• Der moderne Teil ist ja absolut grauenvoll! Wie sahen denn die jetzt abgerissenen Häuser von den nichthistorischen Seiten aus?

  • http://www.allgemeine-zeitung.de/region/objekt.…ikel_id=1980875

    Lamellen statt Schieferdach? vom 26.07.2005

    Einige Zitate aus diesem Artikel dürften den selbsterhobenen
    Anspruch einer besseren Rekonstruktion deutlich in Frage stellen.
    Gegen Abänderungen ist aus meiner Sicht nichts einzuwenden,
    aber unter dem Aspekt, dass hier doch angeblich 1:1 Fassdaenrekos
    entstehen sollen, müssen hier große Zweifel am Gelingen des
    Projekts angemeldet werden. Auch die gestalterische und handwerk-
    liche Ausarbeitung wird dahingehend leiden. Größtes Problem sehe ich
    allerdings in der modifizierten Dachgestaltung, die laut den Ansichten
    der rückwärtigen modernistischen Bebauung wohl amorph ineinander
    übergehen zu scheinen. Modifizierungen in der Dachgestaltung, was einer
    Reduzierung gleichkommt, erlaubt sich der Bauherr ja ausdrücklich vor.
    Das ganze Projekt scheint eine ganz große Augenwischerei zu werden
    und die Denkmalpflege hat hier mit ihrem anfänglichen Einverständnis
    der Sache zusätzlich einen großen Bärendienst erwiesen. Nachträgliches
    Zeigefingerheben juckt den Investor doch nicht mehr. Aber warten wir es ab...

    Passagen aus dem Artikel:


    Architektenplan für Markthäuser reizt Denkmalschützer zu Widerspruch


    Ein tieferer Balkon und eine veränderte Fensteraufteilung sind für das
    künftige "Haus zum Boderam" geplant. Auf das Schieferdach legt die
    Denkmalpflege großen Wert. Statt Schieferdach eine
    Lamellenkonstruktion auf dem "Haus zum Boderam"? Nachdem von der
    Wohnbau der Bauantrag zur Umgestaltung der Markthäuser 11 - 15
    (ehemaliges Rex-Kino) gestellt wurde, meldet die Denkmalpflege
    Einspruch an.


    Der von schiefergedeckten Dächern umrahmte Markt ist längst
    international bekannt. Und das soll so bleiben, wenn es nach dem
    Willen der staatlichen Denkmalschützer geht.
    Was den Denkmalschutz wurmt, ist ein Aspekt der Pläne des italienischen
    Architekten Massimiliano Fuksas. Der nämlich hat zu Papier gebracht,
    dass die Dachkonstruktion, die auch ein als Schwimmbad "getarntes"
    Löschwasserbecken vor den Blicken Neugieriger verbergen soll, nicht
    etwa mit der Nachbarschaft angepasstem Schiefer verkleidet werden soll,
    sondern sich in Lamellenform präsentieren wird.
    Für Landesdenkmalpfleger Dr. Joachim Glatz ein Unding: "Natürlich sind
    die Markthäuser nicht unter Denkmalschutz gestellt, aber die einheitliche
    Schiefereindeckung umrahmt die Denkmalzone." Und das solle auch so bleiben.

    "Wegen der Dachform werden die Architekten eine Computersimulation
    erstellen." Dabei gehe es auch um mögliche "Blickbeziehungen" zum
    Schwimmbecken.
    [Anmerk.: Erinnert mich sehr stark an die
    Diskussion um das Staffelhaus an der Frauenkirche in Dresden...
    die gleichen Vorgänge und Methoden!]

    "Wir haben [nur] zugesagt, die Fassaden zu erhalten", hat
    Dörnemann im Februar gegenüber der AZ erklärt, aber eingeräumt,
    dass "aus Belichtungsgründen" in "Detailpunkten" eingegriffen werden
    müsse. Mit
    der veränderen Fenstergestaltung wird sich die
    Denkmalpflege ebenso befassen wie mit der Umgestaltung des Balkons.
    Der soll tiefer werden, weil ein Café im ersten Stock des Hauses ihn
    nutzen soll.


    http://www.allgemeine-zeitung.de

  • Vitruv, wie hier schon mehrfach zu lesen ist, war hinter den Markthäusern früher ein Kino. Dementsprechend waren die nicht historisierten Seiten fenster- und schmucklos. Zudem lange vernachlässigt und entsprechend heruntergekommen.

    Stefan, diese Diskussion aus dem Jahr 2005 ist doch nicht nur "durch", sondern auch durch spätere Anpassungen überholt worden, oder?

    Jedenfalls drängt sich der Eindruck auf, dass es stets Absicht des Bauherrn war, dem Denkmalschutz und den Bürgern möglichst viel Sand in die Augen zu streuen, um gegen deren erklärten Willen einen - aus seiner Sicht versteht sich - progressiven Entwurf umzusetzen.

  • Stefan, der Artikel ist ja schon über ein Jahr alt. Der letzte Artikel, den ich über die Markthäuser gefunden habe, ist vom März diesen Jahres. Seitdem scheint es keine Info und keine Visualisierung von der historischen Domseite des Projekts mehr zu geben, was mich sehr beunruhigt. Das ist doch merkwürdig, letzlich soll das Objekt schon 2007 fertiggestellt sein.

  • Natürlich ist der Artikel schon älter, aber auch im März 2006 scheint die Situation noch keine Veränderung aufzuweisen (siehe nachstehenden Beitrag)

    Ich habe die Bürgerinitiative jetzt angeschrieben und um den aktuellen Stand der Dinge gebeten.


    Klaus D. Höhn, ein Mitinitiator der Initiative „Rettet die Markthäuser“ schrieb zum „AZ-Forum Markthäuser“ am 15.3.2006 im Festsaal des Landesamtes für Denkmalpflege.


    quelle:http://www.rettet-die-markthaeuser.de/index20.html

    "Wieder einmal zeigte sich überdeutlich, dass die Meinung der Mainzer Bürger zur Gestaltung des Marktplatzumfeldes nicht erwünscht ist „weil der Neubau hinter den Marktplatzfassaden eine Privatinvestition ist“ (Originalton Baudezernent Bürgermeister Schüler). Es ging in dem völlig überfüllten Festsaal des Landesamtes für Denkmalpflege auf dem so genannten AZ-Forums sehr turbulent zu und die vortragenden Sachverständigen heimsten mehr Buhrufe (Prof. Jourdan, Bürgermeister Schüler) als Beifall ein. An seiner Arroganz des scheinbar Mächtigen ließ Bürgermeister Schüler in einer weiteren Äußerung keinen Zweifel: „Wenn man mit uns nicht zufrieden ist, dann kann man uns ja bei der nächsten Wahl im Jahr 2009 abwählen!“ Das klang sehr prophetisch – man wird sich erinnern. Diese zwei Äußerungen des Herrn Schüler kann man als Quintessenz dieser denkwürdigen Veranstaltung werten. Eine kleine Betrachtung nebenbei: Den 68ern, den jungen Studenten von damals, wurde von ihren Professoren „selbstgefälliges und selbstüberschätzendes Verhalten“ vorgehalten. Was halten wir davon, wenn Professoren dieses heute nachleben und in dünkelhafter Weise akademische Worthülsen verbreiten?
    Schon vor Beginn des so genannten AZ-Forums wurde der Schluss der Veranstaltung so festgelegt, dass so gut wie keine Publikumsreaktionen mehr möglich waren – was für eine Farce. Monika Paul, die Leiterin der AZ-Lokalredaktion und Moderatorin des AZ-Forums, gab einer völlig eigenen Interpretation des Wortes Forum (offene Diskussion von Sachverständigen und Betroffenen) den Vorzug. Sie wollte dem Verfasser dieses Briefes, der sich als Mitinitiator der Bürgerinitiative „Rettet die Markthäuser“ zu erkennen gab und im Namen der vielen Tausend Mainzer Bürgern, die der Initiative durch Unterschrift ihre Solidarität bekundet haben, nur eine Frage gestatten. Ihm wurde also verweigert wenigstens einige der Überlegungen der vielen Tausend Betroffenen stellvertretend zu artikulieren. Daraufhin verließ der Verfasser unter Protest den Saal und äußert sich nun in nachfolgender Weise.
    Sehr viele Personen empfanden die Veranstaltung „AZ-Forum Markthäuser“ als eine reine Alibiveranstaltung für ihre Leser. Eine Zeitung, die schon bisher die Berichterstattung über die Markthäuserfassaden wie eine Hofberichterstattung aus dem Rathaus und der Wohnbau präsentierte, hat sich, nach meiner Meinung, selbst um den Status einer unabhängigen Tages-Zeitung gebracht. Im Nachhinein, nachdem der Stadtrat dem Projekt der Stadt/Wohnbau zugestimmt hat so zu tun, als würde die AZ für eine Diskussion mit der Mainzer Bevölkerung sorgen, ist nicht nur eine Täuschung sondern dazu noch schlechter Stil. Ein Forum, das von 5 Befürwortern und einem Gegner des Abrisses von der AZ besetzt wurde, zeigt Vorein-genommenheit und war gelinde gesagt, für die anwesenden Bürger eine Zumutung – sie fühlten sich ganz einfach verschaukelt. Hier sollte nicht Aufklärung, sondern massiv Propaganda betrieben werden! Dass Zeitungen heute einen schweren Stand haben und ums Überleben und um Inserenten kämpfen, ist bekannt, aber diese Anbiederung an die Mainzer Politikpatriarchen ist schlicht, durchsichtig und unsauber. Es ist absurd, wenn objektivere Informationen über die Markthäuser nicht über die hier ansässige Zeitung zu erhalten sind, sondern es wichtiger wird die FAZ zu lesen. Dabei gibt es Arbeit für engagierte Redakteure für Jahre – sie müssten sich nur mal den Filz bei der Stadt und den stadtnahen Gesellschaften vornehmen. Wo sind in Mainz aufrechte Persönlichkeiten - ich sehe pessimistisch in die Zukunft.
    Kommen wir zum Projekt der Wohnbau mit dem Abriss und dem Wiederaufbau der drei Marktfassaden. Da wird, und das wird dem aufmerksamen Zuhörer nicht entgangen sein, sowohl von der Wohnbau wie auch von der „unabhängigen“ AZ, im Gleichklang von „historisierenden Fassaden“ gesprochen. Mit solchen Worten versucht man gezielt den Mainzern Bürgern ihren so liebgewonnenen Marktplatz herabzuwürdigen. Da wurde vor Jahrzehnten unter dem Oberbürgermeister aller Mainzer, Herrn Jockel Fuchs, in bester handwerklicher Fertigkeit und mit 3 Millionen DM Kosten eine vielbeachtete städtebauliche Leistung geschaffen. Nur weil die Wohnbau ihre Rendite durch nicht genehme Fenster und Etagenhöhe gefährdet sieht, soll dieses Kulturgut vernichtet anstatt fachmännisch restauriert und mit städtischem Leben erfüllt werden. Da wird an den Fassaden kritisiert, dass sich die Balken biegen und alle möglichen und unmöglichen Gründe für einen Abriss werden erfunden und vorgeschoben. Diese schlitzohrigen Nörgler und Besserwisser können von mir aus ihre historische Wahrheit an dem Neubau der Dresdner Frauenkirche ausmessen.
    Aber die Wohnbau und das Denkmalamt wollen die Fassaden ja noch viel besser als die alten wieder aufbauen. Das wird allein durch die Kosten relativiert werden, und wer soll denn das machen? Da wird auf einmal die von der Wohnbau vorher so geschmähte Infra ins Spiel gebracht, die ja auch für den Wiederaufbau der „historisierenden Fassaden“ verantwortlich zeichnete. Aber liebe Zuhörer, die Infra von vor Jahrzehnten ist leider nicht mehr die Infra von heute, und wenn ich mir das zuletzt erstellte Gebäude von Sinn-Leffers vor Augen führe, das noch nicht einmal die Auszeichnung „historisierend“ erhalten kann und wird, da kann ich nur sagen, nein danke, die Fassadenbauer von Disney World hätten das nicht schlechter gemacht. Früher wurden die Markthäuser völlig zu Unrecht aus Unkenntnis der Verhältnisse als „Pappedeckel-Architektur“ verschrien. Das Ding, welches die Wohnbau nach dem Abriss hier erstellen wird, wird eine aufgeklebte Mainzer Lachnummer.
    Nun komme ich zu einigen Bemerkungen über den geplanten Neubau des Architekten Fuksas. Hier sprechen wiederum sowohl die Wohnbau als auch die AZ im Gleichklang wie Siamesische Zwillinge von einem Stararchitekten, um die verunsicherte Bevölkerung gleich in die richtige Position des Niederkniens zu nötigen. Ein Architekt, der so mit dem historischen Viertel einer Jahrtausend alten Stadt umgeht, hat die Bezeichnung Architekt nicht verdient und ist allenfalls Star beim Abkassieren. Wenn er das im historischen Zentrum einer alten Stadt in seiner Heimat hätte anrichten wollen, hätten ihn die Bürger aus der Stadt gejagt und er hätte um sein Leben fürchten müssen. Dieses Gebäude, das bereits im Entwurf so aussieht als hätte eine Abrissbirne ihre Arbeit schon begonnen, ist inmitten unserer Stadt und an dieser Stelle eine Beleidigung der historischen Strukturen. Man muss sich doch vergenwärtigen, die ganze Innenstadt mit dem Dom als Mittelpunkt hat mit Schiefer gedeckte Dächer. Kein Bauherr würde bei der Baubehörde aus Gründen einer Einheitlichkeit des Stadtbildes die Genehmigung erhalten, im historischen Zentrum der Stadt ein Dach mit hellen Blech-Elementen zu decken, aber bei diesem Objekt der Wohnbau wird dieses von dem Bauausschuss einstimmig gebilligt, jawohl einstimmig! Da muss doch irgendjemand gehext haben, oder? Der Architekt Herr Baier, der an entscheidender Position der Infra mitwirkte um die Markthausfassaden zu erstellen, fand auf dem AZ-Forum die treffenden Worte: „Der Bau sieht aus wie ein Musterkoffer von Alu-Profilen“. Die AZ, wie immer der Wohnbau dienlich, spricht von einem Anschmiegen des Neubaus an die Markthäuserfassaden – was ist das für eine Vergewaltigung des Sachverhaltes, ein Ketten-Panzer „schmiegt“ sich an einen gotischen Treppengiebel, diesen geschmacklosen Zusammenprall muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Dieses und andere Missklänge mutet die Wohnbau und deren Aufsichtsratsvorsitzender, der OB Beutel, den Mainzern Bürgern zu. Wo bleiben bei dieser Auseinandersetzung eigentlich die Vertreter der Bürger, die Parteien? Bürgervertreter? Nein danke! Zumindest eine objektive Information wäre Bürgervertreterpflicht! Diese Ignoranz betrifft alle Parteien und es ist kein Wunder, dass die Bürger nur noch sehr wenig von den Parteien halten.
    Jeder der etwas mit Immobilien zu tun hat, weiß, dass die Miete für gewerbliche Objekte in Mainz rapide gefallen sind, fast auf dem Boden liegen und nur noch halb so hoch wie z.B. in Wiesbaden sind. Eine Stadt die so hoch verschuldet ist wie Mainz, hinterlässt ihren Bürgern mit dem Neubau eine Investitionsbelastung von gigantischem Ausmaß, das ist ein riesengroßes Kuckucksei. Freiwillig, und nicht aus einer Notsituation heraus geboren, begibt sich die Stadt Mainz in eine städtebauliche Fehlentwicklung, die andere Städte schon lange hinter sich haben. Entgegen den Ankündigungen der Beteiligten ist diese Investition keinesfalls zukunftsorientiert sondern sehr rückständig, weil sie sich u.a. an Zeiten absoluten wirtschaftlichen Wohlstandes orientiert.
    Aber man sollte nicht verzagen und bis zum Letzten hoffen. Seit kurzem wird ja über den Verkauf der Wohnbau an Interessenten nachgedacht. Im Spiegel 11/06 wird z.B. diese Strategie mit „Tanz der Vampire“ tituliert. Vielleicht geht das schnell über die Bühne und durch eine Überprüfung der Kalkulation wird das ganze Objekt als viel zu teuer und als zu unrentabel zu den Akten gelegt. Ich gehöre zu den Mainzer Bürgern, die in diesem Falle nichts dagegen hätten, wenn die Verantwortlichen für das Projekt Markthäuser mit übernommen würden, vielleicht würden dann auch Vernunft und Augenmass die maßgeblichen Kriterien nach denen unsere Stadt zu verwalten wäre.“

  • Riemen?

    Zumindest scheint sich nicht viel zu bewegen und die Kritik,
    wie sie hier beschrieben wird, scheint schon Befürchtungen
    zu rechtfertigen wonach mit einem Abklatsch der Rekonstruktionen
    der 80er Jahre zu rechnen ist. Um Gewissheit zu bekommen habe ich
    die Bürgerinitiative jetzt angeschrieben.

  • Zitat von "Vitruv"

    Der moderne Teil ist ja absolut grauenvoll! Wie sahen denn die jetzt abgerissenen Häuser von den nichthistorischen Seiten aus?

    Wie beschissen der Neubau aussehen wird, sah man ja schon hier ganz gut:

    Ich habe damals zwar leider keine Bilder von der Rückseite gemacht, aber ich versichere Euch: Sie sah zwar belanglos und eher häßlich aus, aber das, was hinter den Fassaden lag, paßte sich relativ dezent an die Fassaden an, Das Ganze wirkte lange nicht so katastrophal wie das, was jetzt kommt! Und jetzt kommt ein modernistisches Glasgebirge mit davorgepappten historischen Fassaden. Das ist auch die maßstabsgerechte Deckenhöhe keine Trost. Das wird so peinlich aussehen, daß es wieder Wasser auf die Mühlen der Reko-Gegner sein wird...

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    Das wird so peinlich aussehen, daß es wieder Wasser auf die Mühlen der Reko-Gegner sein wird...

    Glaube ich weniger, denn das verdient nun wirklich nicht die Bezeichnung "Rekonstruktion", vielmehr handelt es sich hier um Fassadismus in Reinkultur.

  • Ich war am Sonntag vor Ort und mein Eindruck ist folgender: Das stellenweise sehr schöne Mainz verkommt leider immer mehr durch modernistische Geschwüre, die überhaubt keinen Bezug auf die Altbausubstanz nehmen. Der jetzt vom Markt sichtbare graue Bunker ist in Natura noch hässlicher. Und selbst am Markt lwird alte Bausubstanz verwurstelt: das wohl erst kürzlich modernisierte SinnLeffers hat nun gar keine Fensterrahmen mehr- da wurden einfach rahmenlose Scheiben eingesetzt, wirkt wie erblindet!

  • Warum es Aufregung gibt, wenn eine nicht originalgetreue Rekonstruktion durch eine andere nicht originalgetreue Rekonstruktion ersetzt wird, leuchtet mir nicht ein, geht wohl ums Prinzip. Oder in wiefern sich das hier von Braunschweig unterscheidet, das die meisten scheinbar für in Ordnung halten.
    Das Haus mit den rahmenlosen Fenstern ist übrigens auch eine relativ neue Rekonstruktion, wohl eine 'kritische'.

  • Zitat von "Henk Frost"

    Glaube ich weniger, denn das verdient nun wirklich nicht die Bezeichnung "Rekonstruktion", vielmehr handelt es sich hier um Fassadismus in Reinkultur.

    Das stimmt nicht ganz, denn unter Fassadismus versteht man ja eigentlich original erhaltene alte Fassaden mit neuem Gebäude dahinter, während diese hier Nachbauten, also rekonstruiert sind. Zwar ist sowas nicht mit der Ostzeile (komplette Rundum-Rekonstruktion) vergleichbar, aber die Fassaden sind eben nur Nachbildungen, und die Reko-Gegner werden gerne auf so ein Beispiel verweisen ("seht her, alles nur Kulisse, es kommt nur noch auf Fassaden an, wie es dahinter aussieht, kümmert niemanden mehr"). Im Prinzip ist dieser Neubau eine Steigerung von solchen Rekos wie am QI in Dresden. Dort scheint ja (mit Ausnahme des Innenhofs des Weigelschein Hauses) auch hinter den Barockfassaden nichts zu sein, was auch nur annäherend an die alten Bürgerhäuser erinnert.

    Wenn ich ehrlich bin: Ein komplettes "Altstadtviertel", das nur aus solchen Großkomplexen wie dem in Mainz geplanten besteht, die vorne historische Fassaden vorgeblendet bekommen, dahinter aber hypermodern, abgefahren und aus Glas sind - beim Gedanken daran gruselt's mich schon ein wenig. Zum Glück wird genau das in Frankfurt nicht kommen...

  • Hallo erstmal ihr Forumsmitglieder! Ich bin der Neue.

    In Mainz werden die Markthausfassaden zum Domplatz (Marktplatz) hin genauso wiedererrichtet, wie sie bis vor zwei Jahren dort standen. Die Bauschilder vermitteln einen anschaulichen Eindruck, wie der Komplex einmal aussehen wird.

    Vom Domplatz aus wird man kaum einen Unterschied zu den abgerissenen Fassaden feststellen können. Das zweite Bauschild zeigt eine seitliche Ansicht. Hier wird deutlich, dass es sich nicht um einzelne Häuser handelt, sondern um ein Gebäude mit vier vorgesetzten Fassaden. Der moderne Teil des Gebäudes schmiegt sich nicht gerade harmonisch an die Markthausfassaden an. Eine extreme Bruchstelle zwischen Baustil, Materialien und Höhen entsteht. Nach meinem Geschmack würde der "moderne" Teil auch ohne die Markthausfassaden ziemlich hässlich wirken. Hier hätte der Architekt doch mal Mut beweisen können und ein historisch wirkendes, stimmiges Enseble entwerfen können.

    Marktplatz mit Baustelle:

    Bauschild 1:

    Gegenwärtiger Zustand der Fassaden:

    Bauschild 2 (seitliche Ansicht):

  • Hallo Jürgen, herzlich willkommen!

    Freue mich, dass du uns Neues von den Markthäusern berichtest. Heute Mittag habe ich mich noch gefragt wie in Mainz mittlerweile die Situation ist. Deine Bilder sagen mehr als tausend Worte. Mit Entsetzen habe ich festgestellt, dass die Häuser gar nicht originalgetreu errichtet werden. Das sind ja tatsächlich nur die Fassaden wie man auf dem letzten Bild sehen kann! Potjemkische Dörfer. Schäbig sowas, außerdem öffnet es den Kritikern Tür und Tor. Der Neubau hinten dran ist auch eine Katastrophe. Wird garantiert keine dreissig Jahre stehen.

    Wie stehen die Mainzer eigentlich zu dem Projekt?

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Die Simulation auf dem letzten Bild zeigt es auf deutlichsten: Wie ich schon sagte - das ist weitaus schlimmer, als der "vorne-hui-hinten-pfui-Effekt" am Neumarkt DD! Hier wie dort ist alles aus Beton, aber während es in DD hinten einfach nur nach nichts aussieht, heißt es in MZ künftig "Vorne historisch, hinten futuristisch" :übelkeit:

  • Hallo Jürgen2,
    willkommen im Forum.
    Links zu Bildern funktionieren nur, wenn der Link mit einer entsprechenden Endung wie ".jpg" etc. endet. Sonst werden die Links nicht als Links zu Bildern erkannt. Bei den Google-Links kommt erschwerend hinzu, dass die Bilder nicht wirklich irgendwo direkt liegen, sondern gewissermaßen erst (in einer Größe) generiert werden.
    Ich hoffe übrigens, die Bilder stammen von dir - zwecks Urheberrecht.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.