• Klingt irgendwie nach - Hilfe, außer Schulklassen und ein paar Touris kommt niemand mehr und irgendwie müssen wir ja Geld verdienen. Immerhin war dieses KZ weder einzigartig (abgesehen von der topographischen Aussicht) noch ist dort noch viel erhalten - bei Auschwitz würde ich das ja noch einsehen, aber hää - Buchenwald? Da gibt es mindestens 1000de andere Stätten die wirklich bei einem Welterbetitel eher zu unterstzützen wären.

    Egal, die Stadt Weimar finde ich wirklich einen Augenschmaus -wie überhaupt sehr viele Städtchen in Thüringen!

    Wirklich interessant ist jedoch dieser Verein, der Fachwerkhäuser rettet - habe ich gerade auf der tlz Seite gesehen!

    http://www.tlz.de/web/zgt/politi…Juwel-877373722

  • Zitat

    Immerhin war dieses KZ weder einzigartig (abgesehen von der topographischen Aussicht) noch ist dort noch viel erhalten - bei Auschwitz würde ich das ja noch einsehen,

    ein KZ als WELTERBE???
    Das find ich schlicht und ergreifend ein wenig pervers.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • In Weimar wird die kleinteilige Wiederbauung des Bereichs Borngasse - Hinter der Badestube geplant.
    Auch bei diesem relativ bescheidenen Vorhaben (um etwa 10 Gebäude wird es hier wohl gehen) bleibt der Clash der Ideologien nicht aus. :blah:
    Ich zitiere:

    Zitat

    "Baudenkmalpfleger Hermann Wirth sprach in der Versammlung von einem Flächendenkmal und forderte dessen denkmalgerechte Bebauung". Man solle eine Kopie der Badestube erwägen. Denkmalgerecht bedeute nun aber nicht die Rekonstruktion des Verlorenen, entgegnete Klaus Jestaedt. Man müsse dort auch unserer Epoche architektonisch Raum geben. Auf allgemeine Zustimmung traf indes Architekt Oswald W. Grube, der vorschlug, zumindest die Kubatur der Badestube wieder herzustellen"

    - Sprung zum Qualitätsmedium: TA: Historisches Weimarer Stadt-Quartier soll neu bebaut werden
    - Bing Ansicht

    Falls nicht gesondert erwähnt: die Bilder sind selbst erstellt.

  • Es ist halt so, dass die heutige Architektursprache ein Griff ins Klo ist. Oftmals ist eine Reko die beste Lösung, als weitere Bausünden in die Umgebung zu setzen. Die Architekten haben eben Nachhilfebedarf in ihrer eigenen Disziplin - ohne Fundamentalwissen wird das auch in 100 Jahren nix mehr werden. Im Mittelalter war das Wissen der alten Ägypter und Griechen ebenfalls teilweise verschüttet - so verhält es sich mit der heutigen Architektursprache, bei der essentielles Wissen der meisterhaften Vorväter erst langsam wieder eine Renaissance erfährt.

    „Modernität kann im Gewande der Vergangenheit hervortreten. Das ist eigentümlich für alle Renaissancen.“

  • War gerade in Weimar - eine wunderschöne Stadt, die fast durchgängig (anders als Mühlhausen sad:) ) saniert ist. Allerdings wurde ich am sehr schönen Herderplatz auf dieses Projekt aufmerksam:

    herderplatz - gildehaus.reich architekten BDA

    :gutenacht:

    Positiv ist aber, dass die gesamte Bebauung der West- und Nordseite jetzt saniert wird. Die hat es wirklich nötig. Bis jetzt wurde nur das Herder-Haus saniert.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Auch ich war kürzlich in Weimar, und das Neubauprojekt am Herderplatz ist mir übel aufgestoßen (ehrlich gesagt, mein erster Gedanke bezog sich auf dieses Forum :zwinkern: ). Wieder einmal die Vergewaltigung eines bedeutsamen Hauses - was auch sonst? Brutalst hat man die Mauer zwischen den Holzsparren rausgeschlagen, um diese architektonische Missgeburt davorzuklatschen, und das, obwohl der Platzgewinn durch die blockierenden Holzpfähle (die offenbar als einziges unter Denkmalschutz stehen, HAHA :kopfwand: ) gegen Null tendiert. Und zu guter Letzt: als Krönung selbstfixierter Inkompetenz wird ebendiese hervorstehende Ecke auch noch platzprägend!

    Langsam gewinne ich Einblick in den Arbeitsalltag eines klassischen Vertreters Modernistischer Verfremdung... drink:)

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Was um alles in der Welt ist ein "STARKER SOLITÄR" ? Doch nicht etwa dieser wunderhübsche, "geometrisch klare Körper", den man wagt, als neues Bauhaus Museum zu offerieren. Einmalig an diesem Bauwerk ist nur, dass es uns nichts aber auch gar nichts vom weltberühmten
    BAUHAUS zu sagen vermag.


  • Schon das Erscheinungsbild des verlinkten Artikels versetzt mich geradezu in Rage. Oben wird mit dem Geist Weimars in Form von Goethes Gartenhaus gepunktet und darunter finden wir das von Lobeshymnen umgebene Antlitz dieses bahnbrechenden Meilensteins von innovativer Architektur, Weimars zukuenftiges Bauhaus-Museum. Geradezu erschuetternd, dass dieser Jubeltext offenbar von der Klassik Stiftung Weimar stammt. disgust:)

  • Winfried Nerdinger, ein Architekturhistoriker an der TU München, erläuterte vor kurzem seinen Standpunkt bezüglich möglicher Reko des Bachhauses. Und anders als viele seiner Kollegen sieht er Rekonstruktionen nicht als Betrug oder Fälschung, solange die Wiederholung erkennbar bleibt. Zitat:


    Zitat

    "Alles, was man in Istanbul an Minaretten sieht, wurde schon mindestens dreimal wiederaufgebaut", zählt er Beispiele für Rekonstruktionen auf, die nie in Frage gestellt wurden und über den Wiederaufbau der Sakralbauten nach dem Zweiten Weltkrieg sei nicht einmal diskutiert worden. Dagegen wäre ein neuer Entwurf nicht in der Lage, einen authentischen räumlichen Eindruck zu vermitteln, selbst dann nicht, wenn er am authentischen Ort gebaut werden würde. Nerdinger, der im Rahmen der Bach-Biennale im Schießhaus zu Gast war, ermuntert die Weimarer die Frage der Rekonstruktion des Bach-Hauses "entkrampft" zu diskutieren.


    "Bach in Weimar": Debatte zur Rekonstruktion des Bach-Hauses – Weimar | TLZ

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Haus rekonstruiert wird - schliesslich steht die erdgeschossfassade noch, was eine Reko problemlos legetimiert. Hier eine Visualisierung von Hummel:

    Bach-Biennale Weimar: Verein hofft noch immer auf Bachhaus – Weimar | TLZ

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Ich finde direkte Demokratie ein wichtiges Mittel der Partizipation, man muss aber aufpassen, dass es nicht zu inflationär gebraucht wird. Mittlerweile gibt es zu allem derart viele Petionen, Aufrufe zu Bürgerbegehren etc. Dass ich mir so langsam Sorgen mache, dass es nicht Instrumente zum Stillstand werden. Man wird es bei den neuen Stromtrassen und in Zukunft wohl bei allen Großprojekten sehen. Ich habe große Zweifel ob z.B. ein System wie die Eisenbahn heute noch durchsetzbar wäre.

    APH - am Puls der Zeit

  • Sicher gibt es mittlerweile für jeden Quatsch eine Online-Petition. Aber viele davon erreichen (glücklicherweise) gar nicht die erforderliche Unterschriftenzahl. Gäbe es dieses Mittel nicht, würde sich die Bevölkerung wahrscheinlich bei Großprojekten viel öfter mal als "Wutbürger", auf der Straße, Gehör verschaffen :smile:

    Oft wäre es mir auch lieber, die Politik würde einfach allein entscheiden. Die Bevölkerung ist eben egoistisch. Jeder will den Atomausstieg, aber niemand möchte eine Stromleitung in seiner Nähe. Bezahlen lieber auch nicht. Alles was mit Kosten verbunden ist, wird sehr schnell abgelehnt.

  • Das zum einen und zum anderen sollte jeder, der schon mal vor Ort war, wissen, dass hier eine Reko des Bachhauses bzw. ein angepasster Neubau durchaus sinnvoll wäre.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Auf Anhieb würde ich ja sagen, das ist die Südostecke des Marktes bei der Kollegiengasse.

    Aber wo ist das denn jetzt, in welcher Straße, an welchem Platz? Ich kenne jetzt nicht alle Parkplätze und Baulücken in Weimar. Hat jemand Bilder davon?

    Scheint aber doch dort zu sein, woran ich als erstes gedacht habe. Dabei mag ich Weimar überhaupt nicht. Und dementsprechend schlecht kenne ich mich dort aus.

    Nach aufwendigem Durchblättern der Weimar'schen Galerie kommt nach endlosen Gründerzeitvierteln dann doch endlich mal was von der Altstadt:

    Platz der Demokratie

    Diese Mauern gehörten zu dem Eckhaus[,] in denen [sic!] Johann Sebastian Bach mehrere Jahre wohnte. Dieses muss rekonstruiert werden!!

  • Hallo,

    stimmt nur fast. Im Eckhaus hat er nicht gewohnt, sondern in dem Haus rechts daneben. Links geht es zum Platz der Demokratie mit Fürstenhaus und Anna Amalia Bibliothek, rechts ist das Hotel zum Elefant am Markt angerissen. Beim Gebäude selbst handelt es sich um das ehemalige Hotel zum Erbprinzen, welches durch Zusammenlegung zweier älterer Häuser (das linke davon die Wohnstädte Bachs von 1708-1717). Die bis heute erhaltenen Keller stammen noch vom alten Haus. Durchaus möglich dass der alte Bach dort seine Weinflaschen lagerte, die dann unter anderem zur Taufe von Johann Friedemann oder Carl Philipp Emanuel geleert wurden. Im 19. Jh. stiegen in dem Hotel im übrigen fast alle Musikergrößen der Zeit ab, wenn sie denn in Weimar waren. Dass dort was geschehen muss, wenn man diese Parkplatzödnis sieht, dürfte eigentlich klar sein.

    Noch mehr Visualisierungen gibt es auf der Webseite des Vereines. Dort einfach mal 1700 und 1900 aufklappen. Hatte dies auch auf ARSTEMPANO (mit weiteren Links zur Bachbiennale) in den News mit angesprochen, denn einerseits hatten wir die Visualisierungen damals erstellt und andererseits finde ich diese Leerstelle dort wirklich katastrophal.

    Die Petition zu unterstützen kann ich von mir aus daher nur empfehlen. Wie ein Gebäude dann dort später mal aussieht, steht auf einem zweiten Blatt.

    Beste Grüße Andreas