Berlin in alten Fotografien

  • ^ Grandios, danke und weiter so!

    Der Vollständigkeit halber - weil v.a. das Luftbild mir unbekannt war und ich es sehr interessant finde:

  • Der Gendarmenmarkt ist auch heute noch einer der schönsten Plätze Berlins, trotz Krieges und Neubauwahn. Das liegt m. E. an der geschlossenen Bebauung.
    Er wird von 6 Straßen tangiert und 4 davon bilden die Platzwände, die die drei großartigen Soltäre auf dem Platz rahmen.

    Heute möchte ich mit der Französischen Straße zwischen Charlotten- und Markgrafenstraße beginnen, zuvor nur noch ein Überblick als Luftaufnahme von 1938:

    Als weiteres folgt ein Stich aus dem 18. Jahrhundert

    Auf dem Stich von Friedrich August Calau von ca. 1800 ist gut zu erkennen, dass die Französische Straße in diesem Abschnitt schon sehr repräsentativ ausschaut. Friedrich II. ließ hier von seinen Architekten bzw. Baumeistern Gontard, Unger und Boumann besonders schöne Fassaden entwickeln, er gab sogar Geld dazu, die Häuser waren, bis auf die Amtsgebäude der Preußischen Seehandlung, der Lotteriedirektion und dem Salzkontor aber ganz normale Mietshäuser. Der Grund für die Aufwertung lag darin, dass Staatsgäste meistens über den Potsdamer Platz in die Stadt kamen und dann über den Gendarmenmarkt und das Friedrichsforum zum Schloss geleitet wurden.

    Auch wenn Friedrich aus Potsdam mal in Berlin war, nahm er den selben Weg und wollte sich an den schönen Gebäuden erfreuen.

    Auf dem Bild sieht man rechts die Französische Kirche für die Hugenotten. Den Turm stiftete Friedrich II., wie auch bei der Deutschen Kirche und da sie Kuppeln trugen, auf französisch "dome" bürgerte sich das bei der Bevölkerung als "Dom" ein. Friedrich sprach nämlich lieber französisch und der Architekt Carl von Gontard stammte schließlich auch aus Frankreich. Bis heute sind die beiden Türme Eigentum des Staates und die Französische Kirche ist ein separater Bau. Bei der ehemaligen Deutschen Kirche liegt es da heute anders, denn das Gebäude ist heute ein Museum zur Geschichte des Parlamentarismus in Deutschland.

    Hier zwei Ausschnitte aus Calaus Bild, Französische Straße 44:

    Das Gebäude stand zumindestens noch 1910, als dieses Foto gemacht wurde.

    Französische Straße 43:

    An der Ecke Französische Straße 40 / Markgrafenstraße stand das von Carl von Gontard entworfene Palais der Familie Achard, der bekannteste Vertreter daraus war Franz Carl Achard (1753-1821), Chemiker und Physiker, der den Zucker in der Rübe entdeckt hat.

    Das Foto stammt von F. A. Schwartz und wurde kurz vor dem Abriss 1863 gemacht

    Blick von der Markgrafenstraße zum Gendarmenmarkt. Das Achardsche Haus wurde schon abgerissen. Foto von Leopold Ahrendt, 1863:

    Der Nachfolgebau mit erheblichen Kriegsschäden, kurz nach 1945. Er wurde nicht abgerissen sondern entstuckt und als Kratzputzbau bis zur Neubebauung erhalten. Das historische Treppenhaus wurde in den Neubau von Ehlers & Krop; Berlin integriert.

    Hier ein Foto, von mir 1994 als Dia vom Französischen Turm gemacht mit der Ecke Französische- / Ecke Markgrafenstraße.

    So sieht es da heute aus, aufgenommen von mir am 14. März 2004:

    Zwei Bilder der Französischen Straße, beide von F. A. Schwartz, 1888. Der Mittelbau, Wohnhaus des Architekten Georg Christian Unger, wurde Sitz der Berliner Handelsgesellschaft, die nach und nach fast den gesamten Block erwarb und abreissen ließ.

    Markttreiben auf dem Gendarmenmarkt, 1888:

    Drei Bilder vom Gebäudekomplex der ehemaligen Berliner Handelsgesellschaft, nach und nach errichtet von Alfred Messel und nach seinem Tod von Heinrich Schweitzer.
    Man kann sehr schön erkennen, das eigentlich der Bau nach links fortgesetzt werden sollte, was dazwischen kam weiß ich leider nicht und so blieb es bei dem Torso eines gigantischen neobarocken Palais.

    Kriegsschäden 1946:

    Heutige Ansicht vom 15. Juni 2008 (von mir):

  • Sogar ich als großer Gründerzeitfan bin der Meinung, daß diese historische Palais-Bebauung sehr wertvoll und erhaltenswert war. Aber Berlin wurde eben immer größer und das sollten auch die mächtigen Neubauten der Jahrhundertwende zum Ausdruck bringen. Und über den Krieg gekommen wären diese Häuser wohl auch kaum, wer weiß. Aber großartig schaut es schon aus.

    Zitat

    Der Nachfolgebau mit erheblichen Kriegsschäden, kurz nach 1945. Er wurde nicht abgerissen sondern entstuckt und als Kratzputzbau bis zur Neubebauung erhalten. Das historische Treppenhaus wurde in den Neubau von Ehlers & Krop; Berlin integriert.


    Ich war bisher der Meinung daß es sich bei dem Gebäude immernoch um das Original handelt, nur stark vereinfacht(?). Dafür spricht die Gliederung der Fassade - einschließlich der Balkone - und die Anordnung der Fenster.

    In dubio pro reko

    7 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (16. Dezember 2013 um 18:14)

  • Dazu zwei Bilder aus der Bauphase, 1998.
    Das Treppenhaus wurde bewahrt und in den Neubau einbezogen:

    Das ganze in Beton gegossen:

    Man muss anerkennen, dass man sich beim Neubau wirklich Mühe gegeben hat, die alte Ansicht annähernd zu erreichen, ob das freiwillig geschah oder zur Auflage gehörte entzieht sich meiner Kenntnis.

  • Sehr interessante Darstellung.

    Zur Berliner Handelsgesellschaft: Wie ist denn das folgende gemeint?

    Man kann sehr schön erkennen, das eigentlich der Bau nach links fortgesetzt werden sollte, was dazwischen kam weiß ich leider nicht und so blieb es bei dem Torso eines gigantischen neobarocken Palais.

    Nach links - über die Charlottenstraße hinweg? Du meinst vermutlich, entsprechend einer Symmetrie, nach rechts einschließlich der N°40/41, denn der Erweiterungsbau wirkt doch ein wenig wie ein Mittelteil? Nach Norden zur Behrenstraße 32/33 erstreckten sich die Bauten der Berliner Handelsgesellschaft doch nur über/durch den Mittelteil des Straßenblocks, oder?

    Hier noch zwei hochqualitative Bilder der Berliner Handelsgesellschaft aus dem Bildindex von geschätzt 1925 (das zweite hattest du oben schon gezeigt):


    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Nun die Fortsetzung meines kleinen Rundgangs, heute an der Markgrafenstraße zwischen der Französischen- und der Mohrenstraße. Ich lasse die Hausnummern mal weg, denn die Nummerierung der Markgrafenstraße hat sich im Laufe der Zeit geändert und so wären die Zahlen nur verwirrend.

    Die ersten Bilder wurden ja schon in einem anderern Zusammenhang gezeigt, aber kann ja nicht schaden sie noch einmal zu sehen.

    Die Ecke Französische Straße um 1888 aus zwei verschiedenen Positionen, Fotos von F. A. Schwartz:

    Heutige Ansicht der Kreuzung:

    Völlig daneben der 1885 errichtete Neubau, der den Rahmen der einheitlichen Bebauung leider sprengte, wie so manches weitere Haus:

    Markgrafenstraße / Ecke Französische Straße:

    Direkt daneben das Boumannhaus, am benachbarten Haus links fehlt schon der Stuck, 1936:

    Gefolgt vom Haus der Lotteriedirektion, von Carl von Gontard, später Verwaltungsgericht,

    Am rechten Rand gut zu erkennen der Eckrisalit der Preußischen Seehandlung, der heute fehlt und wohl schon in den 30-er Jahren abgerissen wurde.

    und die heutige Situation mit den Häusern zwischen der Französischen- und Jägerstraße:

    Es folgt nun die Jägerstraße und an der südlichen Ecke zur Markgrafenstraße stand ursprünglich mal das so genannte Domestikenhaus (Wohnhaus für Angestellte des Königlichen Hofes).

    Ab 1777 war hier die Preußische Seehandlung, eine Art Staatsbank, untergebracht. Hier wurde auch Alexander von Humboldt geboren. Ab1901 entstand hier der Neubau, wie in weiteren Fotos zu sehen, der auch heute noch die Ecke ziert. Es ist die heutige Akademie der Wissenschaften.

    2 Fotos von F. A. Schwartz, um 1900:

    Neubau von Paul Kieschke, 2009, an der linken Ecke des Blocks:

    Bilder von den Zerstörungen des II. Weltkrieges:

    Das Eckhaus an der Taubenstraße, es beherbergte das Salzkontor zur Erhebung der Salzsteuer, eine für den Staat lukrative Einnahmemöglichkeit seit Friedrich II.
    Es stammte von Carl von Gontard und wurde noch vor dem Domestikenhaus abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, man kann es oben beim Foto des Domestikenhauses gut sehen.

    Foto 1880, von F. A, Schwartz:

    Leider habe ich vom Nachfolgebau nur dieses Bild mit der Ruine von 1946:

    Heutige Ansicht der Ecke Markgrafen- Ecke Taubenstraße:

    An der südlichen Ecke der Taubenstraße gab es ursprünglich folgenden Bau. Foto F. A. Schwartz, 1890:

    Dahinter befand sich eines der ersten Elektizitätswerke der Stadt. Foto F. A. Schwartz, 1895:

    Auch dieses kleine Haus wurde durch einen Neubau um 1900 ersetzt, leider kein Foto vorhanden, aber man kann anhand der Ruinenfotos sich ein gutes Bild machen, wie der Bau aussah:

    Heutige Situation:

    Markgrafenstraße Ecke Mohrenstraße, Nordecke mit einem Gebäude der Viktoriaversicherung. Das Haus hatte auch nicht ewig Bestand und wurde irgendwann um 1895 abgerissen. Foto von F. A. Schwartz, 1895:

    Hier hat der Fotograf F. A. Schwartz sich auf den Französischen Turm gestellt und nach Süden zur Deutschen Kirche mit Turm fotografiert. Schön ist die Ecke der Markgarfenstraße / Mohrenstraße zu erkennen. Foto um 1865:

    Vom gleichen Turm, Dia, 1994:

    Das mit einem Fotoatelier aufgestockte Haus an der Ecke zur Mohrenstraße (Südecke), F. A. Schwartz, um 1880:

    Der Nachfolgebau von dem Architektenteam Kayser & v. Groszheim, um 1896:


  • Noch eine Aufnahme der Lotterie-Generaldirektion links der Einmündung der Jägerstraße, welche wohl eher Christian Georg Unger zugeschrieben wird.

    Die Generaldirektion zog 1909 in die Wilhelmstraße (Rückgebäude der N°63) um.

    Und hier eine sehr schöne Aufnahme des Neubaus der Preußischen Seehandlung aus dem Jahr 1904:

    Bildquelle: Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin, gemeinfrei wg. Alters

    Schön zu sehen ist auch die Figur des Merkur in der konkaven Eckeinwölbung.

    In diesem erläuternden Dokument zur Geschichte des Grundstücks Jägerstraße/Markgrafenstraße wird übrigens (allerdings ohne nähere Begründung) die Vermutung geäußert, ob AvH nicht doch in Tegel geboren wurde.
    http://www.bbaw.de/service/publik…fotafel_v10.pdf

    @Volker:
    Die Aufnahmen von F.A. Schwartz, Leopoldt Ahrendts, Hermann Rückwardt, Waldemar Titzenthaler et al. sind umfangreich veröffentlicht worden. Was darüber hinaus nicht beim Bildindex oder sonst online verfügbar ist, wird 'Spreetunnel' wohl eingescannt haben. :zwinkern:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich finde ja die Lotterie-Generaldirektion absolut genial: Diese Prachtentfaltung im maßvollen Raum, genau richtig porportioniert - das alles wirkt für mich einfach nur stilvoll und elegant.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • absolut meine Meinung: maßvoll proportioniert, schön gegliedert, prächtig und dennoch nicht aufdringlich, eine Wohltat für die Augen... kurzum: architecture pro homine im besten Sinne :harfe: Bei welchem Neubau findet man das heute noch :wie:

  • Ich habe jetzt mal so die alten und die neuen Fotos vom Gendarmenmarkt verglichen, bis auf das Schauspielhaus, den deutschen und französischen Dom ist die Idylle dort zerstört. Entsprechendes Eckhaus ist ein Neubau, ein Betonbau, auch wenn er dem alten Gebäude (welches in den 90er Jahren weggerissen wurde) arg ähnelt, so ist die Ausstrahlung nicht mehr die selbe wie die des altehrwürdigen Ziegelstein Bau´s.

  • Das erste Bild habe ich zwar schon mal eingestellt, möchte aber dieses Mal auf das Haus Mohrenstraße 31, Ecke Markgrafenstraße hinweisen. Es stammt vom damaligen Stararchitekten Friedrich Wilhelm Hitzig, der die Berliner Börse, die Reichsbank und eine Fülle von Villen im Tiergarenviertel schuf.

    Gendarmenmarkt, Blick vom Französischem Turm nach Süden, F. A. Schwartz, 1865:

    Vergrößerungsausschnitt aus vorigem Foto mit dem Eckhaus:

    Der Entwurf zu diesem Haus von Hitzig, aus der Zeitschrift für Bauwesen:

    Auf dem Abschnitt der Mohrenstraße steht heute das Hotel Hilton. Ich habe leider nur wenige Bilder aus alten Zeiten, es waren aber auch nur die Nummern 23 - 31 in diesem Abschnitt der Mohrenstraße.

    Hier die Häuser Mohrenstr 25-26, um 1890:

    Der Folgebau von Nr. 25 war ein besonders markantes Gebäude im eklektizistischen Stil (een bisken Jotik, een bisken Bonaparte.....:-)))) mit großen Wandmalereien und schönen Figuren in Form wappentragender Greife (Wohn- und Geschäftshaus, von Schwartzkopf & Theising. Bild TU-Architekturmuseum:

    Eine Vergrößerung der Wandmalerei:

    Hier nochmals einen Ausschnitt aus dem ersten Bild dieser Serie. Man sieht sehr schön die einfachen klassischen Fassaden an der Ecke Mohrenstraße 23 / Charlottenstraße:

    An der Ecke Charlottenstraße 60 /Mohrenstr 21-22 standen ursprünglich kleine Häuser von ca. 1780. Das Haus an der Ecke könnte von Georg Christian Unger stammen:

    Hier der Abriss der Ecke. Charlottenstraße 60-62, Ecke Mohrenstraße 21-22, Meßbildanstalt, 1906,

    Geschäfts- und Wohnhaus von Cremer und Wolffenstein, 1908, heute u. a. Konfiserie Fassbinder:

    In den Jahren 1999/2000 renoviert und aufgestockt von den Architekten: Nalbach & Nalbach. Gescanntes Dia von mir von 1994:

    Und bei Nacht, von mir, 2009:

    Alte Ansicht der Mohrenstraße, Blick nach Osten, mit den Häusern 46-49, um 1870:

    Und zum Abschluss ein Foto von mir, in die entgegengesetzte Richtung gesehen, 2009:

    Noch ein kleiner Nachtrag zur Frage welche Häuser nun von Gontard oder Unger stammen. Dazu hat Prof. Laurenz Demps in seinem Buch über den Gendarmenmarkt ausführlich auf den Seiten 210-219 geschrieben. Da Gontard beim König wegen des eingestürzten Turmes an der Deutschen Kirche in Ungnade fiel, verließ er 1781 Berlin, aber angefangene Projekte wurden von Unger vollendet, so dass bei einigen Objekten sicher von beiden etwas enthalten ist.

    Zum abschließenden Bild von Johann Georg Rosenberg könnte man sagen "dumm jeloofen" , aber den Architekten Gontard traf eigentlich gar keine Schuld,er hatte alles richtig berechnet, aber der König Friedrich II. hat soviel ändern lassen und die Statik wurde dadurch so ausgehöhlt, so dass der Bau nicht halten konnte. Beim Französischen Turm, den dann Unger vollendete, wurden die Fehler nicht mehr gemacht.

    Erinnert mich ein bischen an die Geschichte vom Flughafen BER, wo auch immer wieder Änderungen vorgenommen werden mussten, was wohl auch mit zu dem Debakel führte. Aber das ist eine andere Geschichte und gehört hier nicht rein.

  • Charlottenstraße Ecke Mohrenstraße war dann 1908 doch eine deutliche Verbesserung. Das Vorgängerhaus gefällt mir gar nicht. Und wenigstens dieses Prachtexemplar ist heute noch - denkmalgerecht bis aufs Dach, naja - erhalten.

    In dubio pro reko

  • Heute als kleines Geschenk zu Weihnachten der Rest der Bilder zum Gendarmenmarkt.

    Der Blick geht über den südlichen Teil des Gendarmenmarkts entlang der Mohrenstraße zur Charlottenstraße. F. A. Calau, um 1790:

    Auf dem Stich von Calau ist sehr schön der Verlauf der Charlottenstraße von Süden her gesehen, das Bild dürfte um 1825 entstanden sein. Gleich vorn stand das Ammonsche Palais, das durch Unger 1781 für den Königlichen Kammerherrn Christoph von Ammon erbaut wurde, einst Charlottenstraße 42 (heute 59) / Ecke Mohrenstraße. Obwohl es diese pompöse Fassade hatte, war es ein ganz normales Mietshaus, bis es zum Hotel umgebaut wurde.

    Der Gastwirt Carl Friedrich Krause erwarb 1799 das Haus von der Witwe Renelle und richtete hier den Gasthof ein, der zu den Ersten der Stadt zählte. Dessen Sohn Wilhelm Krause führte den Gasthof weiter, der 1834 als "ein seit Jahren wohlbekanntes Hotel mit einer großen Anzahl gut eingerichteter Logir-Zimmer, Remisen und Stallung" erwähnt wird.

    Charlottenstr 59, Ecke Mohrenstr, Hotel de Brandenbourg, F. A. Schwartz, um 1880:

    Der Mittelrisalit des Hotel de Brandenbourg, um 1885:

    Über Krauses Erben kam das Haus an die Lübecker "Deutsche Lebens-Versicherungs-Gesellschaft", die es abbrechen und an seiner Stelle 1886/87 durch die renommierte Architektengemeinschaft Kayser und von Großheim ein Geschäfts- und Wohnhaus im prunkvollen Stil jener Jahre errichten ließ.
    Nach dem Abriss des Hotels erfolgte um 1885 der Neubau. Foto 1888:

    Ein lebendiges Bild der Charlottenstraße von der Mohrenstraße gesehen nach Norden von Lucien Levy, um 1900:

    Während des U-Bahnbaus gemachte Fotos am 26. Juli 1907. Im Hintergrund nochmals das Gebäude Charlottenstraße 59, jetzt u. a. Sitz einer Versicherung. Links kann man auch Fassaden der Mohrenstraße erkennen, wo jetzt das Hilton steht:

    Vom Haus Nr. 58 blieben nach dem 2. Weltkrieg nur noch Ruinen, dürfte ein Ungerbau gewesen sein:

    Nr. 57 war an der Ecke zur Taubenstraße ein schmaler Bau mit Ecktürmchen, wie man es schön auf dem Foto von F. A. Schwartz sehen kann (oben)

    Heute der monolithische Block des Architekten Oswald Ungers als blockfüllendes Monstrum:

    Es folgt die Taubenstraße und dort an der Ecke war das Haus in dem der Dichter, Maler, Komponist, Regisseur und Jurist E. T. A. Hoffmann seine letzte Wohnung in Berlin hatte. Es trug die Hausnummer Charlottenstraße 56 / Ecke Taubenstraße 31 und gehörte in dieser Zeit dem Geheimen Oberbaurat und Professor an der Bauakademie M. von Alten

    Diesem Gebäude folgte wohl um 1874 der 1904 von F. A. Schwartz abgebildete Bau. Friedrich Ferdinand Albert Schwartz war immer dann zur Stelle, wenn irgendwo etwas abgerissen wurde:

    1906-07 wurde dieses Haus wiederum vom noch existierenden Haus von Hugo Sonnenthal ersetzt, eines der wenigen in der Friedrichstadt erhaltenen Häuser im Jugendstil. Von mir, 2008:

    Detailaufnahme aus BAW Juli 1909:

    Die Gedenktafel zu Ehren Hoffmanns befand sich früher immer an fast unleserlicher Stelle im 1. OG, jetzt ist sie unten angebracht.

    An der nächsten Ecke, der Jägerstraße befand sich einst das Französische Waisenhaus, hier auf einem Foto 1865 von F. A. Schwartz:

    Charlottenstr 55, Ecke Jägerstr, Französisches Waisenhaus, F. A. Schwartz, um 1874:

    Abriss des Hauses Charlottenstr 55, Ecke Jägerstr, um 1910:

    Blick von der Jägerstraße zum Gendarmenmarkt, F. A. Schwartz, 1865:

    Zur Abwechslung was aus neuerer Zeit von mir, 1994 aus dem Französischen Turm geknipst (Dia):

    Und weil wir schon mal dabei sind der anschließende Block von mir 2009:

    So sah es Herr Schwartz, als er 1865 das Bild vom Turm machte,

    Charlottenstr, zwischen Französischer Straße + Jägerstr, F. A. Schwartz, um 1895:

    Charlottenstr 50-51, erbaut 1885 von Ernst von Ihne & Stegmüller, 1885:

    Alles in Schutt und Asche um 1945:

    Blick aus dem Französischen Turm, hinunter auf die Kreuzung Charlotten- / Französische Straße, Foto von F. A. Schwartz, 1865:

    Wir überqueren im Geiste die Französische Straße und befinden uns vor einem der Gontardschen Häuser, dem Haus Charlottenstraße 49, in dem die Weinhandlung und Lokal Lutter & Wegner war. Foto von F. A. Schwartz, 1880:

    Französische Straße 46, Ausschnitt, F. A. Schwartz, um 1880

    Das kleine Nachbarhaus aus der Entstehungszeit der Friedrichstadt in der Französischen Straße musste einem Neubau weichen und auch das Haus Charlottenstraße 49 hat einige Änderungen am Dach erfahren müssen, die Schornsteine mussten verlängert werden, da die Öfen wohl wegen des benachbarten Neubaus nicht mehr so gut zogen. Foto 1910:

    Das Haus wurde dann auch noch aufgestockt und büßte damit einiges seiner Eleganz ein, die ihm Gontard 1780 gegeben hatte. Foto 1939:

    Nochmals ein Blick von Nordosten auf die Charlottenstraße 49 um 1897:

    Der säulenbestandene Eingang ins Haus, 1936:

    Abgang in den Weinkeller, um 1930:

    Blick in einen Teil des urigen Lokals, 1936:

    Ein guter Stammgast war E. T. A. Hoffmann, der hier gern mit dem Schauspieler Ludwig Devrient pichelte, Bild von Hermann Kramer 1843:

    Kriegsschäden, 1945:


    Aber der Laden lief noch eine Weile weiter:

    So sah es 1994 aus, von mir, von Dia gescannt:

    Euch allen ein Frohes und Besinnliches Weihnachtsfest und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr 2014

    Einmal editiert, zuletzt von Spreetunnel (26. Dezember 2013 um 17:15) aus folgendem Grund: Ergänzungen

  • Zum Abschnitt Mohrenstraße #218 noch zwei Bilder.

    Das erste Foto zeigt die Mohrenstraße während des U-Bahnbaus am 26. Juli 1907, gut zu erkennen die Fassaden der Mohrenstraße. Der Blick geht nach Osten. An der Ecke der Markgrafenstraße wurde gerade das Gebäude der Viktoriaversicherung abgetragen. Ganz links sieht man eine kleine Ecke vom südlichen Giebel des Deutschen Turms.

    Die Kreuzung mit dem um 1895 erbauten Hotel de France und dem Café Schiller auch am 26. 7. 1907:

    Wenn ich mal wieder Zeit habe werde ich die Mohrenstraße etwas ausführlicher vorstellen.

  • Beim Stöbern nach Bildern aus dem alten (und leider vielfach untergegangenen) Berlin bin ich auf dieses Forum gestoßen und sehr viele der hier gezeigten Fotos kannte ich bisher noch nicht. Außerdem konnte ich feststellen, daß sich meine Meinung sehr mit der hier vertretenen Ansichten deckt, daher fühle ich mich hier unter Gleichgesinnten.

    Da ich in den ersten 12 Jahre meines Lebens, also bis 1971 im Umfeld der Oberbaumbrücke in der Falckensteinstraße und Umgebung aufgewachsen bin, dachte ich mir, es wäre nicht unpassend mich hier nach dieser schönen Brücke zu benennen, die auch eine wichtige Rolle in meiner Familiengeschichte spielte.

    Ich freue mich auf einen regen Meinungsaustausch und steuere mal ein Bild der leider nicht mehr existierenden Brommybrücke, die der Oberbaumbrücke benachbart war, bei. Dieses Bild habe ich gerade im Netz entdeckt und ich hoffe, damit einen gelungenen Einstand geliefert zu haben. :zwinkern:


    Mit besten Grüßen aus Berlin-Steglitz

    Frank