Wiesbaden - Wettbewerb Stadtmuseum, Festival der Modernisten

  • Glücklicherweise ist der Bauplatz nicht direkt im Zentrum der Stadt.

    Äh, "Neußer" (wieder in deutscher Schreibweise? :zwinkern: ), warst Du schon mal in Wiesbaden? Der Bauplatz liegt an der Wilhelmstraße. Das ist die zentrale Prachtmeile der Stadt.

  • Ja, ich war mal in Wiesbaden. Das ist aber einige Jahre her. Ich habe mich mit Hilfe der "Bing" Vogelperspektive orientiert. Das richtige Zentrum, mit Marktplatz und Landtag, liegt weiter in nordwestlicher Richtung. Gut, das Neubaugebiet ist zwischen dem Staatstheater und dem Museum Wiesbaden. Schön ist das nicht. Meiner Meinung nach aber zu verkraften. Immerhin ist diese Umgebung bereits durch einige andere Kästen verunstaltet. Da kann einer mehr nicht wirklich viel anrichten. Wenn die Bäume an der Straße nicht gefällt werden, dürfte der Bau in den Sommermonaten zu einem großen Teil verdeckt sein. Wie auf der Visualisierung zu sehen.

  • "Ein erlebbarer öffentlicher Raum“ Architekt Helmut Jahn im Interview

    Zitat

    In Wiesbaden gibt es eine wortstarke Bürgerschaft, die sich oft gegen zeitgenössische Architektur positioniert. Was halten Sie von den Forderungen nach einer historisierenden Architektur?

    "Diese Menschen sind nicht weltoffen genug. Sie haben Angst vor Fehlern, deshalb halten sie sich am Alten fest. Sie wollen nicht anerkennen, dass für die Gestaltung der Zukunft Kreativität gefragt ist. Eine historisierte Architektur kann nicht gut sein, weil sie keinen Wert mehr haben kann. Man muss akzeptieren, dass man hundert Jahre später anders baut."


    :gehtsnoch:

  • Dieser Mann hat gar nichts verstanden. Diese Menschen wollen sich nur einfach, durch zeitgenössische Formen, nicht das Stadtbild versauen lassen. Der Herr hält sich wohl selber für unheimlich kreativ. Also, wer mit solch einem plumpen Schuhkarton + Stahlträger-Vordach für ein Stadtmuseum um die Ecke kommt, gilt in meinen Augen nun wirklich nicht als gestalterisch begabt.

  • Ich glaube, wir wissen, was wir sind, was wir denken und was wir wollen, und vor allem wissen wir, wieso. Lachen wir lieber über die die Kleingeistigkeit Jahns - Spitzweg hätte ihm wohl unter allen gemalten Philistern eine besonders lange Nase verliehen - und stoßen uns nicht an solch dümmlichen Gebrabbel. Lieber unsere Zeit auf die Stärkung unserer eigenen Mauern verwenden - die der Helmut Jahns dieser Welt beginnen ohnehin schon von alleine, zu bröckeln und zu bröseln.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Gegenwind kommt auf: :lockerrot:

    Wiesbadener Stadtmuseum: Daumen runter für Jahn-Entwurf - Gestaltungsbeirat kritisiert Videowand

    Zitat

    Die Kritikpunkte des Gestaltungsbeirates bezogen sich auf gleich drei Aspekte des Entwurfes des Stararchitekten Helmut Jahn: Die auffällige LED-Videowand (Screen), die entweder in die Platanen an der Rue rage oder von diesen verdeckt werde, das ausgewählte Material, nämlich Metall (und Glas), das noch mal überdacht werden solle und die Raumaufteilung. Weinmiller: „Es ist noch nicht klar, wie das Gebäude mit Leben gefüllt werden soll.“

    Gerade das, was die OFB-Vertreter als „spannende Architektur“ priesen, wurde als zu beliebig empfunden.

    Damit haben die selbstgefälligen Projektentwickler OFB vermutlich nicht gerechnet - man dachte wohl, wenn "Helmut Jahn" (der "Stararchitekt") draufsteht, kann man der Stadt jede Glaskiste andrehen.

    Zitat

    OFB-Chef Rhiel verteidigte sich damit, dass man ja kein Architekt, sondern nur Projektentwickler sei. „Wir bieten der Stadt ein Museumsgebäude an“, so Rhiel, das diese sich aber auch leisten können müsse. Zuviel Arbeit für den Papierkorb solle also nicht sein. Steffen Duemler vom Architekturbüro Jahn sagte zur kritischen Nachfrage, warum man denn unbedingt einen Kontrapunkt zur umgebenden Architektur setzen wolle, das sei „die Architektursprache, die von der OFB ausgewählt“ worden sei.


    Und dann schieben die Beteiligten sich auch noch gegenseitig die Schuld in die Schuhe - das glaubt man ja nicht... :gehtsnoch:

  • Mich erinnert der Entwurf ein wenig an die Kunsthalle Darmstadt, 1956 errichtet, wenngleich diese wohl weit kleiner ist und ohne Videowand auskommt.

    Entwurf Wiesbaden:
    http://www.wiesbadener-kurier.de/lokales/wiesba…nd_14200003.htm

    Darmstadt:
    http://coopervane.com/weblog/dtdf3.jpg

    Stillstand der Moderne. Vielleicht sogar eine bessere Variante als allzu viel "innovativer" (und in die Hose gehender) Selbstdarstellungsdrang von Jungarchitekten.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (11. Juni 2014 um 05:45)

  • Stimmt, die Ähnlichkeit ist auffallend. Verwunderlich ist das aber nicht, dass ein so phantasieloser Kasten bereits seit längerem stehenden Gebäuden ähnelt.

  • Umstrittenes Objekt
    Aus für Stadtmuseum Wiesbaden
    In Wiesbaden wird nun doch kein Stadtmuseum gebaut. Das haben die regierenden Fraktionen im Wiesbadener Rathaus, CDU und SPD, am Dienstag beschlossen.
    http://www.hr-online.de/website/rubrik…cument_53869445

    Wiesbaden Stadtmuseum wird wohl nicht gebaut
    Das Wiesbadener Stadtmuseum steht vor dem Aus.
    „Es ist tot“, hieß es in Koalitionskreisen vor Sitzungen von CDU und SPD im Stadtparlament.
    http://www.faz.net/aktuell/rhein-…t-13323903.html

  • Der Jahn kopiert sich doch mit seinen ewig gleichen, sinn- und nutzlosen, "spektakulären" Auskragungen und Vordächern an seinen Entwürfen, nur noch selbst. Was in den 80er und 90er-Jahren noch neu und Alleinstellungsmerkmal war, entlockt mir heute nur noch ein Gähnen. Letztendlich sind das doch alles nur Krücken um die eher belanglose Architektur aufzupimpen. Ähnlich war die "Liniengestaltung" im Grafik-Design der 90er, wo dauernd irgendwelche Linien in allen Richtungen durchs Bild liefen und jede zweite Überschrift unterstrichen oder mit einem Kasten hinterlegt war.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Ja, dass der Jahn-Entwurf an der Wilhelmstraße nicht gebaut wird, ist erfreulich. Aber erbärmlich ist, dass die Koalition nun das ganze Projekt "Stadtmuseum" beerdigen will und den Bürgern daran die Schuld gibt. Dabei richtete sich das Bürgerbegehren gar nicht gegen die Idee der Einrichtung eines Stadtmuseums an sich, sondern gegen diese Art der Realisierung: Die Stadt hatte das Filet-Grundstück unter der Hand an einen Projektentwickler verkauft (natürlich ohne jegliche Bauverpflichtung, damit man den Verkauf nicht europaweit ausschreiben musste) und wollte dann für 1,75 Mio im Jahr einen Museumsneubau für 30 Jahre mieten. Dass es sich um einen fiesen Glas-Stahl-Kasten handelte, der auch beim Gestaltungsbeirat der Stadt durchgefallen war, war ein Nebenaspekt, aber es gab außer den Verantwortlichen wohl kaum jemanden in Wiesbaden, dem der Entwurf gefallen hätte.

    Dabei steht in zentraler Innenstadtlage noch immer das Alte Landgericht leer, ein zwar sanierungsbedürftiges, aber intaktes und repräsentatives Gebäude, das dem Land gehört und bei dem niemand weiß, wie man es nutzen könnte. Warum kam bzw. kommt niemand auf die Idee, hier das Stadtmuseum einzurichten? Die Stadt könnte ein Erbbaurecht bekommen, und das Land könnte sich finanziell zumindest beteiligen an Umbau- und Sanierungsarbeiten. Aber nun lässt man lieber das Stadtmuseum sterben und das Gerichtsgebäude vergammeln.

  • Aha:
    Kommt das Wiesbadener Stadtmuseum jetzt doch ins Alte Gericht?

    Zitat

    Die Wiesbadener bauen ihr Stadtmuseum im alten Gerichtsgebäude.“ Auf diese Botschaft einigten sich die 24 Anwesenden, die am Freitag auf Einladung des Fördervereins Stadtmuseum zusammengekommen waren.
    „Wir geben uns nicht mit der mut- und ratlosen Lage im Stadtparlament zufrieden“, so die einhellige Meinung in der Runde. „Wir fordern die Installation des Stadtmuseums in dem seit fünf Jahren leer stehenden, alten Gerichtsgebäude und erwarten, dass alle Kräfte jetzt darauf konzentriert werden.“

  • Zitat

    Ein für die Stadt hervorragender Schritt, im Gegensatz zum grausligen Neubau wird nun ein Denkmal wieder sinnvoll genutzt


    Naja, "wird" ist wohl etwas zu optimistisch - "würde" ist eher das richtige Wort.