Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses

  • Noch eine Ergänzung: Die Thematik "Pellerhaus-Fassade" ist ohne die Personalie Ulrich Maly nicht denkbar. Meine Einschätzung ist, dass er bauliche Rekonstruktionen im Nürnberger Stadtbild, in der Nürnberger Altstadt sowieso, schlichtweg hasst und verachtet. Für ihn ist dies rückwärtsgerichtet - und der (konservative) Geist von Gestern.
    So, wie er sich politisch positioniert und wohl selbst sieht, steht er für den neuen Menschen, die Zukunft. Er wird sich eher die Zunge abbeißen, als hier irgendeinen Kompromiss einzugehen.

    Einmal editiert, zuletzt von gropeltop (15. Juni 2017 um 08:33)

  • Trotzdem lässt er es sich nicht nehmen sich vor den vielen in Nürnberg rekonstruierten Baudenkmalen, auch im Pellerhof, von der Presse abzulichten. Maly ist in diesem Zusammenhang nicht glaubwürdig, nicht integer. Leider schlägt das aber zu oft in der Baukultur Nürnbergs durch: Falsch verstandene Bescheidenheit ist hier keine Zier. Man vergleiche den Entwurf zum AOK-Neubau am Frauentorgraben direkt gegenüber der Stadtmauer. Das könnte kein banalerer Entwurf sein. Ein Politik(er)wechsel ist hier wünschenswert.

  • Anbei zwei Vorschläge, wie die rekonstruierte Pellerhaus-Fassade aussehen könnte. Im Stil von 1605 und von 1944. Von mir nicht aus der Hand geschüttelt, sondern auf der Basis gesicherter Informationen. Die Version von 1605 ist optisch schöner. Die Version von 1944 wirkt nüchterner - und wie ein (kalter) neo-klassizistischer Bau.
    PS: Die Fassadenentwürfe hatte ich schon einmal hochgeladen (siehe "dreiteilige" Fassaden-Optik). Jetzt sind die beiden Entwürfe jeweils über die gesamte Breite zu sehen.

    Und noch eine Anmerkung zu Danzig: Dort wurden die rekonstruierten Nachkriegs-Fassaden im Hanse-Stil aus Backsteinen errichtet - und anschließend verputzt.
    Wäre dies auch für das "Pellerhaus" eine kostengünstigere Alternative - anstatt Sandstein? Die Putz-Variante hätte einen Vorteil: Die Fassade würde nicht "zu neu" aussehen und bekäme über die Putzfarbe sofort eine Art Alterspatina.


    5 Mal editiert, zuletzt von gropeltop (16. Juni 2017 um 17:40)

  • Das Pellerhaus selbst ist bisher nur Fiktion, und wir diskutieren schon über die Nachbarbebauung.
    Was wäre die Welt, wenn man nicht träumen dürfte?

    In dubio pro reko

  • Das Pellerhaus selbst ist bisher nur Fiktion, und wir diskutieren schon über die Nachbarbebauung.
    Was wäre die Welt, wenn man nicht träumen dürfte?

    Der Gedanke, bei einer allfälligen Rekonstruktion des Pellerhauses gleich auch das linke Nachbargrundstück einzubeziehen, ist gar nicht abwegig. Wenn dereinst das Pellerhaus stünde, würde das leere Nachbargrundstück umsomehr ins Auge stechen und ein offensichtlich sinnloses Dasein weiterfristen. Auch für eine Privatperson könnte so ein Grundstück interessant sein. Es wäre auch denkbar, je nach Nutzung des Pellerhauses das Nachbargrundstück einzubeziehen. Wenn aber getrennte Nutzungen durch zwei verschiedene Besitzer stattfinden, finde ich das für den Organismus einer Stadt eine Bereicherung.

    Auch vom ökonomischen Standpunkt her ist es interessanter, für zwei Objekte eine einzige Baustelle zu haben, als zwei zeitlich versetzte.

  • Das böte sich ohnehin langfristig an, zumal davon ja sogar noch ein kleiner Teil steht.

    Hallo, vielen Dank für die Rückmeldung. Wie gewünscht, anbei ein Entwurf mit dem früheren "Schwarzen Pellerhaus". So lässt sich die Baulücke links fiktiv schließen. Die Fassade ist noch etwas schemenhaft zu sehen. Mit etwas mehr Zeitpuffer gestalte ich das Haus farbig. Es gibt Farbfotos des Gebäudes vor 1945. Das jetzige Imhoff-Haus ließe sich auch überblenden. Einen Entwurf reiche ich nach.


  • Das aktuelle Imhoffsche Haus finde ich garnicht mal so schlecht. Es ersetzt seinen Vorgänger schon eher würdig als es beim Pellerhaus der Fall ist. Außerdem befindet sich darin sämtliches Interieur der Nachkriegsmoderne, welches die Denkmalschützer - zu Recht - würdigen, z.B. der schöne Lesesaal oder das Treppenhaus.

    Im Mayer'schen Pellerhaus ist ja tatsächlich rein garnichts aus den 50'ern, außer baulichen Problemen.

    Der bestehende Imhoff-Bau, ein rekonstruierter Pellerhof incl. Pellerhaus mit seinen fast 4 Meter hohen Räumen und das noch zu bebauende westliche Nachbargrundstück ergeben zusammen grandioses Entwicklungspotenzial! Ich stimme allerdings Riegel zu, getrennte Nutzungen durch mehrere Besitzer sind im Sinne der lebendigen Stadt vorteilhafter.

  • Der rechte Teil braucht eigentlich nur ein Dach und andere Fenster, denn der Vorgängerbau war im Vergleich zu den meisten anderen Bauten der nürnberger Altstadt nicht wirklich wertvoll und ist damit mE. auch keinen Rekokandidat. Viel eher sollte man darüber nachdenken, auch den großartigen und typisch alt-nürnberger Pestadel links vom "Schwarzen Pellerhaus" zu rekonstruieren:

    http://media-cdn.sueddeutsche.de/image/sz.1.292…v=1458748618000

    http://www.abload.de/img/fm9305169w5zy.jpg

  • Nein, so denke ich überhaupt nicht! Die niederländischen Städte bestehen oft fast nur aus vergleichsweise nicht überaus wertvollen Bauten/Fassaden, aber die möchte ich doch alle sehr gerne behalten! Ensembleschutz ist mir also sehr, sehr wichtig. Am Egidienplatz sehe ich das aber doch etwas anders, von wegen der Totalzerstörung des alten Nürnbergs: wenn man jetzt den Imhoff-Bau abreißen will, würde das zu viel Wiederstand erzeugen und damit alles unmöglich machen. Ich bin also eher dafür, den Imhoff-Bau ein Dach und eine etwas bessere Fassadengestaltung zu geben, denn der heutige Zustand ist ja doch unzufriedenstellend. Eine Reko des Vorgängerbaus lohnt sich hier mE. aber gar nicht. Die 3 westlich anschließenden Bauten waren/sind so viel wichtiger! Und gerade die könnten wir in einigen Jahren alle wiederhaben!

  • Das ist eine ganz andere Sichtweise, als zu erklären, das Haus sei "nicht wertvoll".

    "Im Vergleich". ;)

    Natürlich war der Altbau wertvoll (im Kern vermutlich aus dem 16. Jahrhundert). Die historistische Fassade war aber immer ein etwas komischer Fremdkörper am Egidienplatz, und ist damit nicht wirklich als Rekowürdig zu bezeichnen (genau wie die ehemaligen postklassizistischen Häuser am frankfurter Hühnermarkt).

  • Auf den Bild von gropeltop, vielen Dank, kann man eine schoene Moeglichkeit zur finanzierung des Projektes sehen.
    Man setzt rechts ein wuchtiges Dach mit typischen Nuernbergern Giebelspitzen auf. Vieleicht deutet man noch Kapitelle an oder setzt welche auf zwischen Erdgeschoss und zweiten Stock.

    Das Pellerhaus kommt mit Hohlziegel zurueck. Man verkauft dieses als ein muss fuer den "Konsens"

    Links hebt man dann eine Tiefgarage aus und baut das einfache Haus drauf. Man kann auch eine andere Fassade aus anderer Stelle rekonstruieren. Auch was neues mit Tradition wuerde wirken! Ich empfehle einen moeglichen Investor offenes Fachwerk mit Wohnen/Geschaefte. Vieleicht sogar mit Erker.

    Die befuerworter der Pellerhaus Zerstoerung haetten alle Haende voll zu tun und wuerden sich eher auf einen Konsens einlassen.

  • Nochmal zum Imhoffhaus:

    Interessanterweise kann man beim Imhoffhaus eigentlich gar nicht von der historischen Fassade reden, denn das Haus (eigentlich ein Doppelhaus mit zwei Höfen) wurde in seiner Geschichte mehrfach stark umgestaltet. Die ursprüngliche Fassade aus dem 16. Jahrhundert ist auf diesem Kupferstich von 1682 zu sehen (Bildunterschrift ist falsch):

    Ansicht des Egidienplatzes von 1682

    1797 wurde dann die urspüngliche Fassade durch eine klassizistische ersetzt:

    Egidienplatz (Stich um 1822)

    Diese wurde 1828 erneut durch Karl Alexander Heideloff verändert, der sie mit neugotischen Zierelementen auflockerte. Seine Fassung hatte bis 1938 Bestand, als die NS-Bauverwaltung im Zuge der sog. "Altstadtentschandelung" die Verzierungen wieder entfernte. Außerdem verschwand das vierachsige Zwerchhaus in der Mitte des Hauses. In den Nürnberger Erinnerungen, Band 14 finden sich zwei Farbbilder, die diese letzte Veränderung vor der Zerstörung gut illustrieren.

    Ansonsten gilt für das Imhoffhaus dasselbe wie für die übrigen Bürgerhäuser in Nürnberg. Nicht allein die Fassade macht den Reiz des Gebäudes aus, sondern auch die reich geschmückten Innenhöfe.. Beim Imhoffhaus besaßen die beiden Höfe besonders schöne hölzerne Maßwerkgalerien.

    Abbildung des Innenhofs (dort auch die selten gezeigte Ostseite des Gebäudes an der heutigen Mummenhoffstraße).

    PS: Gibts in diesem Forum einen Thread, wo sich neue Mitglieder vorstellen?

    2 Mal editiert, zuletzt von Mendelbruder (17. Juni 2017 um 23:54)

  • Diese hatte aber nicht lange Bestand, da 1828 Karl Alexander Heideloff die Fassade durch die neugotische Schöpfung ersetzte, die bis 1945 Bestand hatte und auch auf den erhaltenen Photographien überliefert ist.

    Von welchem Gebäude ist jetzt die Rede? Von der Egidienkirche oder von dem Gebäude neben dem Pellerhaus? Und wann waren diese Bauten je neugotisch?

    Hier ein Foto von 1907. Ich sehe da zumindest nichts neugotisches:

    http://img4.fotos-hochladen.net/uploads/bildsc…ocvs9pxz1km.png