Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses

  • Ich habe es bisher leider noch zu keiner Besichtigung geschafft, deswegen freue ich mich über diese tollen Bilder sehr, vor allem da ich schon von Anfang an das Projekt mit großer Begeisterung verfolge und das Endresultat gar nicht abwarten kann.

    Was mir nur aufgefallen ist, sind die großen Fugen. Werden die erst später geschlossen? Ich verstehe dieses Verfahren nicht - gut ich bin auch kein Bauherr, aber so wie ich es in meiner Kindheit gelernt hab wird die gesamte Oberfläche des Steins mit Mörtel bestrichen und dann erst ein neuer draufgesetzt. So sieht etwas merkwürdig aus. Aber gut, es ist alles neu. Erst mit etwas Patina wird es richtig interessant. cclap:)

  • Die Fugen werden auf jeden Fall noch geschlossen, damit wird immer noch gewartet, damit möglichst wenig Unterbrechungen im Fugennetz entstehen.
    Es ist dadurch weniger anfällig gegen Witterungseinflüsse, meines Wissens nach.

    viele Grüße
    noricum

    Einmal editiert, zuletzt von noricum (8. August 2013 um 23:07)

  • Ein klasse Projekt! Freut mich, dass das zustande gekommen ist.


    Es ist in Nürnberg aber irgendwie auch ein Tropfen auf den heißen Stein. Um wirklich ein Bewusstsein für die Verluste im Stadtbild Nürnbergs zu wecken, müsste auch die Fassade des Pellerhauses rekonstruiert werden. Gibt es auf dieser Front irgendwelche neuen Ambitionen? Wird das erwogen? Ich würde es mir sehr wünschen. Schließlich war das eine der bedeutendsten, wenn nicht gar die bedeutendste Bürgerhausfassade der Renaissance in Deutschland!

  • Lokalpatriotismus raus: es gibt in Nürnberg ständig Wiederaufbau/ Ergänzungsprojekte, aber alle von privat oder den Altstadtfreuden. Beispiele sind die Maxtormauertürme, Ergänzung des Giebels Irrerstr. 1, Hirsvogelsaal oder auch die Ergänzung des Giebels der Trödelstuben. Alles kleine, aber doch erfreuliche Projekte.

    In Nürnberg kommt dieser Wandel nur immer von unten. Wie die Stadtregierung zu allem steht hat man bei der Diskussion um den Rathaussaal und Neptunbrunnen gesehen. Ich denke, daß die Altstadtfreunde sicherlich irgendwann mal die Rekonstruktion der Fassade vorschlagen werden, aber unter der Stadtregierung von Herrn OB Maly sollte man keine Hoffnung schüren. Den einzigen Vorschlag, dem sie bisher zugestimmt haben, ist der Pellerhof.

    Daß auch alles von unten kommt, ist das Problem in Nürnberg. Die großen Gönner (z.B. Diehl) sind leider nicht mehr unter uns, und als mittelständige Arbeiterstadt, gibt es auch kaum engagierte Prominenz die mal, wie z.B. in Potsdam, freizügig spendet. Und die Altstadtfreunde sind soweit ich weiß im Moment an den Grenzen ihrer Kapazitäten.

    Von daher als Fazit: die Rekonstruktion der Frontfassade spukt sicherlich in vielen Köpfen, aber ich denke die Zeit ist noch nicht gekommen. Dazu muß erst einmal der Pellerhof fertig gestellt werden (ich habe das Gefühl das Projekt ist in der Allgemeinbevölkerung etwas in Vergessenheit geraten), und wahrscheinlich auch die Stadtregierung gestürzt werden. cheers:)

  • Danke für diesen Einblick, so genau kenne ich die Situation vor Ort ja nicht.

    Vor einigen Jahren ist mir aber auch die Wiederherstellung einer Fachwerkfassade an einer Gabelstraße aufgefallen, ich weiß nicht, ob du die gerade genannt hast.

    Insgesamt leidet Nürnberg aber unter seiner Genugtuung, dass man ja die Altstadt gut wiederaufgebaut habe. Tatsächlich hat man im bundesdeutschen Vergleich sehr angenehm und verträglich aufgebaut; es ist aber dermaßen weit von der Exzellenz aus Vorkriegszeiten entfernt, dass man sich einen flächenhaften Wiederaufbau wahrlich herbeisehnt.

    Zumindest einige Leitbauten müsste es geben. Am liebsten sähe ich das geniale Toplerhaus wieder auferstehen, für mich eines der schönsten verlorerenen Bürgerhäuser Europas.

  • In Nürnberg müsste man neben dem Pellerhaus oder dem Topplerhaus vor allem zumindest ein ganzes Ensemble rekonstruieren bzw. traditionell umformen, sodass wieder so etwas wie ein Altstadtfeeling aufkommen kann. Mir fällt auf Anhieb nur dieses Weißgerber Gasserl ein, das halbwegs akzeptabel daherkommt (dank der Altstdadtfreunde), aber abgesehen von kleineren Teilen des Burgbergs sind gefühlte 98 % der Altstadt eine Mischung aus Nachkriegsmüll und 70er Melange. dabei hätte N das Potential auf dem überlieferten Stadtgrundriss wiederzugenesen! Dieses Potential gilt es pro futuro zu heben und der Innenhof des Pellerhauses wird nach MEHR verlangen...außen pfui und innen hui wird dabei sicherlich zu wenig sein.

  • @ erbse: Wahrscheinlich war es die Irrerstr. 1, die dir aufgefallen ist. Sie liegt zwischen Weißgerbergasse und Irrerstraße, welche dann in den Weinmarkt münden. Bilder hierzu http://www.albertarchitekt.de/projekt/nurnberg-irrerstrase-1

    Da stimme ich meinen Vorschreibern zu, obwohl so denke ich, einige Teile der Bevölkerung und auch der Altstadtfreunde weniger zufrieden sind, zumindest wenn sie wissen, wie es zuvor aussah.

    Ein anderes Problem was ich in Nürnberg merke ist die Tatsache, daß viele gar keine Ahnung von den Geschehnissen in der Altstadt haben. Der Pellerhof ist das beste Beispiel. So war vor ein paar Jahren noch viel dazu in den Zeitungen zu finden, aber momentan gar nicht. Der Wiederaufbau verläuft gefühlt im Stillen. Viele meiner Freunde oder Bekannte wissen gar nicht, was momentan passiert. Dies mag aber auch sicherlich daran liegen, daß das Projekt im Hinterhof verläuft und der Egidienberg trotz hohem Potential durch Tucherpalais, Egidienkirche und ehemaligen Melanchthon-Gymnasium leider nicht mehr sehr einladend ist und nur wenige sich dorthin verirren.

  • Stimmt, der Pellerhof liegt wirklich versteckt. Für denjenigen, der nicht weiss dass es ihn gibt, und wo er liegt, ist er per se nicht existent. Denn von der doch stark frequentierten Straße "Laufer Gasse", von der der Blick auf den Egidienberg und auch direkt auf das Pellerhaus fällt, ist der Pellerhof nicht zu erkennen. Es macht zwar ein Plakat auf den Pellerhof aufmerksam, dieses jann aber viel zu leicht übersehen oder mit einem Veranstaltungsposter verwechselt werden. Insgesamt lädt der Egidienberg auch nicht dazu ein, ihn auf gutglück zu inspizieren.

    Wir müssen abwarten bis der Pellerhof fertig ist, dessen Eröffnung wird nicht spurlos an uns vorüber gehen.

    Die Altstadtfreunde beginnen mit der Hinteren Ledergasse 43, einem 400 Jahre alten Gerberhaus, ein weiteres Mammutprojekt, womit ihre Ressoucen bis auf die kommenden 2 - 3 Jahre ausgereizt sein dürften.

    Streetview: https://maps.google.de/maps?q=lederga…28.22,,0,-11.22

    Freilich gibt es in der Nürnberger Altstadt noch mehr als genug potenzial für den Wiederaufbau. Es kommen aber leider nur Leute mit den richtigen Ideen, aber ohne Geld, oder leute mit viel Geld, aber mit falschen Vorstellungen.... Mein persönlicher Favorit ist die Winklerstraße 24.

  • Der Pellerhof ist auf einem sehr guten Weg, gestern konnnte man sich von den gewaltigen Fortschritten überzeugen!
    Zusätzlich haben die Altstadtfreunde neuen Wind unter die Segel bekommen, in Form von 500.000 Euro die eine Nürnbergerin dem Verein vererbt hat!
    Somit können die Arbeiten am Hof fortgeführt werden, was ohne diese überraschende Spende finanziell nicht mehr möglich gewesen wäre.
    Hier die Bilder dazu:


  • Erfreuliche Nachrichten aus Nürnberg... schön, dass es bei diesem tollen Projekt weiter vorangeht.

    Wie wird eigentlich das Problem der Rückfassade des Nachkriegsbaus gelöst? Wird die historische Fassade vorgeblendet oder passen die Stockwerkshöhen, so dass die Innenhofwand gleichzeitig die Rückwand des Gebäudes wird?

    Viele Grüße
    Michael

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Die Stockwerkshöhen passen leider nicht. Der Nachkriegsbau des Pellerhauses orientiert sich leider garnicht an den Maßen des Ursprünglichen Gebäudes. Die Stockwerke des Nachkriegsbaus sind ca. 2,50 m, die des Originals maßen etwa 4 Meter - zumindest sind das die Stockwerkshöhen im Hofgebäude.

  • Jede Rekonstruktion hat mich bisher immer mit einem großen Glücksgefühl und Erstaunen erfüllt, es ist auch bei diesem Beispiel nicht anders. Kaum ein architektonischer Neubau vermag in mir solche Gefühle auszulösen wie das Wiedererstehen eines historischen Bauwerks.

    Wieso ist es uns nur verwehrt, noch viel mehr solche Erlebnisse zu schaffen...allein wegen sturer Ideologie und Dogmatismus bei Architekten, Stadtplanern, Denkmalpflegern.
    Wie schön könnten unsere Städte wieder werden, wäre mehr erlaubt.

    In dubio pro reko

    2 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (20. Oktober 2013 um 19:42)

  • Deutsches Spielearchiv nun im Pellerhaus

    Deutsches Spielearchiv
    Ein Paradies für Zocker
    http://www.sueddeutsche.de/bayern/deutsch…ocker-1.1851417

    Klassiker und Exoten
    Pünktlich zum Advent beginnt beim Deutschen Spielearchiv Nürnberg das große Auspacken.
    http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/ob…und-exoten.html

    Zitat:

    Zitat

    Das Pellerhaus selbst, für Bierer eine „Perle der Spätrenaissance“, ist allerdings aktuell auch „nur ein Provisorium“. Das zum Teil im Zweiten Weltkrieg zerstörte Gebäude wurde in den 50er-Jahren eher funktional aufgebaut, „steht aber bereits ebenfalls unter Denkmalschutz“. Zwar ist vor dem Einzug das Notwendigste repariert worden, aber sie rechnet mit dem Schlimmsten: „Wir können darauf warten, dass hier im Haus irgendeine Technik zusammenbricht.“ Seit 60 Jahren sei nichts mehr substanziell verändert und auf Vordermann gebracht worden. „Wir brauchen eine Generalsanierung“.