Altes Tokio

  • Interessante Vorstellung, dass sich Japaner und Amerikaner über Pforzheim unterhalten bzw. streiten. Was sie wohl sagen würden? Ob ihnen die Stadt gefiele? Vor einigen Jahren fragte ich mal eine Thailänderin über ihre Meinung zu Deutschland. Sie antwortete: "Deutscheland itsch sehr zschön. Alles so zschön modern."

  • Ja, leider ist der überwiegende Teil der Häuser durch unpassende Anbauten verhunzt, es ist eben nicht nur ein deutsches oder europäisches Problem.
    Ich denke mit überschaubarem Aufwand ließe sich dieser Stadtteil deutlich herausputzen. Er war schon im Vorkriegs-Tokyo nur höchstdurchschnittlich, aber ist er doch eine der letzten Überbleibsel des alten Tokios, darum müßte er besser gepflegt werden...

    Recht viel Bewusstsein für die Bedeutung und den Wert der Altbauten kann man also offensichtlich nicht aufbringen. Skurril - Denn dabei verehrt man scheinbar die alten Bauten Europas in höchstem Maße (vgl. Hallstatt-Nachbau im Nachbarlande). Sehr schade. Dabei gäbe es in Asien Schätze...

    Zitat

    Yanaka ist einer der letzten Stadtteile Tokios in dem noch flächendeckend alte Holzhäuser stehen. Dieser Stadtteil wurde nicht im Feuersturm verwüstet, es gilt aber dem enorm hohen Investitionsdruck der in Japan herrscht, zu trotzen.


    Zumindest: Viel schlimmer als in Schwaben kann es nicht sein ^^

    Na, das war jetzt gemein...

  • Recht viel Bewusstsein für die Bedeutung und den Wert der Altbauten kann man also offensichtlich nicht aufbringen. Skurril - Denn dabei verehrt man scheinbar die alten Bauten Europas in höchstem Maße (vgl. Hallstatt-Nachbau im Nachbarlande). Sehr schade. Dabei gäbe es in Asien Schätze...

    Dazu ein ganz klares Jain :biggrin: Das interessante ist ja, daß man fast im gesamten fernen Osten noch autentisch traditionell bauen kann und will (vorallem bei Gebäuden mit spirituellen Funktionen) und auch viel hochwertige Architektur in diesen Bereichen entsteht (ich meine nicht diese Pseudo "China-towns" die in China für touristen entstehen.
    Bei profanen Bauten hat man offensichtlich immer noch einen Minderwertigkeitskomplex, was die eigene Kultur angeht, man will nicht" Rückständig" wirken..was ich sehr schade finde.

    Eine sehr bemerkenswerte Symbiose moderner mit traditioneller Architektur in Japan fällt mir sponat gerade ein. Der Kaiserpalast zu Tokio, im II. WK total zerstört, Man baut bis 1969 ein neues Schloß und schafft mE eine wirklich interessante Mischung aus moderner westlicher Architektur und japanischer Architektur


    http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:…n_cyouwaden.jpg

    http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:…lace_kyuden.jpg

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…n_chouwaden.JPG

    http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:…ubashi_gate.jpg


    Ich finde dagegen sieht zB. die Neue Nationalgallerie alt gegen aus.

  • Zu 谷中 [Yanaka]: Also ich finde die Bauten schön. Sie haben oft sowas unperfektes, ein natürliches Antlitz. Dass es hier und da irgendwelche moderneren Anbauten gibt, liegt einfach daran, dass man eben ja darin auch irgendwie leben musste nach dem Krieg über die Jahre hinweg. Kommt doch bei uns auch vor, dass z.B. an ein altes Haus eine eher modernere Garage angebaut wird oder ein Schuppen für irgendwas oder eine weitere Etage draufgesetzt wird. Und dort mitten in 東京 [Tokyo] hat man nunmal etwas weniger Platz. Auch solche Dinge wie Schiebetüren aus Papier, die ersetzt wurden durch welche aus Metall und Glas, sind durchaus verständlich.

    Was das Empfinden gegenüber alten Gebäuden ist, kann man auch sagen, dass es durchaus viele dort gibt, die solche alte Gebäude genauso schätzen und erhalten wollen. Da gibt es viele Beispiele. z.B. das da: Avatare - was ist da zu sehen? Aber wie auch in Deutschland reicht schon ein geldmächtiger Investor aus und man muss als kleiner Mann ernsthaft um die Immobilie kämpfen. In 東京 ist auch die Sache, dass man dort bei den Grundstückspreisen lieber ein hohes Haus baut als irgendwas traditionelles. Auch in den Vororten ist es relativ teuer, dass man wirklich traditionelle Häuser nicht so einfach bauen kann, wenn man nebenher auch darauf achten muss, wenn man ein Leben führen will und muss mit bestimmten Bedürfnissen, z.B. gut beheizbar, Raum für richtige Betten, wo dann auch das Zimmer dazu passt, komfortable Bäder etc. Weiter auf dem Land ist es natürlich einfacher und da stehen oft auch noch eher traditionellere Häuser. Das Problem ist, dass viele von dem Land wegziehen in die großen Städte und da nicht so richtig Bedarf ist, wirklich neue Einfamilienhäuser auf dem Land zu bauen. Ein durchaus größeres, traditionelles Domizil zu haben ist durchaus auch ein Statussymbol dort, aber eben da, wo die meisten wohnen, in den Großstädten einfach kaum umzusetzen oder es wird sehr schnell sehr sehr teuer.

    Außerdem bestes Beispiel, wie sehr durchaus Altbauten geschätzt werden: Der Hauptbahnhof von 東京, ein historisierender Bau, wurde neulich erst restauriert. Der Bahnhof ist kleiner als der Hauptbahnhof in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Für so eine zentrale Stelle würde dort längst ein größerer Bahnhof gebaut worden sein, der den Anforderungen an so einer Megametropole eher entspricht. So wie man in Berlin einen einfachen Bahnhof dem neuen Hauptbahnhof geopfert hat. Hat man aber eben nicht gemacht. ;)

    Moderne Architektur gepaart mit traditionellem Antlitz kann auch so aussehen:
    https://s-media-cache-ak0.pinimg.com/736x/98/6d/3f/…ee4cfac8794.jpg
    http://dreamfundesign.com/wp-content/upl…chitecture1.jpg
    http://www.toyokon.com/wp-content/upl…wooden-wall.jpg
    http://cdn.home-designing.com/wp-content/upl…chitecture.jpeg
    http://cdn.home-designing.com/wp-content/upl…zen-garden.jpeg
    http://cdn.decoist.com/wp-content/upl…awa-House-3.jpg (bis auf die „Flack-Türme“ …)
    http://lanakress.com/wp-content/upl…ring-Design.jpg

    Zugegeben, manch wirklich modernem Einfamilienhaus dort kann ich auch was abgewinnen. Es kommt allerdings auf die Umgebung an und wie es gemacht ist, ob z.B. viel Grün und Holz dabei ist und auch wenn enge Großstadtlücken pfiffig ausgenutzt werden. Sowas z.B.:
    http://emmsu.com/wp-content/upl…od-lighting.jpg

    Solche Dinger gehen aber gar nicht …
    http://room-ideas.com/ideas/modern-j…anese-house.jpg
    http://www.toyokon.com/wp-content/upl…cture-house.jpg
    http://cdn.freshome.com/wp-content/upl…e-4-600x365.jpg
    http://innatcascade.com/wp-content/upl…re-interior.jpg
    http://interiii.com/wp-content/upl…sign-Photos.jpg
    http://cdn.freshome.com/wp-content/upl…Freshome061.jpg
    Es lässt sich endlos fortsetzen …

  • Außerdem bestes Beispiel, wie sehr durchaus Altbauten geschätzt werden: Der Hauptbahnhof von 東京, ein historisierender Bau, wurde neulich erst restauriert.

    Ich bin gerade überrascht, ich wußte nicht, daß der Tokioter Bahnhof eine Rekonstruktion des Vorkriegszustands erfahren hat, sehr erfreulich.
    Ich kannte bislang nur diese Version, und die hat doch ein bisschen was von Playmobil...

    http://www.deaf-bw.de/wp-content/upl…ouchi_side1.jpg

    so schauts doch gleich viel besser aus:
    http://www.my-entdecker.de/wp-content/upl…se-34449896.jpg

    :daumenoben:

    Auf seine historistischen Bauten scheint man in Japan ohnehin stolz zu sein, mir scheint zB das Parlamentsgebäude als der Prunkbau schlechthin für Japaner gilt (ich bin hier mal so frei und zähle den Neoklassizismus noch zum Historismus, man möge mich für rügen), obwohl es für europäische Augen doch eher kühl und schlicht wirkt

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…Kokkai_2009.jpg

    http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:…es_of_Japan.jpg

    War hier ein Theaterarchitekt am Werke? der Eindruck wird noch durch den Vorgang und die Proszeniumslogen verstärkt :biggrin:
    Aber es ist mitunter nicht die dümmste Intention für ein Parlament.