Schlangenbad - Schloss Hohenbuchau

  • Bin da zufällig drübergestolpert: Schloss Hohenbuchau bei Schlangenbad im Taunus. Wurde angeblich 1963 gesprengt, weiß da irgendjemand was darüber?

    Zitat

    In Georgenborn, hoch über Schlangenbad, stand bis 1963 das Schloss Hohenbuchau. Gebaut hat es Baron von Krausskopf am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Familie Krausskopf gehörte zu den reichsten Russlands. Ihr Geld hatte sie mit Gummifabriken gemacht, geadelt wurde sie erst danach. In Schlangenbad bauten sie sich ein Märchenschloss. Der Salon war vollständig in Gold gehalten, an der Ausgestaltung einer Vorhalle arbeiteten 20 Künstler zwei Jahre.

    Nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches verarmte der Baron und verkaufte an einen Landsmann, der das Anwesen seiner Frau vermachte. Und die verkaufte das gesamte Areal an eine Wohnungsbaugesellschaft. Der Weiher ist einer der letzten Zeugen der bewegten Geschichte von Schloss Hohenbuchau, dass nach siebzigjährigen Bestehen gesprengt wurde.

    Quelle

    Bild

    Wie kann man sowas sprengen?

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Ich wollt noch einmal das Thema "Schloss Hohenbuchau" aufgreifen, das Antiquitus vor nunmehr schon drei Jahren kurz erwähnt hatte:

    Alte Ansichten:

    Nach kurzer Recherche via Goggle Earth habe ich den Standort und die kläglichen Überreste ausfindig machen können. Übrig geblieben sind drei Teiche bzw. Weiher, ein Pförtnerhaus, dessen Standort mir unbekannt ist und die Reste der neobarocken Freitreppe:


    Blaue Rahmen = Weiher, rote Rahmen = Freitreppe & mögliches Pförtnerhaus (Fragezeichen)


    Jämmerlicher Rest des ehemals prächtigen Anwesens


    Dies könnte das erhaltene und bewohnte ehemalige Pförtnerhaus sein oder?

    Wie auch immer, ich finde es extrem traurig wie in den sechziger Jahren mit solch pittoresken, herrlichen Gebäuden umgegangen worden ist. Es schmerzt besonders wenn man die genaueren Hintergründe kennt, die besagen, dass jenes Schloss für grottenhässliche (wirklich abstoßende!) 60er Jahre Wohnbauten abgerissen wurde, wie man sie aus der Vogelperspektive bestaunen und hassen lernen kann.
    Falls jemanden weitere, eventuell präzisere Informationen zur Geschichte des Anwesens zur Verfügung stehen möge er diese bitte ergänzen. Ich habe noch gelesen, dass in den Räumlichkeiten zwei Filmschinken gedreht worden sein sollen, wo einem noch schöne Perspektiven dargeboten werden, mehr weiß ich aber nicht.

  • 2008:

    Zitat

    Verborgene Schäden treten ans Licht
    An der Schlosstreppe in Georgenborn ist an den Mauern das Erdreich abgetragen worden. Die Denkmalpflege erhofft sich durch die Maßnahme nicht nur eine Entlastung des Mauerwerks, sondern auch Aufschluss darüber, woher die Schäden kommen. [...]

    http://www.wiesbadener-kurier.de/region/unterta…bad/4823544.htm

    2009:

    Zitat

    Warten auf Mittel für Treppen-Sanierung
    Auf äußerst rüde Art ist der Zeitgeist der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit Schloss Hohenbuchau umgesprungen. Die Freitreppe mit Putten ist noch der bemerkenswerteste Teil der zentralen Schlossanlage, der die Sprengung im Oktober 1963, überdauert hat. Eine konzertierte Aktion aus lokaler und regionaler Politik sowie Landesämtern bemüht sich nun um ihren Erhalt und die Restaurierung. [...]

    http://www.wiesbadener-tagblatt.de/region/unterta…bad/6936061.htm

    Die wohlhabenden Anwohner dürften die Mittel doch wohl aufbringen können?
    http://www.diefenhardt.com/content/index.…resse&Itemid=55


    Mit "Leben im Schlosspark" , den es gar nicht mehr gibt, wird eine Immobilie in Georgenborn beworben.


    Eine [url=http://fr.mypostcardshop.de/anzeigen.php?a…,4&sortierung=1]weitere Ansichtskarte[/url] ist ebenfalls noch in den Untiefen des Netzes zu finden und zu erwerben.


    Schließlich ermöglicht folgende nicht mehr aktive Anzeige weitere Spekulationen oder Nachforschungen:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Zitat von "erbsenzaehler"

    Gibt's ja gar nicht. Teeren und federn sollte man solche Kulturbarbaren! :boese:


    Hatten wir hier nicht auch mal einen allgemeinen Thread für verschwundene/abgerissene Schlösser?

    Kann ich leider nicht mehr finden.

    Das heißt etwas! Denn, wenn Du den Strang nicht mehr findest, dann findet ihn niemand mehr!

    Im Übrigen wäre dies sogar ein sehr interessanter Strang!

    Auf Anhieb fällt mir da für Wien das Schloß Cobenzl, Schloß Czartoryski, das Palais Rothschild ein. Allesamt nach dem Krieg erst abgerissen!!! :weinen:

    Eine Reko des Schlosses Cobenzl wäre heute noch möglich, da die Stelle bis heute unbebaut ist und geradezu danach schreit wieder bebaut zu werden. Aber besser nicht zulaut schreien, da in Wien momentan die Uhren noch ganz anders ticken...

  • Ein solcher Umgang mit Bauwerken des Historismus ist für die 1960er eher die Regel denn die Ausnahme. Wenn sich nicht die Nazizeit bereits den Begriff der "entarteten Kunst" gepachtet hätte, so hätte man ihn wohl in den 1960ern ersonnen, um Bauwerke des Historismus zu beschreiben. Entsprechend hasserfüllt, oft kann man es anders schlicht nicht mehr nennen, ist man mit den Bauten dann eben auch umgesprungen.

  • Naja, nicht nur Historismus. Allgemein Schlösser, Palais und ähnliches hat man doch in den 50er und 60er Jahren in den verschiedensten Gegenden gesprengt: In Berlin, Potsdam und Kaliningrad, in Schwedt, Braunschweig und Frankfurt - und eben auch in Schlangenbad. :augenrollen: Auch das benachbarte Wiesbaden hat seine Schloßsprengung auf dem Kerbholz: Das am Kureck gelegene Paulinenschlößchen, im Krieg zwar ausgebrannt, aber stehengeblieben, mußte ebenfalls dran glauben.