Berlin in alten Fotografien

  • Der erschütternde Vergleich dessen, was Architektur mal war und heute geworden ist, zeigt sich an diesem Berliner Gebäude und seinen direkten Nachbarn:

    http://www.bilderbuch-berlin.net/bilder/berlin_…78x1304xin.jpeg


    Das ist so absolut grausam, das hübsche Gebäude wird regelrecht von der häßlichen Architektur seiner Nachbarn in den Schatten gestellt - dominieren tut hier die Häßlichkeit der Nachbarn :thumbdown:

  • Die Kaiserpassage war eines der besonderen Gebäude an der Behrenstraße, daher heute nur Bilder dieses frühen Einkaufs- und Vergnügungstempels. Ähnliche Passagen gab es schon in Paris und Mailand und ist sicher davon inspiriert worden. Die Archtekten waren Walter Kyllmann und Adolf Heyden.

    1869 begann für das Büro Kyllmann und Heyden eines ihrer größten Projekte, die Planung und Errichtung der Kaisergalerie in Berlin, die am 22. März 1873, dem Geburtstag des Kaisers, eröffnet wurde. Am 19. März war schon die offizielle Einweihung in Beisein Kaiser Wilhelms I. und seiner Gattin Auguste, sowie einiger Prinzessinen und Prinzen.

    Der Weg durch das Gebäude war auch als Abkürzung gedacht, denn an der Ecke Unter den Linden, Friedrichstraße gab es das Café Kranzler mit einer von den Polizeibehörden wenig gelittenen Terrasse, so dass der Fußgängerverkehr etwas eingeschränkt war. Kaiser Wilhelm aber hatte verfügt, dass diese Terrasse nicht weichen sollte. So konnte man die Ecke abkürzen und benutzte die Passage.

    Im Erdgeschoss des dreistöckigen Gebäudes waren Läden und am achteckigen Kuppelraum ein Café untergebracht. Das Zwischengeschoss war Büroräumen vorbehalten, während sich im Obergeschoss reich ausgestattete Säle befanden, die zu einem Teil zu den aufwendig eingerichteten Restaurants gehörten, teils auch für Festlichkeiten und Konzerte dienten.

    Frühes Bild von Ludwig Robock:

    Die markante Ecke Friedrichstraße 164, Ecke Behrenstraße, Foto: Waldemar Titzenthaler, 1909. Man erkennt sehr schön rechts den Türmchenbau vom Haus Behrenstraße 49, Friedrichstraße 82a und links die noch existierenden Gebäude Friedrichstraße 165-168:

    Das nächste Bild zeigt besonders schön die Fassade zur Behrenstraße. Die Fronten sowie die Innenarchitektur der Galerie ist teilweise in Sandstein, vorwiegend aber in reichen Terrakotten aus der Fabrik von Ernst March Söhne - Charlottenburg ausgeführt.

    An den Bildhauerarbeiten für die überaus reiche, in französischer Renaissance gehaltene Dekoration des Innern, das ganz in gelben Terrakotten und gleichfarbigem Sandstein ausgeführt ist, haben sich die Bildhauer Afinger, Encke, Hundrieser, Pohl und Wittig beteiligt:

    Man sieht die Reklame für Castans Panoptikum, das erst hier seine Austellung zeigte, dann aber 1888 in die Friedrichstraße 165, ins Pschorrhaus zog. Es gab danach hier bis 1923 das Passage-Panoptikum:

    Blick durch die Passage

    Details de Passage:

    Leider wurde die Passage nicht so angenommen, wie von der Passagegesellschaft gedacht und besonders in den 20er-Jahren dümpelte das Unternehmen vor sich hin, so dass man sich entschloss das ganze zu modernisieren. Der Architekt Alfred Grenander veränderte die Passage um 1930/31. Hierzu einige Bilder:

    Nach den Zerstörungen durch den II. Weltkrieg lag auch die Kaiserpassage in Trümmern, nur an der Ecke und zur Behrenstraße war noch etwas übrig geblieben.Die letzten Reste wurden 1957 abgeräumt, die Friedrichstraße wurde verbreitert, um sie der Breite der Häuser in der Friedrichstadt anzupassen, da bis dahin noch die alten Fluchten der Dorotheenstadt bis zur Behrenstraße galten.

    Später wurde hier das Grand Hotel gebaut. Zitat aus Wikipedia:

    "Das ursprüngliche Interhotel Grand Hotel Berlin wurde als repräsentativer Bau im klassizistischen Stil konzipiert und von der Kajima Corporation unter Leitung von Erhardt Gißke projektiert. Der Bau soll umgerechnet rund 200 Millionen Mark gekostet haben. Das Hotel sollte den höchsten Standards entsprechen und wurde sehr hochwertig ausgeführt. Es wurde am 1. August 1987 vom damaligen Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker eingeweiht."

  • Auch wenn das Hotel bei weitem nicht an die alte Passage heranreicht, so ist es architektonisch doch deutlich besser als das meiste, was in den letzten Jahren in Berlin gebaut wurde.

    In dubio pro reko

  • Auch wenn das Hotel bei weitem nicht an die alte Passage heranreicht, so ist es architektonisch doch deutlich besser als das meiste, was in den letzten Jahren in Berlin gebaut wurde.


    Das ehemalige Grandhotel wurde 1987 von Staats- und Parteichef Honecker eingeweiht, und war das einzige 5 Sterne- Hotel in Berlin (Ost). Der Bau des Gebäudes kostete wohl etwa 200 Mio. DM. Hier ein Artikel des Spiegels: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13524118.html .

    Moderationshinweis (Weingeist): Rechtschreibfehler korrigiert. Es wird gebeten, vor dem Absenden eines neuen Beitrags diesen künftig auf Rechtschreibung zu überprüfen.

  • Heute gibt es den Teil bis zur Kleinen Mauerstraße, einem Durchgang, der den großen Abschnitt zwischen Friedrichstraße und Wilhelmstraße etwas abkürzen sollte. Die heutige Glinkastraße mit Durchbruch zu den "Linden" gab es vor dem Krieg nicht. Der heutige Glinkastraße von der Behrenstraße bis zur Mohrenstraße hieß bis 1951 Kanonierstraße.

    Direkt neben der Kaiserpassage gab es das "Palais Madame" oder auch "Palais de Danse". Auch als "Pavillon Maskotte" bekannnt. Leider fehlt mir dazu ein Foto, habe nur einige Innenaufnahmen, Postkarten und Reklamen. Vielleicht war jemand anderes aus dem Forum fündig.

    Die Adresse war Behrenstraße 52-54:

    Es folgt nun der prächtige Bau des ehemaligen Metropol-Theaters, 1892 erbaut von den Wiener Architekten Helmer und Fellner als Revuetheater mit angeschlossenem Hotel Unter den Linden, ein Edelpuff ersten Ranges. Später wurden hier viele Operetten uraufgeführt.

    Auf den Fotos kann man sehr gut auch das Gebäude Behrenstraße 52-54 erkennen:

    Der prächtige Mittelrisalit:

    Der Eingang ins Etablissement:

    Der II. Weltkrieg ließ nicht viel vom aufwendig gestalteten Vorderhaus stehen, aber das Theater blieb ziemlich unversehrt:

    Die erste Fassade des 1947 wieder hergerichteten Theaters, nun als Komische Oper:

    War der Führung der DDR wohl später zu bürgerlich, die Komische Oper bekam dann um 1966 einige Funktionsräume und eine neue Fassade:

    Es geht weiter mit Behrenstr 61, ein sehr schöner frühklassizistischer Bau, könnte von Carl von Gontard oder Carl Gotthard Langhans stammen, Foto von Friedrich Ferdinand Albert Schwartz, um 1885:

    Der Nachfolgebau, Behrenstr 60-61, Versicherungsgesellschaft Friedrich Wilhelm, vom Architektenbüro Cremer & Wolffenstein, aus BAW März, 1919:

    Behrenstr 62-63, Bankhaus Bleichröder, leider in etwas verwischter Fassung, nur der Vollständigkeit halber:

    Behrenstr 64-65, Hotel Windsor, Mit Durchgang Kleine Mauerstraße:

    Das ehemalige Hotel Windsor 1945. Hier entstand dann die Sowjetische Botschaft, die über das Grundstück der alten Russischen Botschaft hinaus fast den halben Block einnahm bzw. heute als Russische Botschaft einnimmt:

  • Nun der letzte Abschnitt der Behrenstraße (Nordseite) bis zur Wilhelmstraße.

    Behrenstr 66, Militärkabinett, erbaut 1792-93, von Conrad Wilhelm Titel, Foto von 1942:

    Der Mittelrisalit:

    Das sogenannte Moltkezimmer im Militärkabinett, Foto 1932:

    Behrenstr 66, Militärkabinett, erbaut 1792-93, Foto 1946-47:

    Behrenstr 68, Palais Solms-Baruth, von Friedrich Gilly, Foto 1904,

    Behrenstr 68, Palais Solms-Baruth, von Friedrich Gilly, Foto 1908,

    Behrenstr 68, Palais Solms-Baruth, Mittelrisalit, von Friedrich Gilly, Foto 1904,

    Behrenstraße 68 und 68, Foto kurz vor dem Abriss um 1904:

    Nach Abriss des Palais und eines Nachbargebäudes entstand hier die Nationalbank für Deutschland, die selbst später durch Anbau und Aufstockung verändert wurde:

    Behrenstr 68-69, Nationalbank für Deutschland, Alfred Messel, 1920,

    Blick in die Eingangshalle, 1906:

    Der Kassenraum, 1906:

    Behrenstraße 68-70, nun genutzt als Reichsluftfahrtsministerium, Foto 1933:

    Das Gebäude um 1960:

    Behrenstr 72, Ecke Wilhelmstraße 68, Kultusministerium, Foto um 1890:

    Wilhelmstr 68, Ministerium der Geistlichen Angelegenheiten, von Paul Kieschke, aus BAW Juli, 1907:

    Wilhelmstr 68, jetzt genutzt als DDR-Volksbildungsministerium, Foto 1951:

    So! Das war es mit der Behrenstraße. Würde mich sehr über ergänzende Fotos freuen um meinen Bestand aufzustocken. :-)))

  • Spreetunnel: mein besonderer Dank für die ausgezeichnete Vorstellung der Behrenstraße. Ich finde es sehr gut, dass du den Aufwand nicht gescheut hast, nicht bloß alte Bilder hochzuladen, sondern systematisch und thematisch zusammenzufassen und zu erläutern. Sehr interessant.

    Besonders das traurige Schicksal der Kaisergalerie war mir im Detail nicht bekannt und zeigt wieder einmal exemplarisch, dass der Verfall des architektonischen Geschmacks nicht erst mit der NS-Zeit oder gar erst nach dem 2. Weltkriege eingesetzt hat. Hoch lebe der Historismus! ;)

  • Würde mich sehr über ergänzende Fotos freuen um meinen Bestand aufzustocken.


    Zumindest eine bessere Version deines Bildes des Metropol-Theaters (vormals Theater Unter den Linden), Behrenstraße 55-57.

    Ein separates Bild des Mittelrisalits hatte ich ja schon früher in diesem Strang bereits gezeigt.

    Die linke Seite (N°57) des Baus ist in dieser Nachkriegsaufnahme von 1950 zu sehen.

    Die zu sehende, 1919 angebrachte Gedenkplatte weist darauf hin, dass sich an dieser Stelle dereinst das Wohnhaus des königlichen Hofkapellmeisters Otto Nicolai befand.

    Vom 'Palais de danse' habe ich leider ooch noch nie 'ne Außenansicht gesehen. sad:)
    EDIT: In diesem Bild aus dem Jahr 1943 ist der Bau zu sehen:

    Pressefoto der Komischen Oper Berlin

    Zumindest eine Aufnahme des Orchesters dieses Etablissements ist hier anzuhören:
    http://www.youtube.com/watch?v=JU1BLEIyT_Q

    Siehe übrigens auch hier für weitere Informationen zum Metropol-Theater und zum Palais de danse/Mascotte:
    http://www.kultur-fibel.de/Kultur%20Fibel…100%20Jahre.htm

    http://www.berlinintensiv.de/objekte/2560.html?offset=3

    Zitat

    Unter den Gebrüdern Ronacher gab es im Metropolpalast auch ein Palais de Danse mit einer üppigen Ausstattung im Rokokostil und ein Paar Stufen tiefer den Pavillon Mascotte sowie ein Moulin Rouge. Sie wollten ein einzigartiges Amüsierzentrum errichten - aber sie scheiterten

    Dieser Hinweis, deutet wohl darauf hin, dass auch das Haus N°53-54 wohl zum Metropol-Theater-Komplex zählte, denn im Hauptbau N°55-57 wäre doch wohl kein Platz für all das gewesen?

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Im Adressbuch (einzusehen über die Zentral- und Landesbibliothek Berlin, http://www.zlb.de) von 1925 ist im Haus 53-54 eine Braune's GmbH Metropol Kabarett und Varieté aufgeführt, dort waren auch die vorgenannten Etablissements untergebracht. Beim Haus 55-57 dagegen ist das Metropol nur Mieter und sowohl Hotel Unter den Linden als auch das Gebäude mit dem Metropol-Theater gehört einer Dorotheenstädtischen Baugesellschaft. Man kann sicher alle Jahrgänge der Adressbücher durchsehen, wird aber sicher immer auf wechselnde Eigentümer stossen.

    Ich bin mir sicher, dass wir eines Tages auf ein Bild der Fassade stossen werden, nur Geduld!

  • Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr zurück holen, aber die Erinnerung bleibt.

    Hier der Bereich der Französischen Straße 48 mit Borchardt um 1900

    Auch diese Häuser verdrängten ältere Gebäude, zum Teil noch aus der Gründungszeit der Friedrichstadt stammten. Direkt rechts an der Ecke das Gebäude mit den Säulen, in dem die Weinhandlung Lutter & Wegener war, jetzt als Replik an de Ecke Charlottenstraße / Taubenstraße.

    Vom Französischen Turm gesehen: Charlottenstr Ecke Französische Str, Foto von Friedrich Ferdinand Albert Schwartz, 1865:

    Und vom selben Fotografen 1895 die Häusezeile an der Charlottenstraße zwischen Französischer und Jägerstraße:

  • Die Gründerzeit mag Manches, auch bauhistorisch Wertvolleres, überformt haben, aber auch an diesem Beispiel zeigt sich, daß die Neubauten meist noch größer, prächtiger und weltstädtischer waren als ihre eher bescheidenen Vorgänger. Daher sehe ich diese Zeit baulicher Expansion oft (aber nicht immer) als Bereicherung an. Der Straßenabschnitt mit dem Borchardt gefällt mir nach dem gründerzeitlichen Umbau besser als im älteren Zustand.

    In dubio pro reko

    Einmal editiert, zuletzt von reklov2708 (11. Dezember 2013 um 11:46)

  • Ja Volker, da stimme ich Dir absolut zu. Ich war selbst einmal in einem etwa 300 Jahre alten Wohnhaus zugegen, es war doch arg schlicht gehalten und die Deckenhöhe betrug wohl etwa 2,30m. Erst mit der Gründerzeit kam die Großzügigkeit der Wohnbebauung auf, mit Stuck und hohen Räumen nicht unter 3 m Deckenhöhe. Die heutige vorgeschriebene Mindestdeckenhöhe von 2,50 in den Neubauten empfinde ich als erdrückend.
    Nun kann man sicherlich argumentieren, daß die gründerzeitlichen Deckenhöhen ab 3 m enorme Heizkosten verursachen, nun ging man allerdings in der Gründerzeit nicht davon aus, daß die Zimmertemperatur 21° betragen müsse. 18°, welche durch einen Kohleofen erreicht werden, erscheinen seltsamerweise wärmer und angenehmer als 21° durch eine Zentralheizung verursacht.
    Ich sehe die Gründerzeit schon als Hochburg der Baukunst - Schönheit für alle :daumenoben:

  • Schließe mich im Wesentlichen den Vorschreibern an. Gerade die erste Friedrichstadtbebauung war mit ihrer zumeist schlichten und kleinstädtisch-3-stöckigen Bebauung den Anforderungen an die Innenstadt einer Millionenstadt nicht mehr gewachsen. Daher finde ich, dass zumindest für die Friedrichstadt die rasche gründerzeitliche Überbauung überwiegend einen Fortschritt darstellte, v. a. auch optisch...

    ...was in der Übergangszeit allerdings auch zu solch bizarr anmutenden Straßenbildern führte:

    Wir sehen die Französische Straße entlang nach Osten; das neu erbaute Haus (N°27) steht an der Ecke Markgrafenstraße N°41/Gendarmenmarkt.
    Bild von F. A. Schwarz aus dem Jahr 1908.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich finde gründerzeitliche Architektur auch toll, aber z.B. finde ich die heutige Bebauung im "DDR-Barock" (Sofitel am Gendarmenmarkt) der Charlottenstr. zwischen Jäger- und Französischer Str. passender zum Gendarmenmarkt als die gründerzeitliche Bebauung. Noch passender und schöner war natürlich das elegante Palais, dass auf dem Foto von F. A. Schwartz zu sehen ist.

  • Gerade die erste Friedrichstadtbebauung war mit ihrer zumeist schlichten und kleinstädtisch-3-stöckigen Bebauung den Anforderungen an die Innenstadt einer Millionenstadt nicht mehr gewachsen. Daher finde ich, dass zumindest für die Friedrichstadt die rasche gründerzeitliche Überbauung überwiegend einen Fortschritt darstellte, v. a. auch optisch...

    Der industrielle Fortschritt in Berlin war ja auch verbunden mit einem zunehmenden Wohnraumproblem, was natürlich auch die Erbauung sogenannter Mietskasernen unumgänglich machte, hier mal ein Foto einer solchen aus dem Stadbezirk Prenzlauer Berg ( es dürfte wohl in der Zwischenzeit abgerissen worden sein :( http://www.opgenoorth-art.de/page4/files/page4-1015-full.jpg (Quelle: http://www.opgenoorth-art.de/page4/page4.html )
    Nun ja, die Vorderhäuser erstrahlten in ihrer wunderschönen Gründerzeitfassade, die Seitenflügel und Hinterhäuser waren etwas schlichter gehalten und auch nicht mehr so komfortabel - es waren jedoch keine "Arbeiterschließfächer" wie man sie zu Plattenbauzeiten kennt.
    Im Berliner Stadtbezirk Wedding war ich einmal zu Besuch in einem solchem Hinterhaus - gut, die Toilette war eine halbe Treppe höher, ein Bad gab es dort auch nicht, der Wohnraum jedoch war großzügig gestaltet mit gestuckter Decke (auch wenn dies eine recht karge Ausführung des Stuckes war).
    Wenn man bedenkt, daß dies Wohnungen für Arbeiter waren, so sehe ich doch, daß man auch Geringverdienern für die damalige Zeit einen gewissen Luxus und Großzügigkeit zukommen gelassen hat.
    Für die Menschen, welche in den Seitenflügeln und Hinterhäusern wohnten, gab es übrigens städtische Badehäuser wo sie sich duschen und auch baden konnten - vielleicht hat ja jemand hier ein Foto eines solchen Badehauses?

    Moderationshinweis (Palantir): Die Antwort auf die letzte Frage und weitere dazugehörige Beiträge nunmehr hier:
    Schöner Schwimmen

  • Hier nur zur Ergänzung des Fotos Markgrafenstraße Ecke Französische Straße:

    Das Foto ist von angeblich 1931 und zeigt das so genannte Boumannsche Haus, Markgrafenstraße 40, links erkennt man, dass der prächtige Gründerzeitbau Nr. 41 damals bereits entstuckt war. Wahrscheinlich ist das Foto etwas später gemacht, denn in der Nazizeit war es ein erklärtes Ziel, den Gendarmenmarkt schmucklos "herzurichten". Die Häuser mit grauen Platten "glatt zu bügeln". Bin mir aber nicht sicher.

    nach 1945:

  • Hier nur zur Ergänzung des Fotos Markgrafenstraße Ecke Französische Straße:

    Das Foto ist von angeblich 1931

    Das ist schon durchaus möglich, in den 20iger Jahren begann ja schon der Trend der "neuen Sachlichkeit", man empfand Stuck als kitschig. Ich kann mich entsinnen an ein Gründerzeitgebäude wo im ersten Stock der Stuck abgeschlagen war - das war allerdings kein Nachkriegsfrevel, sondern die ehemaligen Mieter ließen wohl zum Ende der 20iger Jahre den Stuck entfernen - für die heutige Zeit glücklicherweise unvorstellbar daß ein Mieter eigenmächtig den Stuck wegschlagen läßt.

  • Nochmals zur Kreuzung Markgrafenstraße / Französische Straße mit einem Foto von 1880 (F. A. Schwartz). Das Boumannsche Haus Nr. 40 dominiert noch die Häuserzeile, ehe um 1883 das große Haus Nr. 41 von Ludwig Heim, welches von Palatir oben gepostet wurde, errichtet wurde.

    Zum Schluss noch der Blick bis zur Behrenstraße, wo man das Gebäude gut erkennen kann, das unter #178 zu finden ist

    Einmal editiert, zuletzt von Spreetunnel (11. Dezember 2013 um 15:25) aus folgendem Grund: Ergänzung