Leipzig - Friedrich-Ebert-Straße 81, vulgo Märchenhaus

  • Richtig, das Eigentum an einem Gebäude hat für das Urheberrecht keine Bedeutung. Das fehlte noch, daß diese Leute das Gebäude aus purer Gleichgültigkeit oder aus Haß auf diese Stadt abreißen lassen und dann auch noch eine Rekonstruktion verhindern könnten.

    Aber - mal ehrlich: Kein Mensch hält eine Reko für auch nur ansatzweise denkbar. Selbst wenn, was bereits denkbar unwahrscheinlich wäre,sich jemand fände, der will und das Geld hat: Wer weiß, ob es noch Baupläne für dieses Haus gibt. Anhand von Fotos dürfte es extrem schwierig sein, eine so reich verzierte Fassade zu reproduzieren. Die Reste hat man ja extra möglichst gründlich vernichtet. Das Abbruchgelände wurde, wie hier im Forum zu lesen war, Tag und Nacht bewacht, damit niemand ein paar Skulpturen retten konnte, und Leuten, die das trotzdem versuchten, wurden gefundene Stücke wieder entrissen - Prinzip verbrannte Erde, völlig krank, aber Eigentum ist Eigentum. Wer Eigentümer eines Picassos, darf ihn auch vor den Augen anderer zerreißen und die Reste in den Kamin werfen... Vergiß es! Weg ist weg.

  • Zitat

    Aber - mal ehrlich: Kein Mensch hält eine Reko für auch nur ansatzweise denkbar.


    Ich auch nicht.

    Zitat

    Vergiß es! Weg ist weg.


    Nicht ganz. Es ist ein einleuchtendes Beispiel und man sollte daraus lernen.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    Richtig, das Eigentum an einem Gebäude hat für das Urheberrecht keine Bedeutung. Das fehlte noch, daß diese Leute das Gebäude aus purer Gleichgültigkeit oder aus Haß auf diese Stadt abreißen lassen und dann auch noch eine Rekonstruktion verhindern könnten.

    Aber - mal ehrlich: Kein Mensch hält eine Reko für auch nur ansatzweise denkbar. Selbst wenn, was bereits denkbar unwahrscheinlich wäre,sich jemand fände, der will und das Geld hat: Wer weiß, ob es noch Baupläne für dieses Haus gibt. Anhand von Fotos dürfte es extrem schwierig sein, eine so reich verzierte Fassade zu reproduzieren. Die Reste hat man ja extra möglichst gründlich vernichtet. Das Abbruchgelände wurde, wie hier im Forum zu lesen war, Tag und Nacht bewacht, damit niemand ein paar Skulpturen retten konnte, und Leuten, die das trotzdem versuchten, wurden gefundene Stücke wieder entrissen - Prinzip verbrannte Erde, völlig krank, aber Eigentum ist Eigentum. Wer Eigentümer eines Picassos, darf ihn auch vor den Augen anderer zerreißen und die Reste in den Kamin werfen... Vergiß es! Weg ist weg.

    Auch wenn's leicht offtopic ist: wenn man eine vernünftige Kamera verwendet, wie sie für professionelle Architekturaufnahmen zum Einsatz kommt (z. B. 8x10"-Film bzw. digitale Äquivalente, letztere kosten aber so um 40.000 €) ist eine photogrammetrische Auswertung bis in den Milimeter-Bereich problemlos möglich. Es ist halt die Frage, ob man solche Aufnahmen von dem Gebäude je gefertigt hat. Oft existieren aber Glasnegative um die Jahrhundertwende, die eine ähnliche Qualität aufweisen. Die Denkmalämter sind finanziell so ausgebrannt, die fahren ja teilweise mit dem Fahrrad und 'ner 50 €-Aldi-Digitalkamera herum. :?

  • @ alle

    im DAF wurde gerade an ein sehr interessantes und unglaublich trauriges Thema erinnert. Da ich wusste, dass es im APH dazu damals eine lange Debatte gab, dachte ich, hier wird es doch sicher noch was zum Thema geben. Aber auch hier sind alle Bilder leider verschwunden.

    Das Märchenhaus ist echt ein kolossaler Verlust. Habe mir einige Beiträge nochmal durchgelesen. Die Art, wie der Bau damals abgerissen wurde, ist noch heute ein echter Skandal. Ich gehe aber, wie schon im DAF gesagt wurde, davon aus, dass so etwas heute nicht mehr möglich wäre.

    Aber auch mir stellt sich die Frage, wie man dieses Gebäude zurück in die Köpfe der Menschen bringen kann. Ich weiß auch nicht, was es ist, aber ich fand den Bau unglaublich faszinierend. Gibt es bereits einen Ortsverein von Stadtbild Deutschland in Leipzig?

    Eine Reko ist aktuell zwar sehr unwahrscheinlich, aber wäre es nicht möglich zumindest Bilder zusammen zu tragen und den Bau in der Erinnerung wach zu halten. Vielleicht könnte Lars auch etwas auf der Facebook-Seite schreiben. Ich finde, der Bau hat es verdient, dass man ihn nicht vergisst. Auch bei wiki findet man kaum Bilder oder Infos. Vielleicht können einige Altmitglieder ja mal schauen, ob sie noch Bilder vom Bau vor und nach dem Abriss auf der Festplatte haben und ob man diese vielleicht auch bei wikipedia einbinden könnte.

    Zudem wäre interessant, ob nicht vielleicht doch das ein oder andere Teil gerettet wurde. Der Bauplatz ist laut google maps noch frei. Vielleicht ergibt sich ja in ferner Zukunft die Chance für eine Rekonstruktion und wenn nicht dort, dann vielleicht in einer der vielen Baulücken in Leipzig.

    Aber zunächst könnte man ja mal an den Bau erinnern und ihn aus dem Nirwana des Vergessens zurück in das Gedächtnis der Leute holen!

    APH - am Puls der Zeit

  • Es ist bemerkenswert und so unglaublich traurig. Jetzt ist dort seit 10 Jahren nix als Leere. Dafür musste man den Bau jetzt abreißen und könnte ihn nicht zumindest so lange stehen lassen bis man eine nachfolgende Planung hatte? Es ist zum Heulen.

    Und es ist echt seltsam dass man kaum noch Bilder findet. Als wäre jemand mit dem Radiergummi durchs Netz gezogen. Aber ich denke das APH schafft es das ein oder andere Bild wieder zu finden.

    APH - am Puls der Zeit

  • Die Situation, dass von einem prominenten Gebäude, das seit 10 Jahren nicht mehr steht, kaum mehr Bilder im Netz zu finden sind, ist schon befremdend. Auch mir geht es immer wieder so, dass man von Gebäuden auch der jüngeren Vergangenheit kaum Bilder findet.

    Und wenn es schon so viele Abgänge von Gebäuden gibt, dann sollte es doch keine Verschwendung sein, diese Gebäude rechtzeitig zu fotografieren und die Bilder im Netz verfügbar zu machen. Kostet doch bloß Speicherplatz und ein bisschen Arbeit. Es wäre schön, wenn die Bilder dann auch örtlich und zeitlich genau zugeordnet sind. Also Hausnummer festhalten, ggf. weitere Angaben, alternative Lagebeschreibung (wenn Hausnummer irgendwann später vielleicht nicht mehr auffindbar), Datum der Aufnahme etc.

    Und bitte speichert Eure Bilder, wenn sie längerfristig interessant sind, doch bitte irgendwo, wo sie dauerhaft oder jedenfalls langfristig verfügbar sind.

    Ich jedenfalls bin froh, eine größere Zahl von selbstgemachten Bildern zu besitzen, auf denen Gebäude abgebildet sind, die nicht mehr stehen.

  • Leider schreibt spacecowboy ja nicht mehr im APH, aber er hat sicher noch Bilder vom Märchenhaus. Vielleicht stellt er diese aufgrund der aufgekommenen Diskussion auch im DAF wieder ein und erlaubt auch die Nutzung für das APH und die Facebook-Seite.

    Ich erinner mich nach der Lektüre dieses Themas, wie sehr wir alle gehofft hatten, dass es nicht zum Abriss kommt. Bis heute kann ich die Entscheidung nicht verstehen, weil es ja keine Aufforderung der Stadt gab, diesen Bau abzureißen, im Gegenteil. Anders als bei anderen Beispielen in Leipzig war ja nichts auf die Straße gestürzt.

    Und die Lage direkt am Waldstraßenviertel wäre heute gold wert. Würde es heute noch stehen, es würde saniert und sehr teuer weiterverkauft. Was den damaligen Eigentümer zu diesem Schritt bewogen hat, mir ist es bis heute nicht erklärlich. Ob er darauf spekuliert hatte, dass in den damals noch deutlich schwierigeren Zeiten ein freies Grundstück besser zu verkaufen ist als wenn ein Denkmal drauf steht, wer weiß. Jedenfalls scheint seine Strategie nicht aufgegangen zu sein, sonst würde dort ja längst eine alternative Bebauung stehen.

    Wobei ich mich auch ganz dunkel daran erinnere, dass im Zuge der Olympiabewerbung Leipzigs auch eine Straßenverbreiterung im Gespräch war, der ja auch die Funkenburg zum Opfer fiel. Vielleicht hoffte der Eigentümer, das Grundstück teuer an die Stadt verkaufen zu können. Aber auch aus diesem Plan ist mit der gescheiterten Bewerbung nichts geworden.

    Es bleibt daher erst mal nur die Erninnerung und selbst diese ist aktuell schwierig, weil trotz sehr vieler Bilder, die damals gemacht wurden, heute nichts mehr online verfügbar ist. Da aber die Planungen für die Straßenverbreiterung aufgegeben und die noch verbliebenen Bauten in der Straße saniert wurden, besteht bei der Lage und bei der Boomsituation in Leipzig durchaus die Möglichkeit, dass dort in nicht allzuferner Zukunft gebaut wird.

    Daher sollte man vorbereitet sein und wenn sich die Chance ergibt, offensiv auf eine Rekonstruktion hinwirken.

    APH - am Puls der Zeit

  • Warum hat es damals so viel Hass gegen dieses einmalig detailliertes und schönes Haus gegeben??
    Was waren die Grunden damals?

    Eine Sanierung hätte die Strasse doch viel ansehliger gemacht dann ein Brachland?

    Warum wurde es nicht saniert?

    S/w Bild aus 1992 lässt doch noch ein reiches und intaktes Haus sehen? Das Dach sieht wenistens heil aus.

    Ich verstehe wirklich nicht warum 90% in L. saniert wird und 10% rücksichtslos abgebrochen.

    2.WK und Politik danach hat Deutschland von 70% seiner "reichsten" und meist grossartigen Bauten beräubt??

    Fast alle wirklich interessanten Bauten wurden nicht geheilt aber verstümmelt?

    Was steckt dahinten?

    Wie ist das den heute?? In Magdeburg wurde Sternstrasse 2 auch demoliert, obwohl schon 80% der Innenstadt verschwunden ist nach 1945. Auch die ganz wenigen Perlen werden nicht geschützt.

    Sternstrasse 2 wurde nicht rekonstruiert........obwohl ich dass für notwendig halte......sogar am Hasselbach Platz wurden Gründerzeitler für immer entfernt.....

  • Dafür musste man den Bau jetzt abreißen und könnte ihn nicht zumindest so lange stehen lassen bis man eine nachfolgende Planung hatte?

    Was den damaligen Eigentümer zu diesem Schritt bewogen hat, mir ist es bis heute nicht erklärlich.

    Meiner Erinnerung nach (Ihr mögt mich korrigieren, wenn ich verkehrt liege) waren die Eigentümer eine Erbengemeinschaft aus Übersee. Diese Leute haben das Haus vermutlich nie gesehen und hatten nie vor, es zu besuchen bzw. sich damit zu beschäftigen. Bestenfalls haben sie gedacht, dass man abreißt, um möglichem Ärger in der Zukunft aus dem Weg zu gehen. Am Ende wird noch ein Kind durch herabfallende Steine getroffen. Ansonsten denke ich, dass diese Leute an besagter Immobilie in Deutschland keinerlei Interesse hatten.

  • Doch es gab Interesse ein man aus Amerika der vor dem 2WK. dort lebte wollte das haus retten aber, er fand nicht die Mehrheit in der Erbengemeinschaft und es gab ein ewiges gezerrtere bis, die unseriöse abriss Firma das haus in einer, Nacht und nebel Akzion teils platt gemacht hat und dann komplett abbrach, da sie auf die abriss first klagte oder klagen wollte, gerettet wurde nicht ein Gebäude teil! Gab bei uns in der Stadt auch so einen Fall,nur das es ein neo barocker Villenbau wahr, mit genau dem selben Ergebnis wobei dort heut wieder eine kleine Lagerhalle steht.Deswegen interessierte mich der Fall so und ich weis das noch.

  • Eine Reko ist aktuell zwar sehr unwahrscheinlich

    Es passiert gerade und in den nächsten Jahren recht viel an der Friedrich-Ebert-Straße. So ist eine Rekonstruktion 1999 abgerissenen Henriette-Goldschmidt-Hauses geplant http://www.juden-in-sachsen.de/files/ghaus02.jpg. (Beunruhigenderweise gibt es Visualisierungen, die mehr wie eine postmoderne Parodie wirken und nicht mehr viel mit dem alten Haus zu tun haben, aber dem stehen Aussagen gegenüber die Fassade werde originalgetreu rekonstruiert)
    Auch ensteht in der FES bald ein recht ansehnlicher neoklassizistisches Haus
    http://fs5.directupload.net/images/160928/az4247sv.jpg
    Einige weitere leere Blöcke werden mit recht langeweiliger Blockrandbebauung befüllt.
    Es bleibt also noch zu hoffen ob nicht eines Tages wieder das Märchenhaus wiederkommt, zumindest die Fassade, es wäre nicht das erste Gebäude, das nach einem Abriss wieder die alte Fassade bekommt (zuletzt am Dittrichring) aber es wäre wohl die bis dahin aufwendigste Fassadenrekonstruktion.

    2 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (25. Juni 2017 um 11:01)

  • @ Karou

    das ist ja erst mal positiv. Aber ich finde beim Märchenhaus müsste dann auch die Stadt eingreifen bzw. hätte eingreifen müssen.

    1. Hätte die Stadt damals den Abriss verhindern müssen. Ich bin mir sicher, dass es da Möglichkeiten gegeben hätte. Das Denkmalamt hat in besonderen Fällen auch weitreichendere Kompetenzen. Zudem hätte man die Abrissgenehmiung verweigern können. Ist leider nicht geschehen.

    2. Hätte die Stadt dann, wenn es zum Abriss kommt, Auflagen erlassen können. So hätte sie den Bauherrn oder das Landesdenkmalamt auffordern können, wesentliche Schmuckelemente vor dem Abriss auszubauen und einzulagern. Wurde leider auch unterlassen. Zum Glück würde die Fassade von der Stadt wenigstens dokumentiert. Aber es wäre so leicht gewesen, in zwei oder drei Tagen zumindest die figurlichen Darstellungen der Fassade auszubauen oder zumindest nach dem Abriss einzusammeln.

    3. Und das betrifft heute, kann die Stadt die Rekonstruktion der Fassade zur Auflage für eine Baugenehmigung machen oder zumindest alles dafür bereit halten, dass es dazu kommen kann. Ich habe meine Zweifel, ob die Stadt hier ihre Hausaufgaben erledigt hat.

    Daher wird es wie fast immer an der Öffentlichkeit und damit auch an Stadtbild liegen, hier rechtzeitig einzugreifen. Daher wäre es, gerade weil du es ja ansprichst, sinnvoll, erstens an den Bau zu erinnern und zweitens Fotos und Wissen zum Bau in der Hand zu haben, falls morgen ein Investor ankündigt, dort bauen zu wollen. Denn man kann leider auch in Leipzig nicht immer darauf hoffen, dass es schon gut gehen wird.

    APH - am Puls der Zeit

  • das ist ja erst mal positiv. Aber ich finde beim Märchenhaus müsste dann auch die Stadt eingreifen bzw. hätte eingreifen müssen.

    1. Hätte die Stadt damals den Abriss verhindern müssen. Ich bin mir sicher, dass es da Möglichkeiten gegeben hätte.


    Natürlich gibt es immer Möglichkeiten. Aber Du unterschätzt völlig die Mentalität in der Bundesrepublik. Berücksichtige bitte die religiöse Herkunft der einstigen Eigentümerfamilie. Höchstwahrscheinlich (meine Spekulation) dürften die Nachfahren Mitglieder der selben Glaubensgemeinschaft sein. (Wenn ich falsch liege, bitte korrigieren) Welcher Amtsleiter möchte denn dieses Fass aufmachen, sich gegen die Nachfahren ehemaliger Emigranten zu stellen und diesen Vorschriften zu machen? Am Ende hagelt es böse Briefe gegen ihn aus Übersee, für die er sich rechtfertigen muss, oder das "unsensible Vorgehen" wird sogar noch von der Presse aufgegriffen. Da werden also beide Augen zugedrückt. Ich habe das auch in anderen Bereichen schon erlebt. Wer möchte denn dieses Faß aufmachen? Nun kann man die mangelnde Rechtsgleichheit oder Behördenwillkür beklagen, aber diese existiert doch auch in vielen anderen Bereichen. Rechts wird anders als links vor Gericht verurteilt. Das Ordnungsamt ist mit Strafzetteln bei der kleinen Familienfeier rasch vor Ort, bei der abendlichen Ramadan-Großveranstaltung lässt es sich nicht blicken. Niemand riskiert seinen Kopf für die Rechtsgleichheit, die auf dem Papier steht... :zwinkern:

    Dies noch einmal zur Verdeutlichung der Geschichte des Hauses:

    spacecowboy könnte dir die geschichte der friedrich-ebert-str. 81 sicher wort- und tränenreicher erklären, aber im kern ist es in etwa so: die familie fein hat das gebäude 1929 erworben, als juden mussten sie später emigrieren. heute gehört es der erbengemeinschaft, die in amerika lebt. wie so oft bei erbengemeinsachaften ist es schwierig, untereinander auf einen nenner zu kommen: einerseits wurde schon mal ein abrissantrag gestellt, andererseits möchte besonders ein älterer herr dieser familie das haus gern er- und behalten. was wir jetzt erleben, sind also nicht auswirkungen einer gestörten familie, sondern eher die spätfolgen einer gestörten deutschen geschichte.

  • Da sich doch viele mit demThema befaßt haben, wollte ich mich arbeitsteilig eigentlichzurückhalten. Doch die aktuelle Diskussion erfordert einigeerläuternde Worte dazu. Das Wichtigste daher zuerst.
    In Leipzig haben wir es -wie in den Medien über Jahre stückweise berichtet wurde - mitlangjähriger Immobilienkriminalität u.a. in der Leipziger Stadtverwaltungzu tun. Auch wenn es nicht einmal die Spitze der Eisberges ist, kann schon erahnen, wennder Bundesgerichtshof sich damit befassen muß, daß es um weithöhere Beträge und um mehr Grundstücke geht.

    http://www.mdr.de/sachsen/leipzi…ericht-100.html

    Es wäre bestimmt einverdienstvolles, allerdings lebensgefährliches Master-Thema, wie wer nach 1989 zuwelchen Immobilien gekommen ist.

    Wenn man sich die Bilderder damals neuen Leipziger Stasi-Zentrale, die diversen SED- oderBlockparteien-Zentralen oder die wasserköpfigen Apparate der "Karl-Marx-Universität"Leipzig anschaut, stellt sich die Frage: Wohin sind all diePerspektivkader gegangen? Denn nicht alle sahen ein,daß sie etwas falsch gemacht hatten, sondern versuchten nun imGegenteil auf feindlich erlernten Imperialismus "zu machen".

    In den frühen 1990erJahren war praktisch die Hochblüte mit (weiter ungeklärten) Todesfällen. Wenn mannicht die richtige Sicherheitsfirma beauftragt hatte, brannte es eben mal oderdie Computer wurden zerhackt. Vieles kam nie in die Presse.

    Die Situation heute hatsich weitgehend verändert. Aber zur Erklärung muß man sagen, daß es damalsdurchaus so sein konnte, daß Immobilienhaie und Abrißfirmen Geld (Aufträge) brauchten. Und wenn esnicht sofort klappte, konnte ggf. z.B. "warm" nachgelegt werden, egal umwelche städtebauliche Qualität es sich handelte. Es ist also nicht nur ein Leipziger, sondern eben ein "ostdeutsches Problem", wo bolschewistische SED-Kader zuschlugen. WelcherKriminelle in der Leipziger Stadtverwaltung am Verkauf und der Vernichtung desHenriette-Goldschmidt-Hauses verdient hat, ist bis heute nicht bekannt. EinWiederaufbau im korrekten Sinne kann es nicht geben, weil die von Tiefensee, Jung &Co. gewünschte sinnlose Straßenverbreiterung überhaupt ein innerstädtischesFlair nicht mehr zuläßt. Dazu ggf. mehr im Thema Elsterviertel.

    D.h. gerade über denintransparenten Tiefbau war es möglich, Unsummen an Steuergeldern zurVerschlimmbesserung der Stadt zu ergattern.

    Nun bleibt erst einmal zuhoffen, daß in Richtung Waldplatz Tiefensees Wahnvorstellungen nicht inErfüllung gehen, sondern korrekte städtebauliche Strukturen wieder eine Chance haben,weshalb ich dies hier dokumentiere (um wieder auf einen konstruktivenZweig zu kommen).

    Fangen wir mit derjetzigen Situation in Richtung Waldplatz an.

    Vergleichsfotos alle 25.Juni 2017

    Zur Kaiserzeit bestauntendie Bürger hier noch die Kavallerie ...

    Anlaß und Zeit desAusschnittes von einem Pappfoto nicht bekannt.

    Jedenfalls entstehen amWaldplatz bis 2019 Residenzen. D.h. wie schon in vielen anderen Fällenwerden mehrere Grundstücke auf einmal gebaut.


    Der Straßenverlaufauf der linken Seite Richtung Waldplatz derzeit.


    Friedrich Ebert-Straßerechtsseitig in Blickrichtung Waldplatz

    Damit sich die Baufirmenschon mal darauf einrichten können, wie der Wasserlauf in ungünstigen Fällenwie 1954 ist:

    Fotograf unbekannt

    Hier kommt dann das Wasseran der Friedrich-Ebert-Straße 89 heraus.

    Die VergleichsaufnahmeFriedrich-Ebert-Straße vom 12.4.2005.

    Vergleich 25. Juni 2017

    Die Sicht von derehemaligen Gartenseite des Hauses. Zu sehen ist hier auch dieFriedrich-Ebert-Straße 76.

    Hier nochmal einzeln,bereits vor Jahren "saniert". (Das Fotos lasse ja jetzt malweg.)

    gelaufen am 18.7.1908 nach Stuttgart

    Inzwischen ist das "sanierte" Gebäude vollständig leerstehend - wie weiterhin schätzungsweise 30% in Leipzig, wo ganzeStraßenzüge unbelebt (um nicht so sagen "tot") sind.

    Nun räume ich wieder denPlatz für das eigentliche Thema. Nachtragend sei noch erwähnt, daß esnatürlich weitere Initiativen zu anderen Gebäuden gab, wo weder HinrichLehmann-Grube noch Wolfgang Tiefensee "Gesicht" zeigten.
    Die Stadtverwaltung hatteoffensichtlich mit anderen Dingen s.o. zu schaffen ...

    Vergleichsfoto 12. April 2005

  • Erst einmal Danke für deinen Bericht. Es scheinen ja erschreckende Zustände in Leipzig geherrscht zu haben.

    Hast du Infos wem das Grundstück heute gehört und hast du noch Detailaufnahmen der Fassade?

    APH - am Puls der Zeit

  • Inzwischen ist das "sanierte" Gebäude vollständig leerstehend - wie weiterhin schätzungsweise 30% in Leipzig, wo ganzeStraßenzüge unbelebt (um nicht so sagen "tot") sind.

    Ich dachte immer, dass Leipzig als eine der wenigen Städte in den östlichen Bundesländern Zuzüge zu verzeichnen hat. Wie erklärt sich dann die hohe Leerstandsquote?

  • Ich dachte immer, dass Leipzig als eine der wenigen Städte in den östlichen Bundesländern Zuzüge zu verzeichnen hat. Wie erklärt sich dann die hohe Leerstandsquote?

    Ohne es jetzt aus dem Stehgreif verifizieren zu können, halte ich die Zahl von 1/3 auch für viel zu hoch angesetzt. Leipzig wächst in einem fast erschreckenden Tempo und soweit ich weiß, schrumpft der Leerstand sehr und erreicht schon in wenigen Jahren eine Quote, die der gewöhnlichen Leerstandsquoten entspricht und als Puffer für Umzüge benötigt wird. Damit steigen auch die Wohnungspreise. Es herrscht auch großer Neubaubedarf, mehrer Siedlungen von je 2.000 WE sind in Planung (uA. hinter dem Bayerischer Bahnhof und auf dem Gelände des Freiladebahnhofs) da sich der Wohnungsmarkt bald nicht mehr aus reaktivierten Leerständen speisen kann. Momentan werden jedoch überwiegend hochpreisige Wohnungen gebaut (was leider nicht unbedingt schönere Häuser bedeutet).

    Recht Informativ dazu auch u.A. folgende Stränge aus dem DAF-Forum:

    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthread.php?t=12993

    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthread.php?t=11840

  • Also ich schreibe keine Berichte, sondern bemühe mich nur, einiges auszugsweise mit Originalquellen zu dokumentieren. Da das Thema Friedrich-Ebert-Straße 81 quasi belegt war, wollte ich mich nicht extra auch noch reindrängeln. Hierzu wurden ja Empfehlungen ausgesprochen. Jedenfalls wird sich vermutlich nicht der gleiche Investor wie gen Waldplatz damit betutteln wollen.

    Wenn ich so vermessen war, 30 % Leerstand zu nennen, so ist auch dieses nur dem praktischen Erleben geschuldet.

    Dazu ist festzustellen:

    1. Es wird derzeit "wie verrückt" gebaut.

    2. Es gibt Zuzüge.

    3. Aber die vielen Neubauten müssen auch erst einmal gefüllt werden. Wer möchte schon gern statt in Villen in klotzigen viereckigen "Stadtvillen" leben? Der Leerstand bei hochpreisigen Wohnungen wurde schon angerissen. Zudem sind nach der "Wende" sanierte Wohnungen und Häuser bereits wieder reif ...

    Das Kriterium für die 30 % sind insbesondere die Leipziger Ausfallstraßen mit viel Verkehr, Lärm und Dreck. Es gibt ja so einen großen Anbieter, wo man sich spaßenshalber veraltete Aufnahme vom Leipzig anschauen kann. Und da empfehle ich, sich nicht von geschönten statistischen Zahlen beeindrucken zu lassen. Also es ist nur zu kleineren Teilen die
    Friedrich-Ebert-Straße. Aber man schaue sich z.B. folgende Straßen genauer an: Georg-Schwarz-Straße, Georg-Schumann-Straße, Lützner Straße, Breite Straße, Wurzner Straße, teils immer noch Riebeckstraße und und und

    Zudem gibt es viele verschlissene DDR-Bauten wie in der Südvorstadt.

    Wie gesagt, wenn sich irgendwie eine Verortung über Galileo gelegentlich mal einrichten läßt, könnte man das systematisch dokumentieren.

    Derweil an dieser Stelle gemäß Thema nur ein Foto, falls die Frankfurter Wiesen mal wieder überschwemmt werden
    und die Straßenbahn dann eben nicht mehr unter Wasser an der Arena vorbeikann.

    Waldplatz 1954 (Fotograf nicht bekannt)

    Vergleich: Situation im Jahre 2014