Frankfurt a. M. - Braubachstraße

  • Ich denke, man sollte sich diese Straße mal genauer anschauen. Hier kommen nämlich drei Dinge zusammen, die in anderen Themensträngen besprochen wurden/werden:

    - Das Technische Rathaus zeigt sein hässliches Gesicht auch an der Braubachstraße. Wir sprechen die ganze Zeit darüber, welche Auswirkungen ein Abriss des TR für das Areal am Dom hat (denn dort sollten ja die rekonstruierten Fachwerkhäuser hin), aber auch die Braubachstraße würde ja durch den Abriss enorm aufgewertet werden.
    - Auch die Rekonstruktion des "Langen Franz" und des namenlosen Treppentürmchens des Rathauses wird einen positiven Effekt auf die Braubachstraße haben, denn genau auf diese Türme blick man, wenn man in der Braubachstraße mit dem Gesicht nach Westen steht.
    - Schließlich noch das bereits erwähnte Haus "Zum Kranich", das ja auch eine Seite zur Braubachstraße hin hat.

    Die Bebauung der Braubachstraße ist, zumindest über einen bestimmten Abschnitt hin, historisierend:


    Das gelbe Gebäude auf den folgenden Bildern war übrigens längere Zeit eingerüstet; schade, dass ich keine älteren Bilder habe, denn der Unterschied jetzt nach der Sanierung ist schon beträchtlich:

    Und nun die Braubachstraße Richtung Osten: Hier kann man sehr gut sehen, wie sehr das Technische Rathaus hier stört:

    Und nun der Blick nach Westen. Das Treppentürmchen des Rathauses kann man gerade so noch sehen, würde man ein Stück weiter vorgehen, wäre auch der Lange Franz sichtbar.

  • Ganz hübsch die Strasse! Ich finde aber auch die Bauten der 50er in Ordnung (Salzhaus und Haus zum Kranich). Hätte man bloss die Altstadt so wiederaufgebaut würde sie ja fast wie da heutige Nürnberg aussehen. Ich meine gelesen zu haben, dass es nach dem Krieg vorgeschlagen wurde den Bereich zwischen Dom und Römer ähnlich zu gestalten (unten historisch, oben modern). Leider wurde dieser Plan nicht weiterverfolgt. Hoffentlich werden sich die Neubauten am TR-Areal genau so gut einfügen (was ich leider nicht glaube).

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Ja, irgendwie versprach sich die Stadt mit der optischen Aufwertung der Braubachstraße neuen Schwung, soll heißen, mehr Leben und mehr Verweildauer. Doch das hat bis jetzt nicht geklappt, denn dort ist nach wie vor nüschts los. Was in der recht hübschen Straße fehlt, sind Kneipen, Cafés usw. Eine sinnvolle Neubebauung auf dem T.R.-Gelände käme auch der Braubachstraße zugute, da bin ich mir sicher.

  • Zitat

    Was in der recht hübschen Straße fehlt, sind Kneipen, Cafés usw.

    Naja, die Braubachstraße soll ja eine "Kulturmeile" werden, keine Saufmeile. :zwinkern:

    Hier sollten sich nach dem Willen der Stadt eigentlich Galerien und ähnliches (die ja zum Teil auch schon da sind) ansiedeln. Das Design-Einrichtungs-Schnickschack-Kaufhaus Stilwerk sollte hierhin, ist aber abgesprungen.

    Was man übrigens auch ganz gut sieht auf den Bildern: Keines der Häuser auf der dem [lexicon='Römerberg'][/lexicon] zugewandten Straßenseite hat noch sein originales Dach. Alle Dächer sind im Krieg zerstört worden und wurden durch ziemlich simple, zu flache Dächer ersetzt. An dem Stadtmodell im Historischen Museum kann man gut sehen, was für aufwendige Dächer früher da drauf waren. Allerdings ist die jetzige Situation natürlich bei weitem besser als Flachdächer. Trotzdem könnte man irgendwann auch mal die Dächer rekonstruieren.

    Aber - in der Ruhe liegt die Kraft: Erstmal weg mit dem TR, dann was besseres hinbauen, und dann wird das schon mit dieser Straße. Erst Grobarbeit, dann irgendwann die Feinarbeit... 8)


    @ Restitutor

    Danke für die schönen Bilder - Du hast ja rumgeknipst wie drei Japaner... :D

  • Zitat

    Naja, die Braubachstraße soll ja eine "Kulturmeile" werden, keine Saufmeile.

    Wohl noch nichts von der Trinkkultur gehört... :trinken: 8):zwinkern:

  • Zitat von "Resti O."

    Sehr seltsam finde ich es übrigens, wie man nach dem Krieg das Haus an der Ecke Braubachstraße/Domstraße wieder aufgebaut hat:

    Stimmt, ich hätt's auch lieber so elegant und leicht gelöst wie hier...


    (Foto von Dirk)

    :gg: :gg: :gg: :gg: :gg: :gg: :gg: :gg: :gg: :gg: :übelkeit:


    Im Ernst: Das Haus auf Deinem Foto finde ich alles in allem nicht schlecht, es verträgt sich ganz gut mit dem Erdgeschoß, das Dach paßt zur Umgebung, also durchaus akzeptabel (und besser als das Playmobil-Haus :zwinkern:. ) Warum allerdings dieser wunderschöne Eckbalkon unzugänglich gemacht wurde und nutzlos als reine Zierde da rumhängt, bleibt wohl das Geheimnis des Architekten.

  • [quote="Restitutor Orbis"]@ Schlossgespenst:


    Sehr seltsam finde ich es übrigens, wie man nach dem Krieg das Haus an der Ecke Braubachstraße/Domstraße wieder aufgebaut hat:

    Da deutet sich schon die seltsam gefaltete Ecke des Museums für moderne Kunst an, vielleicht war es derselbe Architekt, der hier geübt hat.

  • Der Aufbau des Eckhauses ist scheinbar verhältnismäßig neu. In der ersten Hälfte der 1960er hatte das Gebäude immer noch keine Obergeschosse und nur ein Notdach (unten links, in Verlängerung des geschwungenen Flachdachs des Hauptzollamts):


    Quelle: bildindex.de

  • Zitat von "Henk Frost"

    Der Aufbau des Eckhauses ist scheinbar verhältnismäßig neu.

    So sieht er ja auch aus - könnte aus den 80er Jahren stammen oder ist zumindest in dieser Zeit umgebaut worden.

    Für Frankfurter Verhältnisse (und erst recht für die Lage an der Berliner Straße!) recht gut gelungen finde ich auch das Nachbarhaus, rechts im Bild (mit einem ganz ordentlichen Fischrestaurant im Erdgeschoß...)

  • @ Stephan:

    Bitte Quelle angeben, auch wenn uns allen in diesem Fall klar ist, dass das Foto von http://www.bildindex.de">http://www.bildindex.de stammen dürfte...

    @ Alle:

    Zitat von "Schloßgespenst"

    Was man übrigens auch ganz gut sieht auf den Bildern: Keines der Häuser auf der dem [lexicon='Römerberg'][/lexicon] zugewandten Straßenseite hat noch sein originales Dach. Alle Dächer sind im Krieg zerstört worden und wurden durch ziemlich simple, zu flache Dächer ersetzt. An dem Stadtmodell im Historischen Museum kann man gut sehen, was für aufwendige Dächer früher da drauf waren. Allerdings ist die jetzige Situation natürlich bei weitem besser als Flachdächer. Trotzdem könnte man irgendwann auch mal die Dächer rekonstruieren.

    Ich habe bei mir auf der Festplatte Fotos gefunden, die ich mal von dem Vorkriegs-Stadtmodell gemacht hatte. Ein kleiner Teil der Braubachstraße ist darauf zu sehen (unten links, mit den Nummern 110, 111 und 112):

    Und jetzt in größer, man achte auf die Dächer:

    Der Vergleich:

  • Übrigens, nur mal so am Rande erwähnt: die Inhaberin des Kunst- und Auktionshauses an der Braubachstraße, Anja Döbritz, ist samt Mann und der kleinen Laura bei uns im Babykurs. Nette Familie mit abgefahrenen, um nicht zu sagen "schrottreifen", uralten Opel Senator auf Achse. Die schwört auf das Gebäude.

    Zurück zum Thema...


    Danke für den Braubachstraßenvergleich, R.O.. Ich wiederhole mich gern noch einmal: Die Eingriffe in die historische Substanz der Gründerzeitjahre, waren, wie man auch am Beispiel der Braubachstraße erkennen kann, eine städtebauliche Verbesserung gewesen. Ganz im Gegensatz zu heute. Herr Bartetzko sollte sich dessen bewusst werden, bevor er das nächste Mal von städtebaulichen Erneuerungen, die es nach seinen Ausführungen schon immer gab, schwafelt...

  • Zitat von "spacecowboy"

    Übrigens, nur mal so am Rande erwähnt: die Inhaberin des Kunst- und Auktionshauses an der Braubachstraße, Anja Döbritz, ist samt Mann und der kleinen Laura bei uns im Babykurs. Nette Familie mit abgefahrenen, um nicht zu sagen "schrottreifen", uralten Opel Senator auf Achse. Die schwört auf das Gebäude.

    Schönes Auto... leider viel zu selten, und der Zustand, scheinbar... naja :augenrollen:

    Egal, BTT: Was heißt denn die schwören auf das Gebäude? Finden die den Ist-Zustand gut... oder würden sie lieber rekonstruieren wenn sie das Geld hätten?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • "Und jetzt in größer, man achte auf die Dächer:"

    Da wäre aber eine Reko der Dachlandschaft nicht nur relativ leicht zu machen, sondern auch wirklich angeraten.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • @Booni´

    Zitat

    Schönes Auto... leider viel zu selten, und der Zustand, scheinbar... naja

    Egal, BTT: Was heißt denn die schwören auf das Gebäude? Finden die den Ist-Zustand gut... oder würden sie lieber rekonstruieren wenn sie das Geld hätten?

    Zu 1.
    Über Geschmack lässt es sich bekanntlich nicht streiten. Für mich ist der Opel Senator ähnlich elegant und edel wie das Technische Rathaus :zwinkern:.

    Zu 2.
    Also die schwören auf das Gebäude in funktionaler sowie standortbedingter Hinsicht. Über Rekos habe ich mit ihnen nicht gesprochen. Kann mir aber nur schwer vorstellen, dass die sowas gut finden. Außerdem gehört ihnen nicht das Gebäude.

  • Nochmals zurück zum Eckhaus Braubachstr. 10/Domstr.7 "zur Maus":


    Ansichtskarte von "L. L. F.", links angeschnitten Braubachstr. 10/Domstr.7, vor 1913

    Zitat von "Schloßgespenst"

    ... Warum allerdings dieser wunderschöne Eckbalkon unzugänglich gemacht wurde und nutzlos als reine Zierde da rumhängt, bleibt wohl das Geheimnis des Architekten.

    Das war ursprünglich kein Balkon, sondern ein Erkerfuss! Im 2. Obergeschoss bestand dieser Erker aus profiliertem und skulptiertem Holz (das Salzhaus stand hier wohl Pate, was ich andernorts auch schon beobachtet habe). Darüber folgte eine historisierende Fachwerkkonstruktion mit 3. Obergeschoss und zwei Dachgeschossen mit zwei Giebeln. Leider habe ich bis heute noch keine Aufnahme der "Maus" finden können, welche sie noch im ungekröpften Zustand zeigt, ausser der Ansichtskarte, welche den Erker links angeschnitten zeigt, sowie einer Flugaufnahme, von welcher ich hier einen Ausschnitt vergrössert habe:


    Ansichtskarte von Hansa Luftbild G.m.b.H., vor 1939

    Von rechts unten nach links oben verläuft die Braubachstrasse, von links unten (zw. angeschnittenem Dom und Zollamt) nach rechts oben die Domstrassse. Die beiden Fachwerkgiebel sind unschwer zu erkennen. Auch sitzt auf dem Kreuzfirst ein Türmchen. Links davon erkennt man die eigenwilligen zweigeschossigen Dacherker von Braubachstr. 12, ein Haus, welches eher dem Expressionismus als dem Historismus/Jugendstil/Heimatstil zuzuordnen ist. Leider ist heute der Verputz abgeschlagen, sodass man heute das Ziegelmauerwerk sieht; auch sind die beiden Dacherker um ein Geschoss reduziert.


    Braubachstr. 12

    Doch nun zum einstigen Juwel an dieser Kreuzung (s. Ansichtskarte oben):
    die Domschänke oder der Zunfthof! (Braubachstr. 8 / Domstr. 6 od. 8 ) An diesem Haus kann man viele Zitate historischer Bauten Frankfurts wie "Waage", "Rebstock", "Salzhaus" und vieler anonymer Bürgerhäuser erkennen. Gleichzeitig mit dem Jugendstil bis in die Vierzigerjahre gab es auch den sogenannten Heimatstil, in welchem die Domschänke errichtet worden ist. Dieser Stil versuchte das Architekturgeschehen wieder vermehrt zu regionalisieren, doch der aufkommende Bauhausstil war stärker...

    Heute steht hier das Museum für moderne Kunst... selber postmoderne Kunst... ich möchte mich hier über diesen Architektur-Orgasmus nicht weiter auslassen, das einzig positive finde ich die Materialisierung...

  • Zitat

    Das war ursprünglich kein Balkon, sondern ein Erkerfuß!

    Aha - ich hatte auch überlegt, ob es vielleicht ein Erker war, aber das Ding erschien mir etwas zu breit dafür. Naja, den Fuß hätte man aber doch wenigstens als Balkon nutzen können...

    Zitat von "Restitutor Orbis"

    Ich habe bei mir auf der Festplatte Fotos gefunden, die ich mal von dem Vorkriegs-Stadtmodell gemacht hatte. Ein kleiner Teil der Braubachstraße ist darauf zu sehen (unten links, mit den Nummern 110, 111 und 112):

    Ich habe auch noch ein Bild von der Brauchbachstraße im Modell gefunden (leider ziemlich undeutlich - billige Kamera, und der Glaskasten, in dem das Modell steckt, spiegelt und trübt extrem), und hier sieht man die fünf auf der Straßenseite heute noch stehenden Häuser im Vorkriegszustand und links daneben auch noch die Häuser, auf deren Grundstück (noch) das Technische Rathaus steht.