    Letzter Hof mit den wunderbaren Buntglasfenstern des prächtigen Treppenhauses, die von innen schon im Tatort zu sehen waren:

    Die Schokoladenseite, auf den letzten beiden Bildern ist auch die Straßenseite des Künstlerhauses gut zu sehen:

  • Zitat

    Cowboy, um die Kirche ist es nur deshalb ruhig geworden, weil die evangelische Kirche zwar Dollarzeichen in den Augen aber keinen Interessenten hat. So einfach ist das.

    Ts, ts, ts, verspüre ich bei Dir einen Anflug von Polemik? Das kennt man doch sonst nicht von Dir. :zwinkern:

    Soweit ich mich erinnern kann, gab es einen potentiellen Investor, der an der Stelle, wo die Matthäuskirche steht, ein (na, was wohl?!) Bürogebäude errichten wollte. Die evangelische Kirche zeigte sich einverstanden, da die Gemeinde vor Ort ohnehin nur noch wenige Mitglieder zählte. Was will man machen, wenn das ganze Viertel (Achtung, auch ein wenig Polemik von mir) zum Islam konvertiert. Ich glaube, dass inzwischen die Matthäusgemeinde mit einer oder mehreren anderen Gemeinden in der Gegend fusioniert hat. Danach habe ich den Faden verloren.

    Zu Deinen Bildern: Die ganze Gegend ist ziemlich trostlos, besitzt aber noch eine Menge Potential. Es ist nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen, dass dort, ähnlich wie beim benachbarten Europaviertel, noch nichts passiert ist. Gut Ding will Weile haben. Also quasi, wenn's ordentlich werden soll.

  • @ Henk Frost

    Zitat

    Das Präsidium steht unter Denkmalschutz und wird nicht abgerissen. Wie kommt ihr denn darauf? Dass sich der Denkmalschutz nur auf die Fassade beziehen soll, höre ich das erste Mal. Kann ich mir nicht vorstellen, wer sagt das denn?

    Also, ich habe vor einigen Jahren in der FAZ gelesen, daß nach dem Auszug der Polizei keine neue Nutzung für das Gebäude vorgesehen ist und daß das Grundstück für eine Hochhausbebauung vorgesehen ist. Dazu hieß es mehrfach ausdrücklich "Die Fassade steht unter Denkmalschutz". Daraus schließe ich im Umkehrschluß, daß das auf den Rest nicht zutrifft, warum sonst die Betonung auf Fassade?

    Zitat

    Auch an Fassadismus glaube ich nicht, denn das Gelände ist nicht in der unmittelbaren Innenstadt, es ist - auch anders als beim Maintower - sehr weitläufig und reicht bis zur Ludwigstraße.

    Das ist m.E. - wir sind in Ffm - glaube ich, kein zwingender Grund, von Fassadismus abzusehen. Wer viel Platz braucht, der nimmt ihn sich...

    Zitat

    Das Präsidium kann stehenbleiben, gleichwohl sind dahinter ohne weiteres ein oder sogar mehrere Hochhäuser möglich (geplant ist nur eines und die Realisierung ist derzeit sehr unwahrscheinlich). Auf allen Vorplanungen, die ich gesehen habe, war das Hochhaus weit von der Ebert-Anlage und um einiges vom Präsidium zurückgesetzt.

    Na gut, Dein Wort in Gottes Ohr - wenn Du recht hast, umso besser... :)

    Zitat

    Die jetzige Nutzung als Club finde ich übrigens durchaus positiv, denn so wird der Wert des Gebäudes einem größeren Personenkreis bewusst, außerdem ist eine Nutzung immer gut für den Erhalt der Bausubstanz

    Sehe ich exakt genauso. 8)

    Im übrigen: Danke für die interessanten Bilder!


    @ Spacecowboy

    Zitat

    Was will man machen, wenn das ganze Viertel (Achtung, auch ein wenig Polemik von mir) zum Islam konvertiert.

    Gehört zwar nicht direkt hierher, aber der Grund für den Mitgliederschwund in Gemeinden ist, glaube ich weniger die Tatsache, daß viele Bewohner Frankfurts nur an Allah glauben, sondern eher daß zu viele an gar nichts mehr glauben oder einfach zu geizig für die Kirchensteuer sind.

  • (..........)

    Ergänzend zu den nun schon dreieinhalb Jahre alten Bildern von Henk Frost in diesem Strang hier ein paar Bilder vom Innern des Gebäudes, die ich bei einem Rundgang gemacht habe, zu dem ich neulich Gelegenheit hatte.

    Zum Thema: Das größtenteils leerstehende alte Polizeipräsidium soll verkauft werden; die Ausschreibung wird zur Zeit vorbereitet. Was dann mit dem Grundstück passiert, ist noch unklar. Ein Hochhaus als Neubebauung ist ebenso möglich und angedacht wie ein Umbau zum Hotel (was wegen der Lage zwischen Messe und Hauptbahnhof auch nicht so abwegig wäre). Der gesamte Gebäudekomplex ist nach dem Auszug der Polizei vor über 10 Jahren durch jahrelange Vernachlässigung und durch Begleiterscheinungen der Nachnutzung (u.a. als Disco) sowie durch ungebetene Gäste ziemlich heruntergewirtschaftet und baufällig, aber immer noch ein imposantes Gebäude - zumindest teilweise.

    Definitiv abgerissen wird Komplex um den hinteren Hof - zum Glück, denn er ist nicht nur häßlich, sondern sieht noch um einiges verratzter aus als auf dem alten Bild von Ende 2005 in diesem Strang...

    Der hintere Hof

    Unter Denkmalschutz steht hingegen der mittlere Hof (nächstes Bild). Er kann aber dennoch, wenn er nicht in das Konzept des Siegerarchitekten paßt, abgerissen werden.

    Der Erker links oben im Bild diente zu Kaisers Zeiten übrigens als Zuschauerraum, von dem aus Beamte die im Hof stattfindendenden Hinrichtungen beobachten konnten. Im Hof stand nämlich ein Galgen. Jetzt steht dort noch eine zurückgelassene Skaterrampe.


    Der vordere Innenhof: Ab hier ist alles "unantastbar", sprich: Muß in jedem Fall erhalten und denkmalgerecht saniert werden.

    Das historische Treppenhaus ist noch relativ gut erhalten...

    So sah das Treppenhaus zu Disco-Zeiten aus.

    Zum Glück sind die prächtigen Fenster noch unversehrt.


    Ist das eine Pracht? :)


    Die ehemalige Bar der Disco...

    Der Eingang zum alten Sitzungssaal (der Saal selbst war nicht sehenswert)

    Am Ende eines jeden Flures befindet sich so ein Foyer mit Säulen.

    Eines der "Fremdenzimmer"... :zwinkern:


    Nein, das ist nicht Frankfurt, was man durch die Fenster sieht... :zwinkern:

    Noch immer im Originalzustand ist der Unterrichtsraum der Polizei. Sieht aus, als müßte sich nur einer an die Tafel stellen und los geht's, nichts demoliert.

    Detailblick in den vorderen Innenhof:

    Der auch auf Henk Frosts Bildern zu sehende Turm auf dem Hauptgebäude


    Interessant: Hier sieht man, wie das Dach des Gebäudes vor dem Krieg aussah - und vor allem der Turm sah vor der Zerstörung noch ganz anders aus! Wenn man das nur rekonstruieren würde...


    Nun aber rauf auf den Turm: Man gelangt dorthin über diese Wendeltreppe unter dem hölzernen Dachstuhl.


    Blick auf den denkmalgeschützten, aber trotzdem gefährdeten mittleren Innenhof. Die Dachpartie scheint nach den Zerstörungen vereinfacht wiederhergestellt worden zu sein. Ich hoffe, der Hof bleibt. Als begrünter, ruhiger Innenhof für ein Hotel erscheint er mir ideal. Und das Eingangsfoyer mit der Prachttreppe schreit ja geradzu nach einer Nutzung als Hotel - es könnte allerdings auch der noble Eingangsbereich zu einem Büroturm werden...


    Man hat allgemein vom Turm eine prächtige Aussicht. Blick in Richtung Messe, links die Matthäuskirche.


    Ich weiß, die Bildqualität ist mal wieder bescheiden. Kein Wunder: Die meisten Bilder sind mit dem Handy gemacht, weil das bekloppte Gespenst wieder mal losgezogen ist, ohne die Akkus der Kamera aufzuladen und Ersatzbatterien einzustecken... :kopfwand:

  • Unglaublich, was sich da für eine Pracht versteckt, das war mir bis dato völlig unbekannt. Vielen Dank für die Fotos, Schloßgespenst. Was könnte man daraus nicht alles machen - aber bei der bescheidenen Qualität der Sanierungen in dieser Stadt habe ich da leider nicht allzu große Hoffnung, wenn man bereits wieder so innovative Ideen wie den Bau eines weiteren Hochhauses hegt.

  • Ich habe die Diskothek seinerzeit ein paar mal aufgesucht und bin etwas erschrocken über den jetzigen Zustand. Ich bemerkte nur, daß der Club irgendwann geschlossen hatte. Das Partyareal war damals durchaus gut in Schuß, der Tanzraum hatte eine mit einem großen Reichsadler bemalte Decke. Von späterer Brandstiftung und Wasserschaden war mir überhaupt nichts bekannt.

    Zitat von "Schloßgespenst"

    Der Erker links oben im Bild diente zu Kaisers Zeiten übrigens als Zuschauerraum, von dem aus Beamten die im Hof stattfindendenden Hinrichtungen beobachten konnten. Im Hof stand nämlich ein Galgen. Jetzt steht dort noch eine zurückgelassene Skaterrampe.

    Man sollte nicht zuviel auf wikipedia geben, ich teile aber dennoch mal mit, daß ich dort gelesen habe, daß die Todesstrafe im Kaiserreich länderspezifisch gehandhabt wurde (es gab also Länder, z.B. Bremen oder Sachsen, ohne Todesstrafe). Wenn bei Schwerstverbrechen (Mord) hingerichtet wurde, dann aber offenbar nur durch Enthauptung (Guillotine). Von Galgen ist dort keine Rede; die Enthauptung war also wohl gesetzlich festgelegt. Den Galgen haben dann später erst die Nationalsozialisten und die Alliierten wieder herausgepackt. Deshalb könnte es vielleicht sein, daß erst nach dem Kaisserreich im Hof des Polizeipräsidiums ein Galgen stand?
    Die Todesstrafe ist übrigens offiziell in Westdeutschland erst etwa ab den 50er Jahren, im Osten erst 1990 abgeschafft worden. In Österreich war damit 1968 schluß.

  • Noch ein paar Fotos und Hintergrundinfos zum Alten Polizeipräsidium:

    Das Grundstück soll im kommenden Jahr in die Ausbietung gehen. Gesucht wird ein Investor, der das ganze Areal kauft und entwickelt - sprich: saniert, abreißt, neu bebaut.

    Für den denkmalgeschützten vorderen Gebäudeteil an der Friedrich-Ebert-Anlage ist tatsächlich ein Umbau zum Hotel im Gespräch,


    während der benachbarte, wohl jüngere Gebäudeteil dann wohl abgerissen würde - unter anderem, um Platz zu schaffen, damit Hotelgäste vorfahren können.



    Noch einmal der vorderste Innenhof mit den prachtvollen Fenstern im Treppenhaus (die in der oben stehenden Bilderserie zu sehen sind):



    Und das ist die Rückseite des zu erhaltenden Bereichs. Das Hochhaus, das auf dem Grundstück entstehen soll, würde dann mehr oder weniger direkt an diese Hoffassade "drangeklatscht",



    während der hier zu sehende Komplex dann komplett abgerissen wird, um dem Hochhaus Platz zu machen.



    Die folgenden architektonischen Details des mittleren Hofs werden dann verloren sein:




    Der Verlust hält sich zwar insofern in Grenzen, als in der Durchfahrt zum vorderen Hof sich identische Einbauten befinden, die ja erhalten blieben. Ich finde es dennoch immer sehr schade um solchen Fassadenzierat, denn diese kleinen Bauteile erinnern immer wieder daran, daß vor gut hundert Jahren Architekten wirklich noch Künstler waren und daß damals selbst Zweckbauten von Verwaltung, Justiz und Polizei fast genauso aufwendig geschmückt wurden wie Villen oder Schlösser.

    Der hinterste Innenhof mit der weniger ansehnlichen Bebauung aus den 50er Jahren, der auf dem letzten Bild durch die Toreinfahrt zu erkennen ist, soll dann nach einem Abriss entlang der Ludwigstraße mit einer Blockrandbebauung bestückt werden.

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    Die folgenden architektonischen Details des mittleren Hofs werden dann verloren sein

    Ich denke, daß da noch nicht das letzte Wort gesprochen sein muß. Eventuell kann man die Schlußsteine ausbauen. Sie könnten zum Beispiel an einem modernen Füllbau oder einer ansonsten schmucklosen Mauer im neuen Altstadtareal Verwendung finden.

  • Hier geht absolut nichts voran:

    Streit um altes Polizeipräsidium in Frankfurt

    Zitat

    Zwischen zerschlagenen Scheiben und vermauerten Fenstern haben Sprayer auf der neobarocken Fassade ihre „Tags“ hinterlassen: Das alte Frankfurter Polizeipräsidium an der Friedrich-Ebert-Anlage verwahrlost mehr und mehr. Die Zeiten, in denen in dem 1914 errichteten Bau zwischen Hauptbahnhof und Festhalle Polizisten ihren Dienst taten, sind lange vorbei. Schon 2002 ist die Behörde in ihren Neubau im Nordend umgezogen. Seither bemüht sich das Land Hessen vergeblich, das alte Präsidium zu verkaufen - und das wird wohl noch eine Weile so bleiben.

    Hinter der denkmalgeschützten Fassade darf laut Bebauungsplan und Hochhausrahmenplan ein 145 Meter hoher Büroturm gebaut werden. Doch unter dem Gelände verläuft auch die geplante Trasse der U-Bahn-Linie 5, die vom Hauptbahnhof ins Neubaugebiet Europaviertel verlängert werden soll. Darüber, wie sich beide Bauvorhaben koordinieren lassen, sind sich die Stadt und das Land bisher nicht einig.

    Zitat

    Weil im Rahmen des Planfeststellungsverfahren noch die Öffentlichkeit beteiligt werden muss, gilt von der Offenlage der Planunterlagen an eine Veränderungssperre für das Baugelände. Das Grundstück darf solange nicht bebaut werden. Erst, wenn das mit einem Bebauungsplan vergleichbare Planfeststellungsverfahren für die U-Bahn rechtskräftig ist, wird die Sperre wieder aufgehoben. Wie lange das dauern wird, ist schwer abschätzbar.

    Es ist eigentlich ein Jammer. Was könnte man alles aus diesem Gebäudekomplex machen - aber nein, es musste noch ein Hochhaus sein, und nun wird erst einmal gar nichts gebaut. Und der alte Prachtbau gammelt vor sich hin.

  • Wie ist eigentlich die zukünftige Nachfrage nach Hochhäusern prognostiziert? Ich meine gehört zu haben, dass es in Frankfurt viel Leerstand gibt. Und nachdem die aktuelle Krise gezeigt hat, dass das wirtschaftliche Rückgrad doch eher die produzierende Industrie als das Banken- und Versicherungswesen ist, müsste doch eigentlich eher eine Stagnation des Bürobaus zu beobachten sein, oder? Wäre schade um den schönen Bau. Daraus ließe sich übrigens auch sicher ein hochrepräsentativer Firmensitz machen. Ohne Hochhaus, nur als sanierter Altbau.

    Viele Grüße
    Michael

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zum Büroleerstand folgende Zahlen - ohne Garantie:

    Zitat

    Im Jahr 2012 hat sich das Leerstandsvolumen (inklusive Flächen zur Untervermietung) gegenüber dem Vorjahr verringert. Die Leerstandsquote (inklusive Untermietflächen) lag zum Jahresende bei knapp unter 14 Prozent. Im ersten Quartal 2013 ist sie weiter leicht gesunken.

    Nach wie vor ist es so, dass viele der leerstehenden Flächen in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] eine Qualität aufweisen, die für eine Vermietung kaum noch in Frage kommt, sodass ein hoher Sockelleerstand bestehen bleibt. Da aber viele der in den nächsten Jahren neu auf den Markt kommenden Flächen bereits vermietet sind, sollte das Leerstandsvolumen weiter moderat zurückgehen.

    Zudem sollten die steigenden Preise auf dem Wohnungsmarkt auch in den kommenden Jahren dafür sorgen, dass Umwidmungen hierfür geeigneter leerstehender Büroflächen erfolgen.

    http://www.frankfurt-main.ihk.de/branchen/immob…bemarktbericht/

    Der Leerstand betrifft aber auch viele Neubauprojekte. Z.B.:

    Zitat

    Immobilienmakler Oliver Barth versucht seit langem, Mieter für die leerstehenden Immobilien des exklusiven Palais Quartier zu finden. Es sei vielen zu weit ab vom Schuss, meint er im FR-Interview.

    http://www.fr-online.de/frankfurt/pala…8,16594496.html

    Zum Palais-Quartier auch folgende Informationen:

    Frankfurts „Palais-Quartier“: Zwischen Spekulation und Leerstand
    „MyZeil“ bleibt dauerhaft kostenintensiv
    http://www.freie-waehler-frankfurt.de/artikel/index.php?id=563

    Man kann davon ausgehen, dass viele Neubauprojekte nicht allein aus dem Bedarf an Büroraum errichtet werden, sondern um Gelder von Immobilienfonds anzulegen. Es kann dabei auch teils um steuerliche Abschreibungsgeschichten gehen.

  • In der Tat, die Vermutung der Abschreibungen untermauert auch ein Artikel aus der FNP vom 27.06.13 zur Bürostadt Niederrad "Frischer Wind für die Bürostadt" http://www.fnp.de/rhein-main/fra…t;art675,564088 Zitat "...Die eigentlichen Spielflächen befinden sich zumeist in Händen privater Immobilien-Eigentümer. Gerade international operierende Immobilien-Konzerne profitieren von 20 000 Quadratmetern Büroleerstand, weil dieser sich bestens als Abschreibungsobjekt eignet."

    ...

  • Immer noch nichts passiert beim seit 15 Jahren, in bester Frankfurter Lage, leerstehende Alten Polizeipräsidium - s. heutiger Artikel: http://www.fr-online.de/stadtentwicklu…6,34013382.html

    Das neobarocke Gebäude verfällt immer mehr. Das ganze ist eine Posse, ein Skandal. Das Land findet keinen Käufer und wartet jetzt wieder auf dem Abschluss des U-Bahnbaus. Immer wieder wurde vermeldet, dass nun ein Investor gefunden wurde - passiert ist nichts.

    So muss der Sozialismus gewesen sein. Jeder private Immobilienverkäufer hätte für diesen Bau schon lange einen Käufer gefunden.

    ...

  • Diesen Zustand verdanken wir dem damaligen Finanzminister Weimar. Der hatte sich vor Jahren in die Verkaufsverhandlungen eingeschaltet und ein Kaufangebot in zweistelliger Millionenhöhe als zu niedrig ablehnen lassen, er wollte auf Teufel komm raus einen höheren Verkaufserlös erzielen. Jetzt wäre man froh, wenn man überhaupt einen Käufer fände. Aber es soll ja unbedingt ein Hochhaus hin, und große Teile der Altbausubstanz sollen dafür geopfert werden. Vor einiger Zeit hatte man noch kurz überlegt, das Ensemble als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, aber dafür war die Bauten schon zu vernachlässigt und zu heruntergekommen.

    Der einzige Ausweg, der mir jetzt noch einfällt, wäre der, den man jetzt in Wiesbaden beim - ebenfalls prächtigen, denkmalgeschützten und seit Jahren leerstehenden - alten Landgericht einschlägt: Das Land baut mit seiner eigenen Wohnungsbaugesellschaft das Areal zu Wohngebäuden um. Bedarf an Wohnungen besteht in Frankfurt mehr als genug, und die gründerzeitlichen Gebäudeflügel könnten mit ihren hohen Decken und (einzubauenden) Balkons in den Innenhöfen gut geeignet sein; genügend Platz für Parkplätze bzw. eine Tiefgarage oder ein Parkdeck wäre auch da. Aber ob das jemand anpackt - eher unwahrscheinlich.