Demografischer Wandel

  • Fahrt durch die Lausitz. Ich glaube in par Jahrzehnten gibt es dort wieder mehr Wölfe als Menschen^^.

    Spaß beiseite, dort geht es auch rapide abwärts. Möglicherweise ist der Trend zu stoppen sollte der Braunkohlebergbau Geschichte und die Entwicklung der Seenlandschaft abgeschlossen sein. Aber das dauert wie gesagt noch. In Raum Chemnitz-Zwickau bin ich optimistisch, dass es wieder afwärts geht. Zwar ist nach der Wende viel Infrastruktur verfallen, besonders im Schienennetz, aber dafür wurde kräftig ins Straßennetz inverstiert.
    Traurig ist es natürlich schon weil die Region deutschlandweit mit am besten erschlossen war was den regionalen Zugverkehr angeht.
    Fast alle Schmalspurbanen sind mittlerweile stillgelegt worden.

  • Saxonia

    Danke für deine Reaktion. Sicher ist das Phänomen keines, das sich auf den Schwarzwald und die Schwäbische Alb beschränkt.
    Überrascht bin ich nach wie vor, dass das Thema von der Wissenschaft erkannt,doch von den Lehrstühlen der Hochschulen, insbesondere der Architekturfakultäten, im Grunde nicht behandelt wird, was mir wiederum ein Professor an der Uni Stuttgart bestätigte. Es gibt wenig Materialien im multimedialen Bereich, die sich mit dieser Thematik beschäftigen. Und wo man sich der Problematik nicht stellt, kann in der Realität schlechtenfalls planlos darauf reagiert werden.

  • Der ländliche Raum ist zu dünn besiedelt, die Verdichtungsräume erheblich zu dicht.


    Richtig. Hier in Freiburg ist es inzwischen fast unmöglich, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Auf eines der höchst seltenen Angebote unter 300 Euro kommen im Schnitt 30-100 Bewerber, Tendenz steigend. Und das trotz der Neuschaffung ganzer Stadtteile für Zehntausende in der Rheinebene (Rieselfeld, Vauban) in den letzten zwanzig Jahren!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Das ist wohl ein Problem, das alle wirtschaftlichen Oberzentren der alten Bundesrepublik teilen. Meine Schwester hat vor 2 Jahren eine Wohnung in Düsseldorf gesucht. 1 Zimmer bis 300 Euro weil die Stelle erstmal nur als bezahltes Praktikum angegeben wurde.
    Absolut nichts zu machen.
    Nach einem kurzen Aufhalt in einer versifften WG hat sie glücklicherweise ein Dachgeschoss einer alten Villa in Langenfeld für 250 Euro warm bekommen. Oberhalb des Büros einer Immobilienkanzlei. Natürlich kommt da noch der Fahrpreis von ca 45 min ins Düsseldorfer Zentrum dazu.

    Das ist als Einsteiger in den Arbeitsmark nicht zu bezahlen was dort für kleinste Wohnungen verlangt wird. Möglicherweise werden diese Gebiete etwas entlastet wenn [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Dresden und Berlin eine ähnliche Entwicklung durchmachen. Dort ist der Wohnraum noch relativ billig, zumal es in Sachsen auch keine Studiengebühren gibt.

  • Das hat wohl einfach etwas mit der Wirtschaftsentwicklung zu tun - im Stuttgarter Raum haben wir das genaue Gegenteil, hier kommt in einem Umkreis von 50 km spätestens nach 2 km das nächste Dorf, und dieses Dorf hat häufig seine eigenen Wohnblocks oder sogar Hochhäuser am Ortsrand.

    Im übrigen ist Deutschland immer noch extrem dicht besiedelt, und das gilt auch für die Lausitz. Man vergleiche das mal mit Frankreich, wo man locker mal 300 km Autobahn fahren kann und keine einzige größere Stadt an der Strecke liegt (ist mir zuletzt bei einer Tour vom Burgund nach Paris aufgefallen, wo tatsächlich Auxerre mit 40.000 Einwohnern in weitem Umkreis die größte Stadt war).

  • Im übrigen ist Deutschland immer noch extrem dicht besiedelt, und das gilt auch für die Lausitz.


    So siehts aus!
    Wir sind sehr weit davon entfernt, daß ganze Regionen "den Wölfen überlassen werden".
    Das Problem ist eher die Überalterung, und infolgedessen eine rückwärtsgewandte, konservative, zukunftsängstliche Bevölkerungsmehrheit, die die Besitzstände kontrolliert und der Jugend den Mut nimmt, neue Impulse zu setzen.

  • Sicher wenn man es mit dem Rest Euopas vergleicht, bisher hatten wir uns aber eher auf nationaler Ebene bewegt und da ist die Lausitz mit das Schlusslicht.

    Was Frankreich betrift, die 63 Millionen verteilen sich ja irgendwie auf die ca 550.000km²^^. Ich glaub die Lage an 2 großen Gewässern hat ihren Teil dazu beigetragen, dass Zentralfrankreich fast menschenleer ist. Zumal es im französischen Kernland nie solche föderalen Rangeleien gab, welche in Konkurrenz der einzelnen Regionen mündeten. Was in Deutschland ja zur Ausprägung gleich mehrerer wirtschaftlicher und kultureller Oberzentren führte.

  • Also die Lausitz ist keineswegs arg doof besiedelt. Bautzen geht es hervorragend, Cottbus und Umgebung sieht auch nicht schlecht aus. Und überall dazwischen die Dörfer und Kleinstädte mögen zwar klein sein und hier und da wegen der Randlage mehr Arbeitslose haben, es gibt aber recht viele Osrtschaften und in vielen ist noch genug was los. Der Rest ist (noch) Tagebau, Naturschutzgebiet oder Wald mit Militärnutzung. Logisch, dass sich da (noch) nichts ansiedeln kann. In Norddeutschland dagegen hat man nicht diese DIchte. Von einem Dorf zum anderen könnens eher mal 15km sein. Da hat man in der Lausitz drei Dörfer und ne Kleinstadt gesehen (ja, das hab ich schon hinbekommen auf Radtouren). Auch finde ich den Tagebau als grosse Chance, auch für die Natur. Durch die Seen wird sich eine tolle Flora und Fauna entwickeln und die Kiefernwaldlandschaft viel mehr diversifizieren und auflockern. Gibts ja jetzt schon bei den Teichgebieten.

    Ich hoffe, dass sich Arbeit in Zukunft verstärkter von Zuhause machen lässt und Mobilität (e-Auto) einfachst zu machen ist, sodass man viel leichter mal (seltener als Pendler heute) in die nächste Grosstadt zwecks Arbeitsanwesenheit düsen kann. Solche doch strassentechnisch gut vernetzte Gegenden in der Nähe von Grossstädten (Dresden, Cottbus) und attraktiven Erholungsgebieten (Seenplatte, Spreewald, Sächsische Schweiz, Teichlandschaft) dürften dann überdurchschnittlich gefragt sein im Mittelstand. Und die Lausitz verkraftet historisch bedingt eine gesund höhere Einwohnerdichte als jetzt. Ich bin optimistisch. Dauert aber noch seine Zeit.

    PS: Naja, ich hab im Düsseldorfer Zentrum ne 2-Zimmerwohnung unter 250 bekommen. Chancen gibts schon. ;) Landschaftlich ist die Gegend aber mittelmass, kein Vergleich zur Lausitz. Ich hoffe, dass ich eher in der Laussitz bald n Unternehmen aufbauen kann als hier im Rhein-Ruhrland-Moloch oder im ach so tollen Münchner Raum. =)

  • Zitat

    Rottweil. Der neue Leiter des Fachbereichs "Bauen und Stadtentwicklung", Lothar Huber:
    Diese Entwicklungsmöglichkeiten sollen sich nicht nur auf den Einzelhandel beziehen, sondern auch auf das Wohnen in der Kernstadt. Beachtet werden müsste hierbei auch die demografische Entwicklung. Es müssten alters- und familiengerechte Wohnungen geschaffen werden, die barrierefrei ausgestattet seien und bestenfalls auch über einen Freibereich verfügen. Man müsse das Stadtbild nicht nur erhalten, sondern auch beleben, auch wenn sich daraus die eine oder andere Veränderung ergeben könne. Hierfür notwendig sei zunächst eine Überprüfung der Gestaltungssatzung.

    Quelle: Rottweil: Stadtentwicklung ist wichtiges Anliegen - Rottweil - Schwarzwälder Bote

  • Bevölkerungsschwund - Die alten Häuser bleiben leer

    Ein Kommentar:

    Zitat

    Das Ausbluten der Kleinstädte haben wir dem Größenwahn und Verdrängungswettbewerb der Discounter und Supermärkte zu verdanken. Welche Lebensqualität bieten uns die Aldis, Lidls und Co? Flächenfressende Allzweckhallen, weil ebenerdig aber wirtschaftlicher, ist doch egal wenn täglich Hektar um Hektar wertvolle Grünfläche versiegelt wird, dann funkional ohne Ausstrahlung und Ambiente, stattdessen mit unsäglichen Werbesprüchen ausgestattet, was mutet man den Menschen damit zu? Der Trend zum Gigantismus zerstört die soziale Struktur und Kultur der Kleinstädte. Die Anonymität ist erwünscht, eine Kassiererin an der Kasse, die als menschlicher Computer funktioniert - Hallo und tschüs - das war es. Die Bäcker, die Metzger und die Lebensmitteleinzelhändler, sie waren
    Bindeglied und Kommunikationsorte in den Kleinstädten - ein Traum von gestern - der Wahnsinn geht weiter!

    Quelle: http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.bevoelk…4af9bf17aa.html

  • Stadt Land Frust

    Zitat

    Während der Landkreis Wunsiedel in Nordbayern mit Bevölkerungsschwund zu kämpfen hat, boomt die Großstadt München. Zwei Regionen von vielen, in denen der demografische Wandel zu Problemen führt. Stand: 25.04.2012

    Quelle: Stadt Land Frust: Von Landflucht und Städteboom | Faszination Wissen | Bayerisches Fernsehen | Fernsehen | BR.de

    Zitat

    Die Stadt soll von "den Rändern her schrumpfen, um die Innenstädte wieder zu beleben", fasst Helmut Resch vom örtlichen Bauamt die Strategie der Stadt zusammen.

    Zitat

    Wie gehen Regionen mit solchen Veränderungen um? "Jeder doktert irgendwie herum, die große vereinigte Strategie findet nicht statt", sagt Professor Holger Magel vom Lehrstuhl für Landentwicklung der Technischen Universität München.

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    Thematisch passend, folgender Artikel: http://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/villingen-schwenningen/Alte-Haeuser-fuer-junge-Leute;art372541,5479279]Alte Häuser für junge Leute | SÜDKURIER Online

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    2 Mal editiert, zuletzt von zeitlos (3. Mai 2012 um 08:10)

  • Zitat

    Die Bäcker, die Metzger und die Lebensmitteleinzelhändler, sie waren Bindeglied und Kommunikationsorte in den Kleinstädten - ein Traum von gestern - der Wahnsinn geht weiter!

    Na ja, sooo toll fand ich die "gute" alte Zeit in den 70er Jahren nun auch nicht - Bäcker* und Metzger gibt es in unserer Kleinstadt zum Glück weiterhin, aber die ganz kleinen Lebensmittelläden sind tatsächlich verschwunden.

    Keine Auswahl, teilweise sehr rüder Umgangston gerade mit Kindern (wehe, die Eistruhe war länger als 5 Sekunden geöffnet! :crying: ), teilweise abgelaufene Ware, die dann nur sehr widerwillig zurückgenommen wurde. Zum Glück hatten meine Eltern damals einen Gewerbeschein, so daß wir im nahen Großmarkt einkaufen konnten - das war damals der einzige Ort, an dem so banale Dinge wie Olivenöl oder vernünftiger Reis bzw. echt italienische Nudeln usw. angeboten wurden.

    Da kann ich in einem großen Einkaufszentrum nun wirklich kein Problem sehen... und unsere Innenstadt sieht heute dank eines großen Umbauprogramms ab etwa 1980 auch besser aus als damals (da sollte sie nämlich noch in weiten Teilen wg. "autogerechter Stadt" abgerissen werden, eine Molkerei und eine Gärtnerei belegten zudem große Flächen mitten im Zentrum, von der verfallenden Altstadt ganz zu schweigen).

    Jedenfalls teile ich diese Art von Kulturpessimismus nicht.

    *und zum Glück backen die sogar noch selbst und verkaufen keine Tiefkühlware

  • teilweise sehr rüder Umgangston gerade mit Kindern


    Kinder hatten damals nichts zu sagen. Sie hatten zu gehorchen und freuten sich darauf, irgendwann mal groß zu sein.

    Nein, nein, vieles war in den 70ern nicht besser als heute. Darf ich z. B. daran erinnern, dass in der Grundschule die Schüler stets mit ihrem Nachnamen angesprochen wurden? Auch die Schüler haben in der dritten Person die Nachnamen verwendet. Dass man auch einen Vornamen hat, wurde erst Jahre später allmählich entdeckt.

  • Darf ich fragen, von welchem Jahrhundert hier gerade die Rede ist? Sind die 1870er Jahre gemeint? :wie:

    In den 1970ern trug man Schlaghosen, lange Koteletten, hörte Rockmusik und sprach sich allgemein mit "Du" an. Zumindest kannten die Lehrer schon die Vornamen der Kinder, wenn sie ihnen Mengenlehre oder Kunstpädagogik nahe brachten. OK, die Supermärkte hießen noch HL und nicht REWE, und Twix hieß noch Raider. Aber offenbar gibt es bis heute die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen.

  • Du Huber, du Maier - so war das damals (ist es heute nicht mehr so?) Ich hab das aber nie so böse gesehen. Es war eigentlich ganz nett. Im Gegenteil - ich hab eigentlich nicht die Lehrer gemocht, die mich mit dem Vornamen angesprochen haben. Das waren die siebensüßen, die Hackl-ins-Kreuz-Hauer.
    Bis heute sprechen mich meine engsten Freunde mit dem Diminutiv meines Nachnamens an. Sowie Udo Lindenberg (der bei uns 'Lindi' hieße) vom "Honi" sprach (tatsächlich: ich hab einen Freund, den ich so anrede).
    Ich hätte das niemals als Kinderfeindlichkeit angesehen. Im Gegenteil: man wurde dadurch ernster genommen, gleich gestellt. Wir sprachen die Lehrer ja auch nicht mit den Vornamen an.
    @Heimdal
    Da bist du in einer ganz anderen Welt sozialisiert worden. Im ländlichen Österreich war vom tollen Jahr 68 keine Rede, und auch im damals noch sehr bürgerlich geprägten Wien war es um nichts anders.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.