Potsdam - zwischen Plantage und Neuem Markt

  • Nomen est omen!

    Auf die Preußen ist wie immer Verlass! Schön, dass sich Hohenzollern auf ihre Bauherrenrolle in ihrer einstigen Sommerresidenz besinnen und noch dazu auf so gefällige Weise! Von mir aus hätten die Hohenzollern auch das Stadtschloß wiedererrichten können...ALS BAUHERR ;)

  • Das Beispiel zeigt doch, es GEHT. Man kann verträglich und geschmackvoll in traditionellem Stil bauen, sowas zur Regel gemacht und unsere Städte würden wieder aufblühen.

    In dubio pro reko

  • Eine beeindruckende und hochnoble Fassadengestaltung, ästhetisch und außerordentlich ansprechend. Weitere in ihrer Art würde man sich in vielen Städten wünschen.

  • Das Beispiel zeigt doch, es GEHT. Man kann verträglich und geschmackvoll in traditionellem Stil bauen, sowas zur Regel gemacht und unsere Städte würden wieder aufblühen.

    Einen "traditionellen Stil" gibt es ja eigentlich nicht. Das "Yorckpalais" ist ein moderner Bau, nur eben einer, dessen Entwerfer nicht dadurch vor der Gestaltungsaufgabe ausweicht, indem er sich mit einem "weißgestrichenen Rohbau" (Berchen im DAF) begnügt, sondern auf intelligente und sensible Weise mit reduzierten, "modernen" Mitteln eine Anmutung erzielt, in der der unverwechselbare Geist dieser preußischen Residenzstadt weiterlebt. Es wäre interessant, den Namen des Architekten zu erfahren; andererseits adelt es ein Gebäude, wenn es sich so selbstverständlich in das Gesamtbild der Stadt einfügt, dass der Name des Architekten unerheblich wird.

  • Hallo,

    der historische Vorgänger war zwar auch nicht schlecht - aber mit dem hier vorgestellten Entwurf kann man auch gut leben denk ich. Die Mieter werden sich bestimmt über den höheren Fensteranteil an der Fassade freuen. Mal sehen wie das Ausgeführte dann rüberkommt. Es ist auf alle Fälle mal deutlich besser, im Vergleich zu dem was bisher in den 90iger im und darüber hinaus im Potsdamer Stadtzentrum gebaut wurde, oder? Wenn man allerdings mit Bing mal über Potsdam drüberfliegt, scheint es noch den einen oder anderen unauffälligen Lückenfüller in doch ganz guter Qualität zu geben. Naja - freu mich jedenfalls, wenn die ganze Ecke am Brockesschen Haus mal wieder Farbe bekommt!


    Gruß Andreas

  • Dadurch wird die Breite Straße wieder dasjenige, was ihr Name schon sagt, keine bloße Fahrbahn + beinahe unidentifizierbaren Nebenanlagen, sondern wirklich Straße im Sinne einer gestalterischen Komposition: Fahrdamm + Bäume + einladende Geh- und Radwege. Und dass sich aus dem allmählich erwachsenden Grün plötzlich der Vorhang öffnet und die Sicht freigibt auf ein im wahrsten Wortsinn hervor()ragendes Gebäude. Dass sich zwei hervor()ragende Gebäude im Stadtraum - Landtag in Stadtschlossgestalt und Garnisonkirche gegenüberstehen wie zwei Menschen sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, dem mögen Verkehrstechnokraten voller Kopfschütteln begegnen; wer diese Straße in ihrem ursprünglichen "Wesen" begreift, erkennt genau darin ihren Sinn.

  • Das ursprüngliche Wesen der Straße war: Prachtallee für die gehobene Gesellschaft. Es stimmt mich traurig, daß vieles davon verloren ging. Noch trauriger macht mich aber die Verunstaltung durch das IHK-Gebäude. Da war mehr (besseres) drin. Doch wollen wird die alte Schönheit wieder herstellen, sollten wir bedenken, daß die Straße beidseitig ziemlich abgeschottet war. Auf der einen Seite das Schloß und auf der anderen Seite das Neustädter Tor. Dahinter befand sich ja die Havelbucht.

  • @HL

    Dann drücken wir wieder einmal die Daumen, dass der stete Tropfen auch hier den Stein höhlt. Aber der Weg geht in Potsdam tendentiell in die richtige Richtung. Der wichtigste Baustein (Stadtschloßfassade) ist gesetzt und die weiteren Bausteine werden demnächst sehr bald folgen - das ist in Stein gemeisselt. Besser kann man auf die barbarische Kulturschanden der roten Taliban überhaupt nicht antworten.

  • Liebe Freunde,

    in der Online- Ausgabe von Potsdams Neusten Nachrichten vom 11.10.2013 ist ein Bericht von Peer Straube verfasst, wo es um Potsdams Mitte geht, und das interessante sind die drei Bilder, die angehangen sind.

    http://www.pnn.de/potsdam/795293/

    Auf dem einen Foto von Lutz Hannemann ist die Maidemonstration von 1968 zu sehen und auch ein Stück Breite Strasse, die wenn ich mir die Fotos so anschaue, noch gut erhalten war (auch die Nebenstrasse), aber die DDR- Regierung muss bei der Umgestaltung der Breiten Strasse alle Gebäude abgerissen haben, und was auch noch bemerkenswert ist, es gab damals grünen Boden in der Stadt.

    Wieviel Gebäude sind eigentlich heute noch von der Breiten Strasse erhalten oder wurden alle geschliffen?

    Viele Grüße :lehrer:

  • Also meines Wissens dürfte sich dei erhaltene Vorkriegsbebauung an der breiten Straße an einer Hand abzählen lassen, erstmal natürlich die wunderbaren Hiller-Brandtscher Häuser, an der Kreuzung selbigen Hauses stehen noch 2 oder 3 andere Bauten des Altbestandes, dann findet sich noch ein Gebäude das den Platz vor dem Marstall nach Westen hin begrenzt, zudem ein identischen Pendent auf der anderen Straßenseite (Es tut mir leid, dass ich die meisten Bauten nicht benennen kann, bediene mich gerade meiner flüchtigen Erinnerung an Potsdam und Google maps Satellitenbilder.)
    In der benannten Nebenstraße, die jetzige Werner-Seelenbinder-Str. stehen noch ein oder zwei Altbauten.
    So mein Kenntnisstand, vielleicht kann ja jemand noch präzisieren, korrigieren oder ergänzen.

  • Es sind - bis auf die Garnisonkirche - nur die "besonderen" Bauten erhalten. Insgesamt sind es nur eine Hand voll . Dafür aber eben viele große, die immerhin längere Abschnitte einnehmen. Anstelle der Häuser, die man auf dem ersten Fotos unten rechts sieht, stehen kleine Geschäftsneubauten aus den 90ern (?). Sie imitieren die kleinen Häuschen an der und um die Brandenburger Str., sind also erträglich. Jene unten links mussten einer Platte weichen. Hinter dem Waisenhaus gibts - bis auf die Moschee ganz am Ende der Straße - nur noch Neubauten/Platten/Parkplätze.

    Von wann stammen eigentlich die beiden "Torbauten" am westl. Ausgang des Lustgartens?

  • Hallo, 

    hier ein paar Informationen zur Breiten Straße in Potsdam, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. 

    Auf dem angefügten Plan erkennt man recht gut den früheren Verlauf der Straße, die am Neustädter Tor endete. Dort wo heute die Straße weitergeführt ist, befand sich die Havelbucht, die zum Neubau des Wohngebietes und der Straße zugeschüttet wurde. Dort stehen heute Hochhäuser, Markthalle, Pumpstation für Park Sanssouci (sog. Moschee). Dieser Teil gehört also nicht zum historischen Teil der Breiten Straße.


    Quelle: Von der kurfürstl. Landschaftsallee zur soz. Magistrale, Potsdam-Museum 1988


    Die folgenden Bilder zeigen, welche Bauten heute noch zu finden sind. Als ehemaliger Teil des Stadtschlosses ist eigentlich zuerst der Marstall zu nennen. Hier wurde das erste Filmmuseum Deutschlands gegründet.

    Die Wohnhäuser, die nach dem Krieg noch standen, wurden instand gesetzt und bis zum Abriß bewohnt (ein Freund wohnte dort mit seiner Familie) oder geschäftlich bewirtschaftet (z.B. Farben-Drogerie Bergemann und Fiedler). 

    Neben den Hochhäusern wurden Fünf-Geschosser in Plattenbauweise gebaut, die Wohnzwecken dienten (auch Studentenwohnheime) und im Erdgeschoß Ladengeschäfte installiert (z.B. Dienstleistungen, Postamt, Friseur, Musikalien-Laden). 

    Westlich des Lustgartens stehen die beiden „Knobelsdorff-Häuser“. 1750 erbaut, mit verschiedenen Nutzungen, Reko 1980. Dann Nutzung als Klub der Künstler und Architekten (mit Gaststätte) und auf der rechten Seite (Blickrichtung Garnisonkirche, die es damals schon nicht mehr gab) Jugendklub „Spartakus“. 

    Heute ist im linken Gebäude die Spielbank etabliert, im rechten Gebäude befinden sich wohl Büros. 


    Und so sah es 1910 aus: Blick zum Schloß.
    Links Ständehaus, Militärwaisenhaus, Garnisonkirche, rechts Predigerwitwenhaus, Hiller-Brandtsche Häuser

    Quelle: Repro Scholze

    Herzliche Grüße aus der Landeshauptstadt Potsdam

  • Ein bedeutender Bau der Breiten Straße war auch das Haus N°6 (alt), welches in nachfolgendem Bild links zu sehen ist.

    Das im Jahr 1754 errichtete Haus ist einem Werk des bedeutendsten italienischen Baumeisters der Hochrenaissance, Donato Bramante, in Rom nachempfunden.

    Endgültig abgerissen wurde dieser Teil des Straßenzuges im Jahr 1973, wie auf diesem Bild dokumentiert ist.


    Schließlich ist an der Breiten Brücke (gegenüber der Garnisonkirche) mit J.G. Bürings Haus im selben Jahr (1754) errichteten Direktionsgebäude der Gewehrmanufaktur (sog. Ochsenkopfhaus) ein weiteres Juwel untergegangen.

    Hier ist es in dieser fantastischen Baur'schen Aufnahme hinter der Brücke rechts zu sehen.

    Hier die Front zur Straße "An der Gewehrfabrik", heute Hoffbauerstraße.

    Mit der Breiten Straße hätte also Andreas Hummel durchaus noch Stadtmodellerweiterungsstoff, aber - wie er bereits geschrieben hat - fallen in Potsdam seine Arbeiten nicht gerade in die fruchtbarste Krume.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ach was war die Breite Straße doch einmal schön!
    Leider sieht die Breite Straße heute so aus, eine öde sozialistische Magistrale:
    http://img114.imageshack.us/img114/6846/potsdam05no9.jpg
    Die in einigen Jahren wohl wiederaufgebaute Garnisonkirche wird dann von dem üblen und erdrückenden Plattenbau des Studentenwohnheim umzingelt sein, ein Bau, der leider nicht abgerissen sondern lediglich grau verputz wurde. Und die Nachwendebauten gegenüber sind ebenso ästhetisch erbärmlich! :kotz:

    Quelle des Bildes: Beitrag "Ein Tag in Potsdam", Beitrag 10

    Moderationshinweis (Aedificium): direkt eingebundenes Bild in einen Link umgewandelt.

  • Nach langer Zeit von mir einige Bilder zum Zustand der Breiten Straße und Umgebung in 4 Phasen:

    I. Die Breite Straße aktuell und der Rest der alten Bebauung
    II. Die kleinen Parallelstraßen Werner-Seelenbinder/Schloßstraße und Henning von Tresckow-Str.
    III. Die kreuzende Dortu- und Kiezstraße
    IV: DIe Moschee


    I.) Zum Kern der Breiten Straße (alle Bilder hochauflösend, deshalb als thumbnail verknüpft)

    Zuerst zur Südseite: Die Hiller-Brandtschen Häuser und ein weiteres, namenloses Stadthaus

    Ansonsten fast alles Neubauten auf der Südseite (teils geringfügig historistisch angepasst)

    Das Seerosenhaus als einer der wenigen interessanten Neubauten nahe der Moschee

    Das Zwillings-Kopfhaus Richtung Landtagsschloss, heute eine Spielbank

    Dazu gesellt sich noch die Moschee, später mehr Bilder im speziellen (auch von innen). Im weiteren Sinne zählt wohl auch das Landtagsschloss als angrenzendes Bauwerk.


    Zur Nordseite:

    Das Militärwaisenhaus und die drei angrenzenden Häuser/Palais


    Immer noch thront das Rechenzentrum am Platz der Garnisonkirche

    Dazu käme noch der zweite Zwillingskopfbau neben dem Marstall.

    Frage!

    Wie viele erhaltende Bauwerk stehen denn nun noch in der Breiten Straße? Je nach Definition sind es auf der Südseite 4 Bauwerke (die gezeigten 3 Häuser plus Moschee), auf der Nordseite 5 Bauwerke, dazu der zurückversetzte Marstall und das Landtagsschloss, später die Garnsionkirche und zurückversetzt der Lange Stall. Dies ergibt insgesamt also bis zu 13 Einzelbauten, davon vier Monumentalbauten (Schloss, Kirche, Waisenhaus, Hiller-Brandtsche Häuser). Wer es strecken will, zählt die zwei gezeigten DDR-Bauten auf der Südseite noch dazu und kommt auf runde 15 Bauwerke.

    Einmal editiert, zuletzt von unify (13. Oktober 2013 um 20:34)