Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses

  • Das Pellerhaus ist ein Beispiel von vielen. Die Architekten kämpfen um das Vermächtnis ihrer Zunft, die Nachkriegsmoderne. Dabei geht es nicht um architektonische Qualität sondern um die gebaute Manifestation ihrer Ideologie. Und sie bekommen dabei Schützenhilfe von Politik und Denkmalämtern, wenn schon das "gemeine Volk" sich nicht begeistern lässt.

    In dubio pro reko

    3 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (27. Juni 2017 um 10:25)

  • Der Mayerbau ist durchaus überdurchschnittlich, da gebe ich Bostonian recht... für die 50er Jahre zumindest. Gegen den Renaissance-Bau kommt es aber nicht im geringsten an. Das Pellerhaus ist das Johanneum des Egidienplatzes welches, genau wie die Frauenkirche für den Neumarkt, Zündfunke für die Entwicklung des Platzes sein würde. Die derzeitige Bebauung zieht den Platz in eine unwürdige Bedeutungslosigkeit.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Ein Bild sagt mehr als tausend Worte:

    http://files.crsend.com/25000/25568/im…e_Zuschnitt.jpg

  • Ich muss sagen, dass man auf den Bildern zunächst erst mal eines sieht, nämlich dass das Pellerhaus in gänze wiederaufgebaut werden muss. Jetzt, wo mit dem Giebel die ganze Pracht des Innenhofs offenkundig wird, schmerzt das Fehlen der 4 Seite noch eklatanter. Eigentlich müsste so langsam dem größten Gegner der Reko dämmern, dass das so nicht bleiben kann.
    Und wenn das Pellerhaus erst mal stehen würde, bin ich mir sicher, würde man auch über das Umfeld neu nachdenken. Das linke Nachbargrundstück ist ja sogar noch frei, also Potential wäre da. Und ich bin mir sicher, dass wenn der Wille da wäre, es auch eine Möglichkeit der Finanzierung geben würde. Auch wenn es ein prächtiges Bürgerhaus war, aber es war nur ein Haus, keine Kirche oder Schloss. Und wenn Frankfurt es hin bekommt, 15 solcher Bürgerhäuser wiederaufzubauen, wird es die reiche Frankenmetropole ja wohl schaffen, ein halbes Haus zu rekonstruieren, denn Hof und Erdgeschoss stehen ja bereits.

    APH - am Puls der Zeit

  • Die Finanzierung ist beim Pellerhaus nicht das Problem. Wenn es nicht anders geht, finanzieren die Altstadtfreunde die Fassade eben wieder komplett aus Spendengeldern - ohne jede öffentliche Unterstützung.

    Das Hauptproblem ist vielmehr, dass eine Einheitsfront aus Politik, Stadtverwaltung, Denkmalschutz und Architekten-Lobby jegliche Rekovorhaben in Nürnberg blockiert. Dabei schrecken einzige Vertreter dieser Phalanx auch nicht vor offensichtlichen Falschaussagen zurück ("Das Vorkriegs-Pellerhaus war kulturhistorisch nicht bedeutend und schon bei seiner Fertigstellung veraltet. " etc.).

  • Natürlich müßte das Pellerhaus komplett wiederkommen, die unmittelbar angrenzende Bebauung ist nicht nur häßlich, sondern auch unfaßbar primitiv ausgeführt, man kann ja vom Innenhof teilweise in die Büros und Räume über Fenster hineinschauen.

    Und wenn das Pellerhaus erst mal stehen würde, bin ich mir sicher, würde man auch über das Umfeld neu nachdenken

    Ich glaube, da ist nichts zu machen, in weitem Umkreis würde ich den Anteil der historischen Bebauung auf unter 5 % schätzen, da stehen meist irgendwie von Form und Dachgestaltung halbwegs angepaßte Nachkriegsbauten.

    Einmal editiert, zuletzt von silesien (9. September 2017 um 12:41)

  • Ein Spielehaus soll es also werden - Brot und Spiele kannten schon die Römer.
    Vielleicht spielt man ja jetzt auch mit dem Gedanken, dazu die edle Prachtfassade endlich wiederherzustellen.
    So würde ein neues Juwel in Nürnberg zu strahlen beginnen.

  • Aus dem aktuellen Newsletter der Altstadtfreunde:

    Zitat von Altstadtfreunde - Karl-Heinz Enderle
    Über ein Jahr hat uns das für das Pellerhaus vorgesehene Kinder- und Jugendhaus beschäftigt. Zweimal wurde der praktisch schon feststehende Beschluss kurzfristig von der Tagesordnung des Stadtrats genommen, die in der Altstadt benötigte Einrichtung am Egidienberg unterzubringen. Nun ist es doch anders gekommen. In seiner Sitzung vom 25. Oktober beschloss der Stadtrat den neuen Standort im Herrenschießhaus, wie von uns auch vorgeschlagen. Monatelang hieß es, das Pellerhaus sei alternativlos und es könne kein anderer Ort für die Jugendeinrichtung gefunden werden. Jetzt ist die Einsicht gewachsen, dass sich die Untere Talgasse viel besser eignet, weil dort im Graben ein Grünbereich vorhanden ist und weil zudem ein zweizügiger Hort untergebracht werden kann.


    Soweit die gute Nachricht. Ob wir allerdings mit dem zweiten Teil des Beschlusses zufrieden sein können? Der besagt nämlich, dass nun im Pellerhaus ein „Haus des Spielens für alle Generationen“ eingerichtet werden soll. Der Stadtrat beauftragte die Verwaltung, dafür ein Konzept zu entwickeln. Vorher muss das Haus für geschätzte 24 Millionen Euro (!) saniert werden. Damit unterzeichnete der Stadtrat hinsichtlich der künftigen Nutzung des Pellerhaus-Komplexes einen Blankoscheck, weil niemand weiß, was des „Haus des Spielens“ beinhalten wird. Eine Vorahnung konnte man gewinnen, als eine Stadträtin ihrer Hoffnung Ausdruck gab, das Haus werde „Kinder, Jugendliche und Familien anlocken“. Also ein zusätzliches „Jugendhaus light“? Man darf auf die weitere Entwicklung gespannt sein.
  • Eine Sanierung für 24 Millionen Euro (was wohl das Minimum der Ausgabe sein dürfte) wäre natürlich der Tod für eine Pellerhaus-Rekonstruktion. Es wäre ein ähnlich irrsinniges Projekt wie in Frankfurt die aufwändige Erhaltung des Bundesrechnungshofes, die Unsummen von Geld verschlungen hat. Es wäre an der Zeit, eine Gegenrechnung aufzumachen, sofern noch nicht geschehen. Wieviel würde ein Abriss und eine Rekonstruktion der Pellerhaus-Fassade kosten? Man könnte auch in einem solchen Gebäude, teils refinanziert durch eine Rekonstruktion und Vermarktung des westlich angrenzenden Wohnhauses, einen Bereich zum "Haus des Spielens" machen.

  • Tolle Nachrichten: 192 als verschollen gegoltene Pläne der Fassaden des Pellerhauses sind wieder aufgetaucht:

    Artikel im Marktspiegel

    Zitat

    NÜRNBERG (nf) - Ein altes Sprichwort sagt, es gibt keine Zufälle. Und so konnten die Altstadtfreunde Nürnberg e.V. jetzt ein Konvolut von Plänen des Pellerhauses an das Nürnberger Stadtarchiv übergeben, die als Kriegsverlust galten. Die wiedergefundene, wertvolle Mappe enthielt 192 Handzeichnungen und Lichtpausen, die die vier Seiten des Pellerhauses wiedergeben. Den Glücksgriff machte der 1. Vorsitzende der Altstadtfreunde Karl-Heinz Enderle bei einer Versteigerung in München. Enthalten sind in den Unterlagen auch Handrisse, die den Nachkriegszustand der Ruine bis 1948 dokumentieren. Die zum Teil großformatigen Gesamtdarstellungen einzelner Kompartimente des Hauses wurden genauso wie die kleineren Zeichnungen in den Jahren 1932 bis 1934 gefertigt, als der Innenhof des Pellerhauses renoviert wurde. Kaum zehn Jahre später war das Werk nachhaltig zerstört. Der kleinere Teil des Konvoluts (36 Blätter) zeigen erste Maßaufnahmen des Hauses nach dem Zweiten Weltkrieg, den Jahren 1945 bis 1948. ,,Bemerkenswert ist, dass unmittelbar nach dem Krieg eine erstaunliche Anzahl von Bauelementen des Hauses zeichnerisch aufgenommen wurden, die in späteren Jahren nicht mehr nachweisbar waren“, so Dr. Michael Diefenbacher, Leiter des Stadtarchivs Nürnberg. Die jetzt aufgetauchten Dokumente des Pellerhauses lagen in einer alten Mappe des Hochbauamtes der Stadt Nürnberg. Es konnte eindeutig belegt werden, dass die verschollenen Ansichten zu den bereits im Stadtarchiv Nürnberg vorhandenen Plänen gehören.

    Einige der Pläne in besserer Qualität:
    http://files.crsend.com/25000/25568/im…3%BCdgiebel.JPG
    http://files.crsend.com/25000/25568/images/A4_III_8762_1.JPG
    http://files.crsend.com/25000/25568/images/A4_III_8759.JPG

  • Grandios! Wenn das nicht der endgültige Startschuss für die Fassadenrekonstruktion am Pellerhaus ist, was dann?! Los! :daumenoben:

    Dazu muss man doch nicht viel sagen:

    Bestand
    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nuer….jpg?uselang=de

    VS

    Historie & Zukunft


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Karl….jpg?uselang=de

  • schiach, schiacher, Neu-Nürnberg.


    Zitat von Königsbau

    An dem Gebäude ist rein gar nichts "überdurchschnittlich", lasst euch diesen Unsinn doch nicht auch noch einreden.
    Das Ding hat die Ausdruckskraft einer örtlichen Kreissparkasse. Das einzig bemerkenswerte ist der historische Sockel.

    dem ist wahrlich nichts hinzuzufügen, insb die Formulierung "örtliche Kreisparkasse" ist grenzgenial.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Der Egidienplatz ist ein mustergültiges Beispiel für das, was mit einfach Mitteln möglich wäre, aber (noch) immer blockiert wird: Rekonstruktion der Fassade des Pellerhauses, Autos und Altglascontainer weg, ein paar Bäumchen und Bänkcken und nach und nach über eine Verziehrung der umliegenden Fassaden nachdenken.
    Schon wäre viel Aufenthaltsqualität gewonnen, ohne daß alles im Vor-Kriegs-Zustand sein müßte (der freilich besser wäre, jetzt aber nicht realistisch ist).

  • Nun, das Nachbargebäude müsste machbar sein (auwändiger wäre nur der Sockel des Türmchens).

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wem gehört denn das aktuell leere Grundstück links des Pellerhauses? Der Stadt?
    Eine Rekonstruktion des Vorkriegsgebäudes wäre dort hervorragend. Wie hieß das eigentlich?

    Ein wenig habe ich aber die Befürchtung, dass man eine Rekonstruktion auf diesem Baufeld sozusagen als Pfand nutzen würde, um die Nachkriegsfassade des Pellerhauses zu behalten. Es müssen ja überall die tollen "Kontraste" bestehen usw... Also lieber erstmal die bedeutendere Pellerhausfassade forcieren, dann lassen sich auch andere Bürgerhäuser durchsetzen. 8)